MANHEIMER MAHNMAL

 

 

 

 

Wo einst Häuser standen,

 

sieht’s nun aus wie zerbombt.

 

Wer lässt sowas zu, erlaubt,

 

dass es dazu kommt?

 

Wo sind all die Menschen?

 

Die Straßen sind leer.

 

Zeichen von Leben

 

gibt es längst nicht mehr.

 

 

 

Die Kirchenfenster

 

vernagelt und dicht.

 

Nirgends Erleuchtung,

 

keine Gnade, kein Licht,

 

verlassen vom Glauben,

 

von Pfaffen, vom Kreuz -

 

kein Bischof zeigt Reue,

 

niemand bereut’s…

 

 

 

Refrain:

 

Nur Trümmerlandschaft

 

soweit wie man sieht -

 

im Jahr 75

 

nach dem furchtbaren Krieg.

 

Die Kirchen, die reckt sich

 

im Trotz himmelwärts -

 

kein Triumph, sondern Ohnmacht -

 

für die Menschen bleibt Schmerz.

 

 

 

Sicherheitspersonal

 

parkt ganz in der Näh‘ -

 

wer tritt dem Allmächtigen

 

hier auf den Zeh?

 

Wer rüttelt an Zäunen

 

im heiligen Zorn?

 

Wer fügt sich darein?

 

Gibt sich selber verlorn?

 

 

 

Manheim zerstört –

 

nur ein Trümmerfeld bleibt

 

Wer die letzte Notiz nun

 

ins Kirchenbuch schreibt?

 

Abgehakt die Geschichte,

 

genauso der Ort?

 

Wer nennt die Schuldigen

 

nicht mal mit einem Wort?

 

 

 

Refrain:

 

Nur Trümmerlandschaft

 

soweit wie man sieht -

 

im Jahr 75

 

nach dem furchtbaren Krieg.

 

Die Kirchen, die reckt sich

 

im Trotz himmelwärts -

 

kein Triumph, sondern Ohnmacht -

 

für die Menschen bleibt Schmerz.

 

 

 

Kein Feuer, kein Erdbeben,

 

weder Stürme noch Flut.

 

Die Natur zeigt nicht immer

 

gnadenlos ihre Wut…

 

Der Mensch kann zerstörn

 

ohne Bomben, Krieg und Hass –

 

Treibt ihn nur Gier

 

zur Vernichtung mit Spaß.

 

 

 

Zerstörend das Werk

 

einer gierigen Brut,

 

mit Absicht geplant.

 

sie weiß, was sie tut.

 

Die sich selbst „christlich“

 

zu nennen sich traut -

 

abgeräumt alle Gräber –

 

und die Stille schreit laut…

 

 

 

Refrain:

 

Nur Trümmerlandschaft

 

soweit wie man sieht -

 

im Jahr 75

 

nach dem furchtbaren Krieg.

 

Die Kirchen, die reckt sich

 

im Trotz himmelwärts -

 

kein Triumph, sondern Ohnmacht -

 

für die Menschen bleibt Schmerz.

 

 

 

Lasst die Kirche so stehen:

 

Verrammelt, versperrt -

 

als Manheimer Mahnmal,

 

der Erinnerung wert,

 

dem Vergessen entrissen,

 

zum Gedenken bewahrt,

 

wo man trauert mit Würde,

 

Heucheleien sich spart.

 

 

 

Wo man Einsichten findet,

 

zu begreifen begehrt –

 

der Frage nicht ausweicht,

 

wie lang Ewigkeit währt,

 

wo die Sinnsuche endet,

 

weil doch jeder Sinn fehlt,

 

geht es nur um Profit,

 

und nichts anderes zählt.

 

 

 

Copyright 2020 Gerd Schinkel