JAHRESBÄUME-ALLEE
Die Bäume des Jahres stehn
aufgereiht an der A4.
Man staunt einen Augenblick, fragt,
warum stehn die bloß hier?
am Straßenrand schräg auf der
Böschung und fast ohne Halt -
wäre ihr Platz denn nicht besser
im Hambacher Wald?
Vier bis fünf jeder Sorte,
die schon mal Jahresbaum war,
eine Bio-Museums-Allee –
als Idee wunderbar...
Aber wer dann erfährt, wie doch
hier der Zusammenhang ist,
sieht, die RWE-Umsetzung
ist nur ein zynischer Mist.
Die Autobahn wurde verlegt,
auf nen neuen Verlauf,
weiter vom Tagebau weg,
man sieht nun nicht mehr drauf,
wird von der RWE-Mondlandschaft
nicht mehr geschockt,
wird damit auch nicht
zu lauten Protesten gelockt.
Zwischen Kerpen und Düren
die Strecke gefällig gesäumt,
schonungslos dafür im
Hambacher Wald abgeräumt.
Das Grundwasser abgesenkt,
für jede Wurzel zu tief -
kein Fluss und kein Bach ohne
Hilfe von Pumpen mehr lief.
Hainbuchen, Stieleichen
wiegen sich sachte im Wind,
die Bäume, die ewig im
Hambacher Wald prägend sind,
neben Asphalt in den Fahrtwind
zur Schau ausgestellt -
die Menschen dafür um den
Wald ihrer Heimat geprellt.
Etwa 200 Bäume am Stand-
streifen an neuem Platz,
gepflanzt und gemeint
allen Ernstes als ein Ersatz.
Sie stehen verloren im
Abgasgift am Strassenrand -
vom Hambacher Wald blieb nicht viel,
dort, wo er ewig stand.
Viele Bäume stehn mickrig
und halb vertrocknet am Hang.
Man kann deutlich sehen,
die stehn hier bestimmt nicht mehr lang,
doch die Symbolik, die trifft
auf den Punkt ganz genau –
was man kümmerlich abzieht,
ist nur eine peinliche Show.
Die Bäume des Jahres
stehn aufgereiht an der A4.
Man staunt einen Augenblick,
fragt, warum stehn die bloß hier?
am Straßenrand schräg auf der
Böschung und fast ohne Halt -
wäre ihr Platz denn nicht
besser im Hambacher Wald?
Copyright Gerd Schinkel