FAZIT
Wenn ich getan hab, was ich konnte
und zieh danach die Bilanz:
Wie viel blieb doch unerledigt?
Wie viel schimmert nun im Glanz?
Wie viel könnt ich noch polieren?
Hab ich dafür noch die Kraft,
um den schönen Schein zu wahren –
oder wird der abgeschafft?
Hab ich erledigt, was ich sollte?
Oder manches nicht gesehn,
was doch unvollendet da lag?
Wie mach ich es ungeschehn?
Reicht dafür noch, was an Zeit blieb?
Hab ich auch genügend Licht,
um mich daran zu versuchen –
oder komm ich vor Gericht?
War mir wichtig, was ich musste?
Welche Pflichten drückten schwer?
Welche Zwänge warn die schwersten?
Was erträglich hinterher?
Gibt es etwas zu bedauern?
Oder tut mir gar nichts leid?
Hab ich mich zu Recht geweigert?
Ging ich irgendwo zu weit?
Tat ich stets nur, was ich durfte?
Hab den Sinn nicht hinterfragt?
Mich zu selten durchgerungen
und kaum Widerspruch gewagt?
Blieb zu vieles einfach liegen,
weil es unerreichbar war?
Kann ich alles mir vergeben?
Wird mir manches jetzt erst klar?
Hab ich immer, was ich mochte,
auch gewürdigt, mir gegönnt?
Nichts vergessen, nichts verschoben,
weil ich’s später machen könnt?
Wie viel ist mir so entgangen?
Hab ich Wichtiges verpasst?
Blieb mein Ziel mir stets vor Augen,
greifbar nah – jedoch nur fast?
Hab ich alles, was ich wollte,
dann am Ende auch erreicht?
Steht am Schluss möglicherweise
dann auch nur noch ein „vielleicht“?
Bin ich mit mir selbst zufrieden?
Oder bleibt die Nachsicht aus?
Dann muss ich schließlich damit leben –
anders komm ich da nicht raus…
Copyright Gerd Schinkel