HASENFUSSBLUES
Ich seh immer wieder gern
die Polizei von ziemlich fern,
am liebsten hab ich es,
wenn ich sie gar nicht seh,
weil ich nun mal
auf Polizisten nicht so steh.
Ich weiß zu gut noch, wie es war,
als ich mit eignen Augen sah,
wie sie auf Demonstranten
losging‘ mit Gewalt,
und selbst vor Kindern gab’s
kein Zögern und kein Halt.
Ich bin nicht mutig, eher scheu,
und was ich sah, war für mich neu,
ich hätt es nie geglaubt,
hätt ich’s nicht selbst gesehn.
Ich sagte mir, halt dich da raus,
wie siehst du sonst am Ende aus,
und willst du, dass dir nichts passiert,
solltest du gehn…
Refrain:
II: Ich glaub, ich tu‘s,
ich glaub, ich tu’s –
ich hab so Schiss –
und krieg den Hasenfuß-Blues. :II 2x
Ich war am Waldrand, um zu sehn,
und dann vielleicht auch zu verstehn,
wie etwas kommen kann,
was niemand wirklich will,
ich grüble oft darüber nach
und schweig dann still
Inzwischen ist mir nicht mehr klar,
ob es so war, wie ich es sah,
Wie kann es sein, dass man
Erlebtes nicht begreift
und es als Trauma
unablässig mit sich schleift.
Die Gründe, die es dafür gibt,
warum man Schuld weit von sich schiebt,
sich in der Rolle
als Beobachter gefällt,
wird immer neuer Hass entfacht,
ohne dass einer mal erwacht,
und sich dem Wahnsinn
ohne Angst entgegenstellt
Refrain:
II: Ich glaub, ich tu‘s,
ich glaub, ich tu’s –
ich hab so Schiss –
und krieg den Hasenfuß-Blues. :II 2x
Ich seh, die Blauen rücken an
und rätsle, was ich machen kann,
damit die Lage nicht
noch weiter eskaliert -
gibt’s keinen, der noch aufhält,
was jetzt gleich passiert?
Behelmt, mit Schlagstock und mit Schild
sehn sie martialisch aus und wild.
Ich fühl mich so, als
stünd ich unverrückbar quer,
als ob ich in nem
faschen Film Komparse wär…
Ich zittere schon am ganzen Leib,
und frag mich nicht, warum ich bleib,
ich bin gelähmt, beweg mich
keinen Schritt vom Fleck,
bin nicht im Stande mehr zu fliehn,
vor dem, was mir unmöglich schien,
und merk, jetzt bin ich mitten drin,
lauf nicht mehr weg.
Refrain:
II: Ich glaub, ich tu‘s,
ich glaub, ich tu’s –
ich hab so Schiss –
und krieg den Hasenfuß-Blues. :II 2x
Seh manchem Blauen ins Gesicht,
weil das auch ohne Worte spricht,
und was ich sehen kann,
das ist ambivalent,
weil man auch unter Masken
manches gut erkennt.
So mancher Blaue ist gereizt,
manch einer mit Gefühlen geizt,
so mancher fühlt sich
in den Einsätzen verheizt,
bedenkt man, wie sich
der Minister eitel spreizt.
Ich spür von Mitleid keine Spur –
bei manchem seh ich Ängste pur,
die mancher, der da vor mir steht,
kaum kontrolliert.
Schmeiß doch die Ausrüstung in‘ Dreck,
lauf vor dem Missbrauch einfach weg,
am besten gleich – entscheid dich,
eh noch was passiert.
Schlussrefrain:
II: Jetzt komm schon, tu’s,
jetzt komm schon, tu’s –
Hab keinen Schiss,
krieg nicht den Hasenfuß-Blues…:II 4 x
Copyright Gerd Schinkel