NACH DEM TOD
Kein Platz auf dieser Welt
ist mein Zuhaus, nach dem Tod.
Niemals atme ich mehr
ein und aus, nach dem Tod.
Bringe niemals mehr
ein Wort heraus, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s
besser nochmal hier.
Ich spüre niemals mehr
den Lauf der Zeit, nach dem Tod.
Ich merke weder Schmerz
noch Einsamkeit, nach dem Tod.
Zum Schreiben ist mein Stift
nie mehr bereit, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s
besser nochmal hier.
Lust und Freude mir wohl
kaum noch bleibt, nach dem Tod,
nutzlos man sich bloß
die Zeit vertreibt, nach dem Tod,
keiner fragt, ob man was
unterschreibt, nach dem Tod,
drum glaub ich, tu ich's
besser noch mal hier.
Von jedem Zwang bin ich
dann frei, nach dem Tod.
Alles ist für mich dann
einerlei, nach dem Tod.
Niemals trag ich meinen
Teil mehr bei, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s
besser nochmal hier.
Hab kein’ Trotz mehr, wenn ich
mich erschreck, nach dem Tod,
Mut hilft mir nicht mehr
aus dem Versteck, nach dem Tod,
Widerstand zu leisten
hat kein' Zweck, nach dem Tod,
Drum glaub ich, tu ich's
besser noch mal hier.
Ich seh nie mehr der Sonne
helles Licht, nach dem Tod.
Hell und dunkel unterscheid
ich nicht, nach dem Tod.
Gegen Mord hat mein Schrei
kein Gewicht, nach dem Tod.
Drum glaub ich, schrei ich
besser nochmal hier.
Dreiste Lügen stören mich
nicht mehr, nach dem Tod.
Ich frag auch nicht mehr „Wie“ und
„Wann“ und „Wer“, nach dem Tod.
Und stolz bereit zum Tod leb ich
nicht mehr, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s
noch, solang ich hier.
Kein Platz auf dieser Welt
ist mein Zuhaus, nach dem Tod.
Niemals atme ich mehr
ein und aus, nach dem Tod.
Bringe niemals mehr
ein Lied heraus, nach dem Tod.
Drum tu ich’s besser noch,
drum tu ich’s besser noch,
drum tu ich’s besser noch
solang ich hier…
„When I’m Gone“ Phil Ochs
Deutscher Text: Gerd Schinkel