Das erste, was ich seh,
wenn ich verschlafen morgens
aus der Wäsche schau – genau!
Der Himmel, der ist
entweder verhangen oder
ohne Wolken blau – genau!
Ich geh mich zu erleichtern,
und die Kacheln auf dem Klo
sind weiß und grau – genau!
Ich drück die Spülung,
wobei ich beglückt dem so
Verschwindenden nachschau‘ –
genau!
Draussen ist der Rasen feucht,
denn an den Gräsern
glitzert noch der Tau – genau!
Ich dusch mich, und mein Shampoo,
das ich auf die Haare spritze,
das ist blau – genau!
Zum Abtrocknen nehm ich mir
von der Heizung dann
ein Handtuch dunkelgrau –
genau!
Zieh mich an und geh
zum Frühstück, da sitzt
schon ne ganze Weile meine Frau –
genau!
Im Radio, da hör ich:
Auf den Straßen
kilometerlanger Stau – genau!
Gut, dass ich hier sitze, denk ich,
während ich nun aus
dem Fenster schau – genau!
Ich guck mal, was ich essen möchte,
und seh auch, was isst
grad meine Frau, genau!
Porridge oder Müsli –
und da drin sind ein paar
Beeren, die sind blau, genau!
Ich les was in der Zeitung,
dass ich beinah meinen Augen
nicht mehr trau, genau!
Irgendwo ist doch tatsächlich
immer noch so ein
Atomkraftwerk im Bau, genau!
Das schockt mich so, dass ich dann
auf dem Brötchen erst mal
nicht mehr weiter kau, genau!
Da tropft mir Marmelade runter,
so dass ich die Hose
mir versau - genau!
So ein Scheiß.
Draussen in der Nachbarschaft,
da röhrt ein SUV
und macht Radau, genau!
Und dem Hund der Nachbarin
gefällt das nicht, darum
bellt er Wauwau, genau! Wauwau
Er ist von einer Rasse,
die ist seltener, die Zunge,
die ist blau, genau!
und die heißt, soweit
ich mich erinnere, tatsächlich
auch Chow-Chow – genau,
Schau, schau…
Ich treffe ein paar Leute,
nehm den Schirm mit, weil ich
nicht dem Wetter trau, genau!
Mein Portemonnaie ist beinah leer,
ich hab nur einen Schein noch,
der ist blau, genau!
Dann fahr ich mit der Straßenbahn,
weil ich da gerne
aus dem Fenster schau, genau!
Am Ziel steig ich dann aus
und geh die Treppen hoch
in einen großen Bau – genau!
Da sitzen ein paar Leute,
die sind informiert und reden
ziemlich schlau, genau!
doch was sie sagen, hör ich nicht,
weil ich mir lachend
auf die Schenkel hau, genau!
Die Schenkel werden in der Hose
davon nach und nach auch
grün und blau, genau!
Die Leute merken gar nicht mehr,
die sagen fast nach
jedem Satz genau – genau!
Sagt einer hinter jedem
seiner Sätze zur Bestätigung
„Genau“, genau!
Vermutlich nimmt der an,
dass ich dem Inhalt deshalb
auch viel mehr vertrau, genau!
Weil ich die Wahrheit nicht bezweifle,
und nicht plötzlich glaube,
rot sei blau, genau!
glaub ich, dass ich ihm, wenn’s
kein anderer tut, das Wort
aus seinem Wortschatz klau. Genau!
Damit es klar ist, sag ich‘s
noch mal laut und deutlich,
ziemlich frech und rau – genau!
Das sind beileibe nicht nur Männer,
die so reden, auch so
manche Frau, genau!
Und wenn ich mich darüber
dann sogar auch noch
zu singen mutig trau – genau!
Dann sei mir nicht mehr böse,
wenn ich dir danach
nett in die Augen schau – genau!
Copyright Gerd Schinkel