Mit seinem Programm "Zuflucht" mit dem Untertitel "willkommende Lieder" reagiert Gerd Schinkel auf die politische Entwicklung in Europa, speziell in Deutschland. Es geht in diesem Programm mit Liedern um die verstärkte Migration von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten, die bei ihrer Flucht vor Tod, Leid, Elend, Folter und Hunger ihr Leben riskieren, nur um weit entfernt von ihrer Heimat ein Ziel zu erreichen, an das sie ihre Hoffnungen knüpfen.
Das Programm ist kein unterhaltsames Konzertprogramm, sondern eher "harter Tobak". Es umfasst etwa zwei Dutzend Lieder, die eine breite Palette von Themen aufgreifen, die alle auf eine spezielle Weise mit Flucht und Vertreibung, mit Migration und ihren Ursachen und Umständen zu tun haben. Das Liederprogramm "Zuflucht" versucht, zu Flucht, Vertreibung, Ankunft und Empfang, Willkommenskultur und kriminellen Auswüchsen der offenen Ablehnung dieser schutzsuchenden Menschen Aspekte aufzugreifen, die in der kontroversen Diskussion über die Migration und ihre Folgen eine wichtige Rollen spielen.
Der Weg der Menschen, die ihre Heimat verlassen, ist riskant, beschwerlich und nicht zuletzt teuer, weil verbrecherische Schlepper an der Not dieser Menschen verdienen wollen. Der Weg ist gefährlich: Die Fluchtboote, mit denen sie das Mittelmeer überqueren, sind häufig nicht seetüchtig. In den Ländern, die sie auf ihrem Weg durchqueren, sind sie nicht willkommen. Die große Anzahl der Menschen, die unterwegs sind, um ein besseres Leben zu finden, erschreckt viele derjenigen, die in den Ländern leben, die zu durchqueren sind - und auch dort, wo die Migranten hin möchten, gibt es neben denjenigen, die sie mit offen Armen empfangen, auch viel zu viele Leute, die den Migranten nicht nur unfreundlich und ablehnend, sondern sogar offen feindselig und aggressiv begegnen.
Was Gerd Schinkel in seinem Beruf als politischer Hörfunkjournalist jahrzehntelang gemacht hat, nämlich das Zeitgeschehen kritisch zu registrieren und zu bewerten, verbindet er nun mit dem, was er genauso lange leidenschaftlich freiberuflich gemacht hat, nämlich dem Schreiben und Singen aktueller Lieder, um so Denkanstöße zu geben und zur Meinungsbildung beizutragen, aber auch in der Hoffnung, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Menschlichkeit ihren Stellenwert behält.
Das Manuskript des kompletten Hörbuchs "Zuflucht - willkommende Lieder"...
Doppel-CD (Kurzversion)
(mit Links zu den Erstveröffentlichungen auf meinem Youtube-Kanal, weitere Verlinkungen
folgen, sobald ich die Lieder bei Youtube eingestellt habe...)
02 Waffenhandel
03 Vanuatu
06 Meerblick
07 Die Route
09 Willkommen
12 Unglaube
13 Paris
14 Die Ankunft
16 Ermunterung
18 Nachts um drei
20 Bescheuert
21 Momente
22 Teufel, du schreckst mich nicht
Zuflucht gekürztes Konzertprogramm
(Änderungen aktuell nicht ausgeschlossen)
01 Das Meer ist weit
02 Waffenhandel
03 Vanuatu
04 Der getürkte Putsch
05 Meerblick
06 Die Route
07 Jenseits der Grenze
08 Geh, Flüchtling, geh
09 Charlie Hebdo
10 Unglaube
11 Paris
12 Die Ankunft
13 Wenn die Mehrheit schweigt
14 Verlorene Würde
15 Nachts um drei
16 Mutters Worte
Zugaben:
17 Bescheuert
18 Momente
19 Teufel, du schreckst nicht
Zusatzoptionen:
20 Die Insel „Dochnichtda“
21 So wird alles anders
CD1
01 Wie weit würdest du gehen?
02 Das Recht, ein Mensch zu sein
03 Das Meer ist weit
04 Waffenhandel
05 Vanuatu
06 Der getürkte Putsch
07 Geh, Flüchtling, geh
08 Migranten
09 Migration
10 Sie wollen leben
11 Meerblick
12 Die Route
13 Jenseits der Grenze
CD 2
01/14 Willkommen
02/15 Gebt endlich Frieden
03/16 Anderes Kind
04/17 Leben zählt
05/18 Charlie Hebdo
06/19 Unglaube
07/20 Wie kommt ihr darauf
08/21 Paris
09/22 Zähneknirschen
10/23 Herr Polizeipräsident
11/24 Angst
12/25 Dresden
13/26 Zuflucht
14/27 Die Ankunft
15/28 Lemminge
CD3
01/29 Wenn die Mehrheit schweigt
02/30 Am Galgen
03/31 Glaubst du, grad du
04/32 AfD
05/33 Ungeliebte Nachbarn
06/34 Ja, aber
07/35 Gutmensch
08/36 Da müssen wir durch
09/37 Ermunterung
10/38 Jetzt aber
11/39 Vor Augen
12/40 Irgendwo
13/41 Verlorene Würde
14/42 Einfach
15/43 Nachts um drei
CD4
01/44 Sie legen es drauf an
02/45 Mutters Worte
03/46 Momente
04/47 Teufel, du schreckst mich nicht
05/48 Nie zu spät
06/49 Gegen das Schweigen
07/50 Sprache
08/51 Mit dem Mund
09/52 Bescheuert
10/53 Mein Europa
11/54 Gamino
12/55 Der Tropfen auf dem heißen Stein
13/56 Sei still
14/57 Trotzige Alte
15/58 Nach dem Tod
16/59 Worauf wartest du noch
CD 5
01/60 Freunde, seid wach
02/61 Platzverlosung
03/62 Platzverweis
04/63 Schulterschluss
05/64 Klimagipfel
06/65 Prima Klima
07/66 Taub oder blind
08/67 Falle
09/68 Brauchen wir nicht
10/69 Frieden
11/70 Vierzehnter Juli
12/71 Im Weg
13/72 Nacht über Chile
14/73 Muss was passiern
15/74 Die Insel „Dochnichtda“
16/75 So wird alles anders
Manuskript
01 MOD: WIE WEIT WÜRDEST DU GEHEN
Kann du sie auch nicht mehr hören? Diese immer wieder als Neuigkeiten verkauften Schreckensnachrichten aus aller Welt, von Krieg, Mord und Totschlag, Angst und Folter, Not und Elend, Hunger, Flucht und Vertreibung, Unwetter, Überschwemmungen, Erdbeben, all diese Katastrophen… kannst du es auch nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr ertragen?
Tja – mach was dagegen… Die Welt ist, wie sie ist, nd mach mal was gegen Erdbeben… Gegen Hunger, na ja, man könnt ja was essen, und bei Regen einen Schirm aufspannen, und gegen Überschwemmungen vielleicht einen Deich bauen. Gegen Mord und Totschlag? Hilft gar nichts – Menschen sind nun mal so.
Elend und Not? Tja – vielleicht ein bisschen weniger an sich denken… zur Folter nicht einfach schweigen, Flucht und Vertreibung nicht tatenlos geschehen lassen. Und Krieg?
Da muss man doch was tun… Aber was? Und wo? Und wann und wie? Wie weit würdest du gehn? Wie weit würdest Du gehn?
01 Wie weit würdest du gehn DD/0
Sag mal, wie weit würdest du gehn? D
Lass mal hörn, lass mal sehn, D/C#
was lässt du liegen, lässt du stehn, um aufzustehn? D/C D/H A9
Brems dich nicht mehr, nicht länger ab, D
bring dich nun selber mal auf Trab, D/C#
tu doch nicht so, als wärst du schlapp statt aufzustehn. D/CD/H A9
Wenn du dich aus dem Sessel schiebst, G
bewegst du viel mehr als du gibst. F#
Du kannst es doch genauso tun, wie du beliebst. eA
Zeig, was dich antreibt und bewegt - G
so werden andre angeregt F#
zu einer Lust, die sich nicht legt e
II: und jeden weit nach vorne trägt :II 2x GD GAD
Du siehst, so kanns nicht weiter gehn?
Woran würdest du gern drehn,
um mit dagegen anzugehn, um aufzustehn?
Es gibt viel Elend und viel Not,
so viele Kinder sind bedroht,
und für dich gibt es kein Verbot, um aufzustehn
Magst du, was schief läuft, nicht mehr sehn,
dass nichts geschieht, nicht mehr verstehn?
Komm, tritt mit feste auf die Zeh'n, um aufzudrehn.
Komm in die Pötte, aus dem Quark
Und sei nicht nur mit Worten stark,
komm raus aus deinem Freizeitpark, um mitzugehn.
02 Mod: Das Recht ein Mensch zu sein
Das Recht ein Mensch zu sein – so lautete in der ersten Hälfte der 70er Jahre das Motto einer Kampagne von amnesty international, mit der auf weltweite Folterpraktiken hingewiesen wurde und mit der diese angeprangert werden sollten. Ich hatte damals in diesem Zusammenhang auf einer Veranstaltung der amnesty-Gruppe Bonn meinen ersten Auftritt bei einem politischen Anlass – und fühlte mich herausgefordert.
Amnesty hatte damals für seine Arbeitsweise die eherne Regel – und hat sie aus guten Gründen wohl immer noch –, dass sich die Arbeitsgruppen eines Landes nie um Fälle von Verletzungen der Menschenrechte im eigenen Land kümmern. Den Sinn dieser Regel will ich nicht anzweifeln. Bei dieser Veranstaltung damals aber hatte ich mir erlaubt, mal das Abklopfen zu versuchen, was denn das „Recht, ein Mensch zu sein“, bei uns gilt…
Seit damals sind eine Menge Jahre vergangen, mein Lied hab ich inzwischen ergänzt, um es auch heute noch in aktuelleren Zusammenhängen zu singen, als sie damals von mir gesehen wurden: Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein?
02 Das Recht, ein Mensch zu sein d/0 DD
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein? d/F d/A
Was fällt dir bei dieser Frage ein? d/C d
Denkst du dabei nur an Putsch und Diktatur, d/F D/A
Fundamentalistenwahn und Pressezensur? d/C d
Denkst du nur an Folter, an Kerker, Barbarei - d/C d/E
dann blick dich um in unsrer Freiheit und sag mir: Was heißt hier frei? d/EbA d
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein?
Was ganz konkret, und nicht zum Schein?
Was gilt es am Fließband, im Büro und auf dem Bau?
Was gilt es für den Arbeitslosen, und was für die Frau?
Nur auf Papier steht was von Recht auf Arbeit, gleichem Lohn,
in unsrem Land der Freiheit - der Freiheit grad zum Hohn...
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein?
Obdachlose brauchen mehr als schlechten Wein.
Wenn wieder mal ein Berber in der Nacht krepiert:
Wen kümmert es - wenn auf der Welt so viel passiert...
Für den Flüchtling im Container, den Verfolgten im Asyl
ist selbst im warmen Sommer unser Land erschreckend kühl...
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein?
Nur fressen, schuften, schlafen kann nicht alles sein.
Wie eine Spielfigur schiebt man dich hin und her,
solange man dich brauchen kann - und dann nicht mehr.
Dann wirft man dich auf Seite und du stehst nur noch am Rand,
beleidigt und getreten, mit dem Rücken an der Wand.
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein?
Schließt es das Recht zu leben und zu sterben ein?
Zum Tod verurteilt und im Krieg muss man krepier’n
und darf nicht sterben, will man Lebensqual verlier’n.
Wer schreibt vor, dass du leben musst, entscheidet, dass du stirbst?
Wie frei bist du, wenn du nicht für dich selbst dies Recht erwirbst.
Und was gilt das Recht, ein Mensch zu sein,
will man mit einem Schlauchboot nach Europa rein.
Was gilt es für die Mutter, die verzweifelt flieht,
und nur fern ihrer Heimat eine Zukunft sieht?
Was gilt es für ihr kleines Kind, das Schutz sucht auf dem Arm?
Wenn beide keine Zuflucht finden – sicher, trocken, warm.
Und was gilt das Recht, ein Mensch zu sein,
sperrt man vom Krieg traumatisierte Opfer ein,
hält Grenzen dicht vor denen, die vor Terror fliehn,
will ihnen ihre Pässe vor der Flucht entziehn.
Mit Fremdenhass und Ablehnung ganz offen konfrontiert,
sind sie hier ausgeliefert, eingeschüchtert, drangsaliert…
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein?
Was fällt dir bei dieser Frage ein?
Denkst du dabei nur an Putsch und Diktatur,
Fundamentalistenwahn und Pressezensur?
Denkst du nur an Folter, an Kerker, Barbarei -
dann blick dich um in unsrer Freiheit und sag mir: Was heißt hier frei?
03 MOD: Das Meer ist weit – The Water Is Wide (trad)
Irgendwo in Afrika haben Forscher die bislang ältesten Relikte menschlichen Lebens nachgewiesen. Doch die Wiege der Zivilisation sehen Historiker im vorderen Asien, lang bevor es Orient oder Morgenland genannt wurde. Ganz fern in Ostasien, hinter dem Dach der Welt, gab es ebenfalls schon früh eine weit entwickelte Hochkultur.
Die Menschen dort gingen davon aus, sie lebten im „Reich der Mitte“ und brauchten keine Impulse aus dem Morgenland, erst recht nicht aus dem Abendland, wo es noch längst keine Zivilisation gab. Die brachten erst Menschen mit, die von Ost nach West zogen.
Wenn all diese Menschen in Afrika und Asien und in Europa, womöglich auch noch in Amerika und Australien, alle von frühen menschlichen Vorfahren abstammen sollten, deren älteste Spuren man in Afrika fand, dann müssten diese frühen Nachfahren dieser ersten menschlichen Erdbewohner ganz schön weit herum gekommen sein.
Migranten womöglich…
Vielleicht damals schon auf der Suche nach Nahrung, weil sie Hunger hatten, oder unterwegs, weil sie vertrieben wurden, weil sie nicht bleiben konnten, wo sie waren, weil sie bedroht und verjagt wurden… wie heute… oder weil sie die Sehnsucht fühlten, ihr Glück woanders zu suchen….auch mit Ungewissheit, denn das Meer ist weit
03 Das Meer ist weit DD/0
The water is wide, I can't cross o'er
and neither have I wings to fly.
Give me a boat that can carry two
and we shall sail, my love and I.
Das Meer ist weit, unendlich groß, D G D
mit Flügeln flög ich sofort los... h G A
hätt ich ein Boot mit Platz für zwei f# h I G
nähm ich dich mit - wärst du dabei? G D A G ID
Fliegt Liebe zu, so luftig leicht,
betört ihr Duft, der keinem gleicht.
Nach Glut ist sie bald abgekühlt,
du spürst nicht mehr, was du gefühlt.
Ein großes Schiff durchpflügt das Meer,
ist voll mit Fracht, beladen schwer.
Mich drückt, was ich kaum noch ertrag,
ertrink, wenn ich zu schwimmen wag...
Hebt Liebe dich hoch himmelwärts,
du fühlst dein Leben, spürst dein Herz,
wenn sie erlischt fühlst du dich leer
und so, als lebtest du nicht mehr.
Das Meer ist weit, unendlich groß,
mit Flügeln flög ich sofort los...
hätt ich ein Boot mit Platz für zwei
nähm ich dich mit - wärst du dabei?
04 Mod. Waffenhandel
Wo ist der Anfang? Wo geht es los? Wie beginnt es? Was ist die Henne, was das Ei? Denn - von nichts kommt ja nichts… Die Frage nach den Ursachen…
Irgendwo, vielleicht in Afrika, oder mitten in Asien, unter dem Vordach der Welt am Rande des Himalaja, oder auch in Europa, nördlich des Schwarzen Meeres, oder in Mexikos Regionen, wo Verbrecher herrschen, flüstern Menschen, vor Angst zitternd: „Da… hörst du? Wieder Schüsse… Explosionen…“ Sie klammern sich aneinander, fürchten um ihr Leben. Wenn die Detonationen verklungen sind, träumen sie vielleicht von einem friedlichen Leben in einem Land ohne Bomben und Schüsse, wo ihr Leben nicht bedroht ist, wo sie nicht hungrig fragen, warum sie nichts zu essen haben. Wo sie sich eine Zukunft aufbauen können.
Doch erst müssen sie entkommen, dem Krieg, den Bomben, Kanonen und Gewehren, den Minen und Giftgaswolken, der Gewalt mit all den Toten und Verstümmelten. Dann dürfen sie nicht mehr in Reichweite der Waffen sein, die bei unseren Firmen bestellt, an unseren Arbeitsplätzen mit guten Arbeitsbedingungen von unseren Fachkräften hergestellt wurden, und die unsere zuverlässigen Lieferanten zu den zufriedenen zahlungskräftigen Kunden gebracht haben - und alle am Handel Beteiligten sind zufrieden, weil sie gut verdient oder ein gutes Geschäft gemacht haben, mit Waffenhandel.
04 Waffenhandel e/4
Waffen wecken tödliche Begehren, eDe
sie zu nutzen, immer wann man will und mag, CDe
um zu drohen, unterdrücken, sich zu wehren, eDe
zum Angriff, Abwehr, Erst- und Gegenschlag. CDe
Waffenhändler sind geriss’ne Leute. a6GF-
Wer Waffen herstellt, macht ne Menge Geld. a6GCE
Wer Waffen ordert, hofft auf fette Beute, F- Ga6 a6/G
wenn er bewaffnet sich vor andere stellt. D-H7e
Waffen garantiern gute Geschäfte.
Mit Waffen fühlt sich der, der schwach ist, stark.
Mit Waffen, meint man, hat man viel mehr Kräfte -
Bewaffnet erst fühln manche sich autark.
Waffenhändler müssen darauf drängeln,
dass man gekaufte Ware auch benützt.
Geschmierte Leute gern vernehmbar quängeln,
dass man sich nur mit Waffen wirksam schützt.
Wer Waffen herstellt, die sich gut verkaufen,
sagt gern, er bietet Arbeit, Lohn und Brot.
Doch was bleibt, wenn Geschäfte prima laufen?
Bedrohte Menschen, Angst und Elend, Tod.
Waffen lassen sich gut exportieren, -
Diktatoren kaufen Waffen gern.
Sie wolln nur ungern ihre Macht verlieren,
Waffenhändler gern mit ihn’n verkehrn.
Wo viele Waffen sind, lebt man gefährlich.
Leute fliehn, wenn man auf Menschen schiesst.
Wen wundert’s, wenn sie weg wolln, jetzt mal ehrlich,
dorthin wolln, wo kein Blut in Strömen fliesst.
Wer Waffen herstellt, wird nicht gern beschossen,
und lebt auch gerne lang und gut und reich.
Wer flüchtet, hätt sein Leben gern genossen,
und flieht, bevor er daliegt, tot und bleich…
05 Mod. Vanuatu
Früher, als die westeuropäischen Kolonialmächte, die sich weite Teile der Erde unter den Nagel gerissen hatten, noch unbedrängt ihre Besitztümer verwalteten, gab es im westlichen Pazifik - mit Flugzeugen gewissermaßen Katzensprünge entfernt von der französisch beherrschten Meeresregion, die man für Atomversuche glaubte nutzen zu dürfen - die britischen Ellice-Islands. Sie sind heute unabhängig und heißen „Tuvalu“.
Es gibt das selbstständige Inselreich „Tonga“, das ab und an in unserer Regenbogenpresse Schlagzeilen machte, weil über diese Inselregion, die früher von ihren britischen Kolonialherren „Freundschaftsinseln“ genannt wurde, ein netter korpulenter König herrscht.
Und es gab die französischen „Neuen Hebriden“, die nun „Vanuatu“ heißen. Die Zukunft dieser drei Inselstaaten ist ungewiss. Die Bewohner und ihre Regierungen befürchten, dass sie im Meer untergehen, sollte sich – wie ja zu erwarten ist – der Klimawandel weiter fortsetzen.
Es gibt Menschen, die den Klimawandel bestreiten, die auch abstreiten, dass er von uns Menschen verursacht wird, und die auch nicht einsehen, dass Menschen dagegen etwas tun können. Und so ist abzusehen, dass die Inselbewohner von Vanuatu, Tonga und Tuvalu irgendwann ihre Heimat verlassen müssen, dass sie zu Migranten werden und vielleicht zu uns möchten, weil sie ein Leben in Sicherheit suchen… verursacht dadurch, dass es ihre Heimat gar nicht mehr gibt: wie Vanuatu…
05 vanuatu G/2
Vanuatu - nur die Farben - Gh
die Flagge blieb - doch kein Stück Land… aD
Vanuatu - nicht mal Narben – Gh
nur Wasser, wo sich Land befand. CD9
versunken tief unter Wellen, Cmaj7/5- D9
die Flut ein Inselvolk vertrieb, Ge
die Heimat ging im Wasser unter - aH8CCmaj7/5-’
II: kein Flecken Erde trocken blieb…:II 2x DD9e I CD9G
Vanuatu - deine Farben
auf Stoff gedruckt, sie leuchten bunt.
Vanuatu - nur die Farben -
der Rest liegt auf dem Meeresgrund.
Versunken so wie einst Atlantis,
von dem nicht eine Fahne blieb -
nur Platon wortreich diese Insel
II: mit seiner Phantasie beschrieb…. :II 2x
instrumental
Versunken so wie einst auch Rungholt,
von dem auch keine Fahne blieb
die Nordsee kannte kein Erbarmen,
II: niemand den Untergang beschrieb. :II 2x
Vanuatu - deine Strände,
das Meer dein ganzes Land verschlang
Vanuatu - kam dein Ende,
weil deine Rettung nicht gelang?
Weil die Menschheit blind und sorglos
und egoistisch sich vergaß,
dumm die Erde selbst zerstörte,
II: als hätt sie daran auch noch Spaß? :II 2x
Vanuatu - deine Farben
bekunden deinen Untergang.
Erhalten bleiben sie als Narben,
nachdem das Meer dein Land verschlang.
Die Pegel werden weiter steigen,
und unabwendbar kommt die Flut,
bis dass der letzte Rest der Erde
II: tief auf dem Meeresboden ruht… :II 2x
06 Mod: Der getürkte Putsch
Am Abend des 15. Juli 2016 meldeten die Nachrichten, in der Türkei hätten offenbar Teile der Armee einen Putsch versucht. Schon bald wurde gemeldet, Präsident Erdogan sei in Sicherheit, und nach und nach, im Laufe der Nacht und des folgenden Tages wurde klar, wie schwach die angeblichen Putschisten waren. Sie wurden durch die Anhänger des Präsidenten, die dieser selbst über einen Fernsehaufruf mobilisiert hatte, entwaffnet.
Nun sah Erdogan Grund und Anlass, nach seinem schon lange vorher unmissverständlich angestrebten Ziel zu greifen, nämlich seine Macht auszudehnen und zu sichern. Und die Opposition? Sie ist seitdem eingeschüchtert, Minderheiten müssen mit Verfolgung rechnen, und ins Visier der Regierung sind – neben den Kurden, Armeniern und Aleviten auch anderen Gegnern des Präsidenten geraten, vor allem die Anhänger von Fethullah Gülen, eines im Exil in den USA lebenden geistlichen Oberhauptes der islamistischen sogenannten Gülen-Bewegung. Gülen war bis wenige Jahre zuvor noch mit Erdogan verbündet gewesen. Gülen, so lässt Erdogan wissen, stecke hinter dem Putsch.
Aber war es ein Putsch? Wenn ja, von wem? Gegen wen? Und warum? Und wer sind die Opfer, und wessen Opfer? War es etwa ein „getürkter“ Putsch? Es gibt Unklarheiten…Wohin gehen die, die nicht bleiben können? Die aus Angst fliehen – fliehen müssen, wenn sie nicht in Kerkern verschwinden wollen... Migrations-Ursache Putsch…
06 Der getürkte Putsch a/2
Es war wohl einem Mächtigen die Macht nicht mehr genug – a
Er wollte immer noch mehr Macht und hielt es auch für klug. a
Er sann auf ein Rezept, auf eins, das ihm mehr Macht versprach, dFa
und zwar gleich über Nacht, dass er mehr Macht besaß danach. dFE
Er dachte, ich denk mir was aus, was überhaupt nicht stimmt: Fa
Sag einfach, einen gäb’s, der droht, dass er die Macht mir nimmt. Fa
Das macht den Leuten Angst, die wolln, dass ich die Macht behalt. dFa
Sag ich dann, dass er putscht, dann schützen die mich mit Gewalt. dFEa
So machte er nen Plan und spielte selbst den Regisseur,
gab Teilen der Armee ein Zeichen – das war gar nicht schwer….
Nur ein paar höchste Offiziere hat man eingeweiht,
versprach ihnen Beförderung und schon warn sie bereit.
Man gab Befehl: „Rekruten, Marsch! Rückt aus, Soldaten, jetzt!!!
Es gibt zentrale Brücken, seht zu, dass ihr die besetzt.
Ihr sperrt die ab, und fahrt mit Panzern vor das Parlament,
besetzt den Sender und tut so, als ob es eilt und brennt.“
Im Radio sagt ihr, ich wär entmachtet – ich wär weg –
Dabei bin ich dann irgendwo ganz sicher im Versteck.
Dann sagt ihr, alles wär erledigt, euer Putsch gelang –
Dann wird meiner Gefolgschaft erstmal richtig angst und bang.
Per Handy komm ich live ins Fernsehn, sag, ich wär in Not,
weil mir ein Teil des Militärs die Macht zu nehmen droht.
Und schick dann meine Wähler auf die Straßen zum Protest –
die sind fanatisiert genug – die machen dann den Rest.
Ich meld mich dann zurück, sag, wer putscht, dem ergeht es schlecht.
Dass darauf strengste Strafe folgt – dass so ein Putsch sich rächt.
Es soll ja keiner denken, sowas sag ich nur zum Spaß
und alles liefe wie gewohnt, mehr folgt auch nicht – das war’s.
Dann sollen alle, die beim Putsch dabei warn, gleich in Haft.
Gesetze kümmern mich nicht mehr, ich setz sie außer Kraft.
So kann jeder erkennen, dass sich Widerstand nicht lohnt.
Und wer es trotzdem wagen sollte, der wird nicht verschont.
Rekruten, die geglaubt, sie würden ins Manöver ziehn,
die hält man fest, verprügelt sie, versuchen sie zu fliehn,
ein paar wirft man, zur Abschreckung, die wirklich funktioniert,
ganz einfach von der Brücke, die sie vorher noch blockiert.
So gehn dann ein paar Leute drauf – das Leben ist halt hart.
Jeder lebt auf seine Weise, stirbt auf manche Art.
Demokratie bleibt rein, wenn sie in Blut gebadet wird.
Wer annimmt, dass sie überlebt, der hat sich halt geirrt.
Richter wird man los, wenn man sie kurzerhand entlässt,
und wer das kritisiert, den nimmt man ohne Rücksicht fest.
Was danach im Gefängnis dann mit denen noch passiert,
danach kräht doch kein Hahn, wer auch sein Leben dort verliert…
Der Mächtige ist gläubig und sagt, Gott hätt ihn beschenkt
mit diesem Putsch, man wüsste auch genau, wer ihn gelenkt.
Der Mächtige nutzt sein Geschenk zum Ausbau seiner Macht –
Wer mag, schaut weg – wer nichts sieht, hat die Augen zugemacht.
Dann wird eine Verschwörung von Verrätern aufgedeckt,
dahinter hätt’ dann diese oder jener Macht gesteckt…
Im Land kann dann nur einer noch entscheiden und befehln –
Nur wer dem Herrscher zujubelt, der darf ihn auch noch wähln…
Man sagt, er hätt das Vaterland gerettet vor Gefahr,
er sagt bescheiden, wenn man das Volk braucht, dann ist es da.
Und wenn er streng regiere, dies an den Putschisten liegt.
Und falls das Volk die Todesstrafe will, es die auch kriegt.
Das Land wird gleichgeschaltet, jeder Widerspruch erstickt,
und jeder wird verdächtigt, der voll Misstraun um sich blickt,
Gefängnisse, die platzen aus den Nähten, überfüllt,
die Frauen tragen Schleier, jedes Lachen wird verhüllt.
Der Text ist von mir ausgedacht, erfunden – nicht verbürgt.
Rekruten, die gelyncht, ermordet, die sind nicht getürkt.
Manches, was passiert, das übersteigt die Phantasie…
Manches Unvorstellbare passiert – man glaubt es nie…
07 MOD Geh, Flüchtling geh
Eines der bekanntesten Lieder über Menschen, die unfreiwillig zur Migration gezwungen sind, hat Woody Guthrie geschrieben. Er hat 20 Jahre lang, ab Mitte der 30er Jahre der 20. Jahrhunderts, singend auf soziale Missstände in seiner Heimat reagiert und wurde so zum bedeutendsten Folksänger der USA. Sein Lied „Deportee“ wurde oft nachgesungen.
Das Original handelt von mexikanischen Plantagenarbeitern, die üblicherweise nach ihrem Ernteeinsatz aus Kalifornien wieder über die Grenze abgeschoben wurden und die in diesem konkreten Fall ihr Leben verloren. Man hatte sie in ein klappriges Flugzeug verfrachtet, das am 29. Januar 1948 im Los Gatos-Canyon abstürzte. In der Presse war neben der Besatzung des Flugzeugs, die namentlich genannt wurde, nur von „Deportees“ die Rede, also nur von „Abgeschobenen“.
Ich habe auf die bekannte Melodie dieses Liedes, die wohl nicht von Woody Guthrie komponiert
wurde, einen neuen Text geschrieben, der darauf eingeht, was hierzulande Menschen durchgemacht haben, bevor sie dort ankommen, wo eine sichere Zukunft für sie alles andere als gesichert ist, wo
man sie dann auch mit Abschiebung bedroht…: Geh, Flüchtling, geh…
07 GEH FLÜCHTLING; GEH G/3
Äcker verdorrn und die Quelln sind längst trocken, GCG
nichts mehr zu ernten, nur Krieg, Gewalt, Not, GD9G
Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte locken, CG
Furcht treibt zur Flucht, aber Angst bleibt vorm Tod, GD9G
Die Wege sind staubig, beschwerlich, gefährlich. GCG
Wer Geld nicht versteckt, wird bestohlen, beraubt. GD9G
Unterwegs lernt man, Misstrauen ist unentbehrlich, CG
Und nur allzu gern wird den Schleppern geglaubt. GD9G
Ade, Mutter, Vater, will euch nicht verlieren, CG
ich grüss’ euch von dort, wo die Schlepper kassieren, D9G
vergesst mich nicht, wenn ich nun fort von euch zieh… CG
hör überall doch nur, flieh, wart nicht, flieh… GD9G
Lebt wohl, Schwestern, Brüder, will euch nicht verlieren, CG
ich bleib nicht lang, wo mich Verbrecher traktieren, D9G
vergesst mich nicht, wenn ich nun fort von euch zieh… CG
hör überall doch nur, flieh, wart nicht, flieh… GD9G
Gefangen, geschlagen, verkauft und geschunden,
verschleppt und verstümmelt, Verwandte erpresst,
die Hoffnung bewahrt, einen Fluchtweg gefunden,
auf dem man Vergang’nes weit hinter sich lässt.
Schrottboote randvoll mit Elend beladen,
Todesangst, Panik, Verzweiflung an Bord
Hoffnung auf Frieden an fremden Gestaden -
hungrig und durstig spricht niemand ein Wort
Ade, Onkel, Tanten, will euch nicht verlieren,
Muss weiter, und mag mir auch manches passieren,
Cousine, Cousin, ob ich euch wiederseh…
und überall hör ich nur, geh, Flüchtling, geh…
Lebt wohl, Freunde, denkt an mich weit in der Ferne,
ich konnte nicht bleiben, wäre bei euch noch gerne,
wer weiß, ob ich euch irgendwann wiederseh…
und überall hör ich nur, geh, Flüchtling, geh…
Küsten bewacht und die Grenzen geschlossen,
wer sich nicht abweisen lässt, wird verjagt,
deportiert und vertrieben, vielleicht auch beschossen -
Warum man sein Leben wagt, wird nicht gefragt.
Verdächtigt als Mörder, Vergewaltiger, Diebe,
Terroristen und Dealer, die man totschlagen soll.
Ich hab eine Sehnsucht nach Frieden und Liebe,
von Heimweh und Einsamkeit ist mein Herz voll.
Ade, meine Liebsten, so weit in der Ferne,
ich konnt ja nicht bleiben, wär bei euch noch gerne,
vergesst mich nicht, hoff, dass ich euch wiederseh…
solang ich von manchen hör, geh, Flüchtling, geh…
Ade, meine Liebsten, so weit in der Ferne,
ich konnt ja nicht bleiben, wär bei euch noch gerne,
vergesst mich nicht, hoff, dass ich euch wiederseh…
solange ich hören muss, geh, Flüchtling, geh…
08 Mod: Migranten
In einem viel gelesenen Frühwerk der Weltliteratur gibt es ein Kapitel, das man als so eine Art Reisebericht verstehen könnte, wenn es nicht auch einige Schilderungen enthielte, die mehr den Eindruck erwecken, es sei sowas wie ein Fantasy-Roman – mit Ausschmückungen, die man glauben kann, aber nicht muss…
Und wie es in der Literatur gelegentlich zu entdecken ist, werden ähnliche Geschichten immer wieder erzählt, in anderen Zusammenhängen, an anderen Orten, mit anderen Personen, mit anderen Worten… Kolportagen, die sich an schon mal Gehörtes oder Gelesenes anlehnen.
Doch wer bei der Wahrnehmung des aktuellen Geschehens auch seiner Fantasie freien Lauf lässt, stößt plötzlich auf Parallelitäten, auf verblüffende Ähnlichkeiten, auf Deja Vues, die man zu kennen, zu erkennen glaubt, weil man diese Geschichte verinnerlicht hat – zumindest in Regionen, die von einer bestimmten Kultur geprägt sind: Migranten…
08 Migranten a6/4
Yussuf und Maryam, schon ewig Migranten, a6Ga6G
auf ihrem Weg seit mehr als 2000 Jahrn a6Ga6G
unterwegs auf der weiten Strecke zur Küste, a6Ga6G
dann übers Meer auf nem klapprigen Kahn a6Ga6G
auf der Suche nach Bleibe, einem Haus, einem Raum CeaG
für die Nacht, für das Leben, Geld haben sie kaum. FE
Ohne zu feilschen gezahlt an die Schlepper,
bezahlt, was verlangt war, ohne ein Wort,
nach Europa zu fahrn, um dort zu überleben,
das Leben riskiert für die Plätze an Bord.
Vor Lampedusa der Kahn in den Wogen versank,
keinem blieb eine Chance, erbärmlich jeder ertrank.
Mancher glaubt, es sei genauso passiert, F-G
was man für erwiesene Wahrheit hält. a6G
Erzählt wird es nur etwas romantisiert, F-G
von Maryam und Yussuf überall auf der Welt. E
Yussuf und Maryam, die beiden Migranten,
auf ihrem Weg seit mehr als 2000 Jahrn,
unterwegs so beschwerlich auf schmerzenden Beinen
auf dem Landweg, manchmal auch per Eisenbahn,
auf der Suche nach Glück unterwegs nur mit wenig Gepäck
Beklaut, beraubt und bestohln danach war alles weg…
Für die Fahrt übers Meer ein Vermögen bezahlt,
Von Schleppern bloß in ein Schlauchboot gesetzt.
In Lesbos an Land kam nicht mehr als die Hälfte,
und die Toten am Strand haben weltweit entsetzt.
Wer die Fahrt überlebt hat, hatte nur eines im Sinn,
wo die Zukunft ihm rosig erschien, genau da wollt er hin.
Mancher glaubt, es sei genauso passiert,
was man für erwiesene Wahrheit hält.
Erzählt wird es nur etwas romantisiert,
von Maryam und Yussuf überall auf der Welt.
Yussuf und Maryam, beide Migranten,
auf ihrem Weg seit mehr als 2000 Jahrn,
Auf der Balkanroute sind sie gelaufen,
bis sie nicht mehr konnten – dann sind sie gefahn,
ein Fahrzeug bestiegen, das klapprig gewesen und alt,
doch immer noch gut isoliert, obendrein auch noch kalt.
Sie standen ganz eng aneinander gestellt,
hofften, die Fahrt dauert sicher nicht lang.
Sie haben bezahlt, was sie hatten an Geld,
verkniffen sich Misstrau’n und jeglichen Drang.
Und haben damit gerechnet, sie wärn ja bald da…
luftdicht verschlossen die Tür, das wurde schnell klar.
Man weiß, das war genauso passiert,
anders als man es für möglich hält.
Und gar nicht beschönigt, nicht romantisiert,
wie von Maryam und Yussuf über all auf der Welt.
Yussuf und Maryam, wie heute Migranten,
warn unterwegs, schliefen in einem Stall,
ihr Erstgeborener lag in ner Krippe,
sicher und warm war das auf jeden Fall.
Was wär, hätt man ihnen verweigert den Stall für die Nacht,
und das Kind hätte nicht überlebt, wär’ nicht wieder erwacht?
Nun könnt man fragen, hätt man sie abgewiesen,
gäb es wohl Christen, wär der Säugling erfrorn?
Das christliche Abendland hört sich gern reden,
was wäre, wär’ das Kind gar nicht geborn?
Heut weisen die Abendland-Retter Schutzlose ab –
in den Himmel zu kommen, das wird für sie so aber knapp.
Mancher meint, wenn hier nicht bald was passiert,
klingt das Erzählte wie Lüge und Hohn,
so verlogen, so romantisiert,
von Maryam und Yussuf, und ihr’m Patchwork-Sohn.
09 Mod: Migration
Nichts wie weg, weil nichts mehr hält: Keine Perspektive, keine Hoffnung, keine Zukunft. Und dann entdeckt man ein Ziel für die Zukunft, die Hoffnung, die Perspektive… Und auf geht’s – schon ist man unterwegs, wenn man es mal im Zeitraffer betrachtet…
Mobilität ist keine junge Errungenschaft, sie ist heute nur anders und versetzt in die Lage, größere Entfernungen in kürzerer Zeit zurückzulegen, wenn man es sich leisten kann.
Für diejenigen, die es sich nicht leisten können, hat sich kaum was Entscheidendes geändert – außer vielleicht, dass die menschenleeren Regionen etwas seltener geworden sind. Migration
09 Migration DD/0
Mein Opa kam auf Arbeitssuche an die Ruhr, DD/C#D/HA
aus Polen, vor mehr als hundert Jahrn ne lange Tour. DD/C#D/HA
Fand an der Elbe hoch im Norden Lohn und Glück. D/ED/F#GA
nahm meine Oma in den Ruhrpott mit zurück. D/ED/F#GA
Er starb für Deutschland, Bomben machten Städte platt, Gf#
von Lebensmittelmarken wurde niemand satt. Gf#
Nur noch Haut und Knochen, Oma auch nicht mehr viel wog, eF#GA
als sie mit beiden Kindern zu ihren Eltern zog. eF#GAD
Sie war noch jung, als meine Mutter mich bekam,
und jung geschieden sie mich mit ins Rheinland nahm.
So kamen wir vom Flachland in die Kölner Bucht -
in gewisser Weise waren wir auch auf der Flucht..
Mit acht Jahrn von der Elbe an den Rhein geschwappt,
die Wurzeln hoch im Norden kurzerhand gekappt,
als Fremder dort gelandet, wo man anders spricht,
war es auch ungewohnt, gestört hat es mich nicht.
Hab mich so mit den Jahren hier assimiliert,
das ist schon etwas mehr als einfach integriert.
Ging sogar soweit, dass mir Karneval gefiel -
das war kein Wille - ging von selbst, fast wie im Spiel.
Fand fern der Heimat eine Frau an Englands Strand,
sie sprach ganz fremd, kam tief aus dem Schwabenland.
Ich zog ihr nach, bin an den Neckar emigriert.
Hab da als Fischkopf unter Schwaben existiert.
Wir haben mutig uns zu heiraten getraut,
auf evangelisch und katholisch nicht geschaut,
zwei, die sich lieben, schaun nicht auf Konfession -
bekamen zunächst eine Tochter, dann nen Sohn.
Die waren um die halbe Welt her emigriert -
wir haben beide aus Korea adoptiert.
Sind als eurasische Familie dann migriert,
fünfundachtzig nach Köln der Arbeit wegen emigriert.
Ab neunundachtzig kam die Ostmigrantenflut -
die Grenzen warn gefallen, und so fassten viele Mut.
Bei dichten Grenzen war die Flucht vorher gewagt -
und jedem drohte Knast, der über Grenzen sich beklagt.
Mancher hat sich von der Heimat abgekehrt,
über das Leben dort lange noch beschwert.
Der reiche Westen lockte mit dem höh'ren Lohn...
war das kein klarer Fall von Wirtschaftsmigration...?
Ich bin migriert von Schleswig-Holstein an den Rhein,
geflohen und auf Arbeitssuche, gab kein' Grund allein
Weil es uns gut geht, dies woanders Sehnsucht weckt -
nach bess'rem Leben jeder sich die Lippen leckt...
Nun kommen and're Migranten von weit her,
hoffen, ihr Leben hier ein besseres wär.
Und ihre Angst vor Hass, Verfolgung, Krieg, und Not
ist größer noch als unterwegs die Furcht vorm Tod.
In dieses Land sind viele Menschen immigriert,
was nicht so schlimm ist - hier ist Schlimmeres passiert.
Die alten Leute hier, die werden immer mehr,
deshalb ist gut, kommen junge Menschen her.
Wo wär dies Land, wär' nie einer immigriert?
Wir wärn Barbarn - lang noch nicht zivilisiert.
Wenn niemand je aus Afrika gekommen wär',
wär' dieser Kontinent vielleicht noch menschenleer...
10 MOD: SIE WOLLEN LEBEN
Im Überlebenskampf kann es hilfreich sein, wenn der Selbsterhaltungstrieb noch vorhanden ist, wenn Resignation unterdrückt werden kann und der Wille, nicht aufzugeben, immer noch ein bisschen stärker ist als die Versuchung, sich in sein Schicksal zu fügen.
So können Kräfte freigesetzt werden, mit denen man über sich hinaus wachsen kann. Sie wollen Leben…
10 Sie wollen leben
Vor Winterkälte kaum geschützt
und seit Monaten schon unterwegs
von dort, wo ihnen Krieg und Bombenterror drohen.
Kaum mehr als das, was sie am Leib
noch tragen, ihnen übrig blieb,
sind sie vor Fanatismus, Folter, Mord geflohen.
Sie wollen leben, doch nur leben -
ist das denn zuviel verlangt?
wenn sie doch nur nach einem streben: zu überleben...
60 Millionen unterwegs,
irgendwohin, damit sie sicher sind.
Sie wolln Angst und Elend, Not und Qual entgehen.
Die Hoffnung ist ihr Antrieb,
darum machten sie sich auf den Weg.
Und die sich ihn' in den Weg stelln, könn sie nicht verstehen.
Zu fliehn aus Furcht ist Menschenrecht.
Wer will Flüchtenden dies Recht verwehrn?
Und wer sagt, es sei verwerflich, fortzuziehen?
Wer gönnt ihnen das Leben nicht,
will sie im Bombenhagel zittern sehn,
will mit Zäunen sie dran hindern, dass sie fliehen.
Dies Land hat Platz, dies Land ist reich,
dieses Land, das so viel Hoffnung weckt.
Wer bezweifelt, dies Land kann so viele Chancen geben?
Wer Häuser ansteckt, Mord versucht
und keine Reue zeigt, wenn er gelingt,
gehört auf Dauer weggesperrt hinter Gitterstreben...
11 Mod: Meerblick
Wasser bedeckt mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche, trennt Kontinente voneinander – Das Meer ist weit… doch Menschen haben schon früh gelernt, auch große Wasserflächen zu überwinden. Was hat sie getrieben, früher? Neugierde? Abenteuerlust? Erlebnishunger? Hatten sie Fernweh? Heute gönnen sich manche mit Zeit und Geld weite Weltreisen… zu Lande, durch die Luft und auch über das Wasser, wollen gucken, wie es am anderen Ufer aussieht.
Andere sind notgedrungen unterwegs, vom Überlebenswillen getrieben. Mit Todesverachtung lassen sie sich auf Risiken ein, die eine gefahrvolle Reise übers Wasser mit sich bringt, in Schiffen, eher klapprigen Booten, die alles andere als sicher sind. Haben sie eine andere Wahl?
Etwas Besseres als den Tod, so glauben sie, finden sie vielleicht nicht überall, aber möglicherweise am anderen Ufer…
sie hoffen es zumindest… und nehmen die Umstände ihrer Reise in Kauf… Meerblick.
11 Meerblick A/3
Ein Traumschiff mit Luxuskabinen an Bord, A
Passagiere aus reicherer Welt, D
Ein Alptraumboot bietet kaum genug Platz e e7
zur Überfahrt fürs letzte Geld. F-E
Auf nem Traumschiff ist ein Kapitän Kommandant,
gebügelt in strahlendem Weiß,
Auf dem Alptraumkahn herrscht ein Schreckenskommando,
inbegriffen im Preis.
Das Traumschiff blitzblank, auf allen Decks,
komplett klimatisiert,
Auf der Alptraumschaluppe quält tagsüber Hitze,
nachts ist es kalt, dass man friert...
Auf dem Traumschiff entspannt auf erholsamer Kreuzfahrt,
vom Reisebüro ausgesucht...
Auf dem Alptraumkutter ist nur unterwegs,
wer Flucht aus dem Elend versucht.
Ein Traumschiff kreuzt ausgebucht über die Meere,
paradiesische Küsten in Sicht,
Ein Alptraumboot treibt unmanövrierbar,
Land sieht man weit und breit nicht...
Ein Traumschiff hat himmlische Speisen zu bieten,
was das Herz begehrt, das ist an Bord.
Ein Alptraumschiff teilt mit Kurs Hölle die Wellen -
untätig Wegschaun ist Mord....
Ein Traumschiff nimmt Kurs auf romantische Häfen,
an der Bar sich so mancher betrinkt,
Ein Alptraumkahn, weit vor der Küste, geht unter -
wer nicht schwimmen kann, sofort ertrinkt...
Ein Traumschiff hält Kurs auf Venedig, dort geht man
vergnüglich zum Shoppen an Land.
Ein Alptraumschiff kentert auf offener See -
vielleicht findet man Opfer am Strand...
12 Mod. Die Route La ligne Holworth, Graeme Allwright
Über das unendliche Meer reisen, ganz weit weg, vielleicht für immer und ewig… freiwillig – oder auch nicht.
Als sie an der Küste Australiens angelegt hatten, gingen die vermeintlichen Entdecker davon aus, sie wären auf einer Insel gelandet, die nahezu menschenleer sei – was nicht stimmte.. Trotzdem nahmen sie dieses Land „in Besitz“ – Sie nahmen es denjenigen weg, die dort schon lebten. Die Auftraggeber dieser räuberischen Entdecker, dynastische europäische Herrscher, deren Legitimation sich anzweifeln ließe, wollten sich den Reichtum des Landes aneignen, also den rechtmäßigen Eigentümern wegnehmen.
Um ihr Herrschaftsgebiet auszudehnen, schickten sie eigene Untertanen los, denn die Reichtümer mussten ja geborgen werden. So ließen sie Freiwillige auswandern. Andere, missliebige Untertanen wollten sie loswerden und ließen sie unter Zwang verschleppen oder verbannen, Männer und Frauen, die man für unwürdig hielt, in der Gemeinschaft weiterzuleben.
Ob zu recht verurteilt oder nicht, wurden sie an Bord von Schiffen geschäftstüchtiger Seeleuten verfrachtet, um sie weit weg im „neuen Kontinent“ sich selbst zu überlassen. Ted Holworth war so ein Kapitän, dessen Geschäftsmodell der Australier Graeme Allwright in französischer Sprache besungen hat. Er war vor allem in den 60ern in Frankreich als Folksänger bekannt. Dieser Kapitän Ted Holworth hatte eine Schifffahrtslinie und war ein „Menschen-Verfrachter“: Kein „Schlepper“, sondern eher ein „Verschlepper“. Er brachte Menschen dorthin, wo sie nicht hin wollten, aber doch mussten, wenn ihnen etwas daran lag, ihr Leben zu behalten… auf Umwegen des Schicksals, über die Route…
12 Die Route a/2„La Ligne Holworth“ Graeme Allwright
Ein Käptain war wohl angesehn, verdiente sein Geld auf dem Meer. aGa
Behielt doch seine Frömmigkeit – das achteten die Leute sehr. aGEGa
Zwar war er fromm nicht im Geschäft, weil das sich nicht verbinden lässt. CaGE
Doch was er sagte, das war recht, < behaupteten die Leute fest.> 2 x aGaGa
Nun war das nicht das ganze Bild von diesem ach so biedren Mann.
Sein Beten war Bigotterie, sah man sein Tun genauer an.
Er transportierte auf dem Schiff Menschen, die gefesselt warn.
Die Herrschenden, die ließen sie < verurteilt in Verbannung fahrn.> 2 x
Da waren Gauner und Ganoven, die so manches Ding gedreht.
Doch Unschuldige auch mit auf dem Weg, der in Verbannung geht.
Sie büßten nur für ihren Stand, für Armut und Ergebenheit.
Und ohne Hoffnung blieb so mancher < dort bis in die Ewigkeit.> 2 x
instrumental
Im Schiffsrumpf Dunkelheit und Dreck. Die Mannschaft grausam und gemein.
Die Luft war schwül und muffig, schlimmer < konnt’s nicht in der Hölle sein > 2 x
Die Zeit schien doch schon längst vorbei und so, als gäbs das heut nicht mehr.
Heut treiben Not und Angst, Verzweiflung Menschen übers weite Meer.
Sie könn nicht bleiben, wo sie sind, es gibt auch keinen Weg zurück -
drum geben sie ihr letztes Geld und < hoffen auf ein fernes Glück. > 2 x
Man faselt gern vom Menschenrecht in Brüssel, Straßburg und Berlin, doch
schert sich einen Dreck ums Menschenrecht, vor Angst und Not zu fliehn,
sperrt Küsten ab, macht Grenzen dicht, mag noch so groß das Elend sein.
Zur Festung wird ein Kontinent - man lässt den Rest der Welt allein
und keinen nach Europa rein...
Und Schlepper pferchen Flüchtlinge in manchen überfüllten Kahn.
Wie viele sind schon chancenlos und hilflos in den Tod gefahrn...
Und wer sie überleben kann, die Überfahrt in fernes Land,
und liegt erschöpft im Küstensand, hegt Hoffnung an Europas Strand,
doch bleibt nur an Europas Rand…
13 mod: Jenseits der Grenze „Across the Borderline“ Ry Cooder, John Hiatt, Jim Dickinson
„Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“. Das war die Erkenntnis des Esels aus den Bremer Stadtmusikanten, mit der er Hund, Katze und Hahn überzeugte, sich mit ihm auf den Weg zu machen, um Not, Elend und Verfolgung zu entkommen. Sie hatten sich ein Ziel gesetzt, an das sie ihre Hoffnungen knüpften. Sie haben sich eine bessere Zukunft ausgemalt, gestützt auf handgemachte schräge Musik, mit vagen Informationen aus der Ferne, die ein gutes Leben verhießen, und zwar in Bremen, wo man als Stadtmusikant sein Auskommen haben konnte.
Für Soziologen ist das Märchen der Brüder Grimm eine Fabel, die auf das Elend von Knechten und Mägden hinweist, die alt und gebrechlich ihren Bauern nicht mehr von Nutzen waren und vom Hof gejagt wurden. Heute sind auf vielen Routen in vermeintliches Glück eher jüngere Leute unterwegs, um sich eine Zukunft zu erschließen, allein oder schon mit Familie, viele mit der Absicht, ihre Eltern nachzuholen, wenn sie dort angekommen sind, wo sie hinwollen, in dem Land, von dem sie Märchenhaftes gehört haben und von dem sie seitdem träumen.
Aber mit Enttäuschungen, dass Hoffnungen unerfüllt bleiben, damit müssen sie rechnen… jenseits der Grenze… wie es in einem Lied von John Hiatt heißt, das dieser Zusammen mit Ry Cooder und Jim Dickinson geschrieben hat und den Titel trägt: Across The Borderline – Jenseits der Grenze.
13 Jenseits der Grenze DDD/0
(John Hiatt Ry Cooder „Across The Borderline“)
In einem Land, soweit man liest, DAD
angeblich Milch und Honig fließt. DG
Dies Land auch gleich D
jenseits der Grenze liegt. hA
Ist wohl ein Märchen, Phantasie – DAD
dies Land, das gab’s und gibt es nie. DGeD
Wer’s sucht, verliert mehr D
als er jemals kriegt. AD
Kann sein, D
dass es dir dort zunächst gefällt: GAD
Kannst alles kaufen, hast du Geld. GD
Doch plötzlich merkst du, D
was man für Geld nicht kriegt. hA
Das ist der Preis – du zahlst ihn bar: GAD
Dir wird unmissverständlich klar: GAhG
Dein Glück noch immer D
jenseits der Grenze liegt. AD
Über den Fluss, den Berg, durch’s Tal – DAD
beschwerlich wird der Weg zur Qual. GAD
Du merkst, wie viel Not, D
wie viel Verzweiflung wiegt. hA
Dir bleibt kein Ausweg, nur ein Ziel. DAD
Du setzt dein Leben auch auf’s Spiel DGeD
und hoffst, dein Glück D
jenseits der Grenze liegt. AD
CD2
01/14 MOD. WILLKOMMEN Bracero Phil Ochs
Als unerforschter Kontinent hat Amerika schon Hoffnungen geweckt, als Kolumbus nach ersten Wahrnehmungen am Horizont noch annahm, er habe den Seeweg nach Indien entdeckt. Ihm folgten Glücksritter und Abenteurer, Mörder und Missionare, Räuber und Notleidende, Verfolgte, Verfemte, Verbrecher. Sie haben die Ureinwohner, wenn sie sich wehrten, abgeschlachtet, und wer sich nicht wehrte, wurde brutal unterdrückt. Es ging um Macht und um Ausbeutung, und wer im Weg war, musste weg.
Unerschöpfliche Anziehungskräfte entfaltet vor allem das so genannte „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ noch bis heute. Doch die Fluchtrichtung hat sich gedreht. Kamen die Fliehenden früher vor allem westwärts über den Atlantik oder ostwärts über den Pazifik, kommen sie heute illegal vor allem nordwärts aus dem Süden, durch die Grenzwüste, wo man einen Zaun errichtet hat, der sie vielleicht bremst, aber nicht aufhalten kann. Mittel und Wege zur Überwindung lassen sich immer finden. Auch geldgierige Schlepper, die für horrende Summen das Blaue vom Himmel versprechen.
Die illegalen Einwanderer waren und sind auf den riesigen Obstplantagen an der Westküste billige Arbeitskräfte, ohne Papiere dort ihren Arbeitgebern genauso ausgeliefert wie an der Ostküste in den Großstädten die illegal eingeschleusten Haushaltskräfte den zahlungskräftigen Familien.
Die Lebensumstände mexikanischer Landarbeiter, die illegal in Kalifornien strandeten, wurde in den sechziger Jahren auch von Phil Ochs beschrieben, einem singenden Journalisten aus den USA, der darüber das Lied „Bracero“ schrieb. Bei uns, geht die Route illegal Reisender ebenfalls von Süd nach Nord, und auch kriminelle Schlepper machen lukrative Geschäfte. Menschenhandel bringt ne Menge Geld… und manchen auch Unannehmlichkeiten… Willkommen
01/14 Willkommen „Bracero“ Phil Ochs a/2
Die Nacht ist ohne Sterne, a
als sie in den Frachtraum steigen, G
eingeschärft, sie müssen schweigen - na klaro. F E
Den Wagen gut verplomben. a
Man soll sie ja nicht entdecken, G
deshalb solln sie sich verstecken - na klaro. F E E7
Willkomm’ in Alemania - F G C a
wo so nette Nachbarn sich um dich bemühn... d G a
Sie haben schlecht geschlafen,
Angst sitzt kalt in ihrem Nacken,
nur eine Tasche packen - na klaro.
Sie geben ihr Erspartes
an die Schlepper für die Reise
ohne Quittung und Beweise - na klaro.
Und plötzlich hält der Wagen.
Sie hörn lauter fremde Stimmen,
sehn durch Ritzen Kippen glimmen - na klaro.
Sie sitzen da und schwitzen.
Die Angst lässt sie nicht alleine.
Draußen wandern ein paar Scheine - na klaro.
Dann läuft der Motor wieder.
Weiter geht’s ins Ungewisse.
In der Blase drückt die Pisse - na klaro.
Die Luft ist dick und stickig,
und nach ein paar dunklen Stunden,
ham sie wohl das Ziel gefunden - na klaro.
Sie steigen aus und hoffen.
Fremde Straßen, fremde Orte,
fremde Menschen, fremde Worte - na klaro.
Ihr Glück, das wolln sie suchen,
doch sie sind ohne Papiere,
also nicht viel mehr als Tiere - na klaro.
02/15 MOD. Gebt endlich Frieden
Ende August 2015 hatten 71 Menschen gehofft, sie könnten ihr Schicksal Schleppern anvertrauen. In deren Auftrag hatte der Fahrer eines kleinen Lastwagens Die Aufgabe, diese Menschen für viel Geld aus Ungarn über die Grenze nach Österreich zu bringen. Sie wurden auf die Ladefläche gepfercht, wo sie kaum in der Lage waren, sich zu bewegen. Die Klappe des Kastenwagens wurde geschlossen, und man nimmt an, dass die so Eingeschlossenen bereits nach sehr kurzer Zeit erstickt sind. Man fand den Wagen einige Tage später abgestellt an der Autobahn A 4 in Österreich…
Unverzeihlichkeiten – diese wie jene:
Nicht nur, aber vor allem in Sachsen mehrten sich gleichzeitig Vorkommnisse, bei denen Zuflucht suchende Menschen mit offener Ablehnung, unfreundlich, ja sogar feindselig empfangen wurden, Menschen, die von überforderten deutschen Behörden Ortschaften zugewiesen wurden, in denen es Gebäude gab, die für eine vorübergehende Unterbringung geeignet schienen.
Die Häuser standen leer, doch die einheimischen Randalierer, die gegen die Unterbringung der geflohenen Menschen rabiat anbrüllten, als hätten sie ein Recht auf Widerstand gegen eine Unzumutbarkeit, wenn nicht gar gegen eine drohende Körperverletzung, diese Randalierer aus der Nachbarschaft waren offensichtlich in Herzen und Köpfen leer: Gebt endlich Frieden…
02/15 Gebt endlich Frieden E-A a6/0
Einundsiebzig tot auf der A4 - a6 D-C-
von irgendwo her, keiner von hier, a6 D-C-
wollten nach draußen, kamen nicht raus - a6 D-C-
wollten zu uns - aber dann war es aus... a6 D-C-
Ob auf der Autobahn erstickt, ob ertrunken im Meer, F-e
fragt ihr, was wolln die hier, warum komm' die her... F-e
sie wolln hier leben, sicher und nicht bedroht - F-e
lasst sie endlich in Frieden, zu viele sind tot.... A a
Der LKW dicht, keiner hat überlebt, wie schon
zu viele, denen ihr keine Lebenschance gebt.
Vom Hunger vertrieben, von Bomben verjagt,
verzweifelt geflohen, zu entkommen gewagt.
Gewalt ausgeliefert, gefoltert, beraubt,
von Schleppern betrogen, den Lügen geglaubt,
sie wollten hier leben, ohne Ängste und Not,
gebt endlich Frieden, zu viele sind tot.
Ins Dunkle geschoben, verängstigt, verschreckt,
die Türen verriegelt und drinnen verreckt.
Die Schlepper, die sich aus dem Staube gemacht,
schern sich einen Dreck um die sterbliche Fracht.
Die Bande besorgt ein anderes Schrottgefährt,
gegen das sich keiner, der ausgeliefert ist, wehrt,
und hier brülln Kanaillen, das Pack und der Mob,
fliegen Steine und Flaschen, bleibt der Hass ungestoppt.
Meinen Soli hab ich an euch Monster verschwendet,
ihr rassistischen Deutschtümler, völkisch verblendet,
wer will euch im Lande? Macht euch nicht breit,
und bleibt uns vom Leibe, unendlich weit.
Der einfachsten menschlichen Pflicht nicht gewachsen,
in Heidenau, Freital, Tröglitz, nicht nur in Sachsen,
wo ihr keinen reinlasst, muss auch keiner raus -
zieht einen Zaun, die Terroristen sperrt aus.
03/16 mod: Anderes Kind
Kindergesichter sind Blickfänge. Werden gerne fotografiert. Momentaufnahmen, die Lebensgeschichten erzählen. Sie mögen gelegentlich falsche Eindrücke erwecken – aber sie lügen nicht. Sie wecken Empfindungen, berühren das Gemüt und auch das Gewissen – sofern man eins hat.
Die Welt gehört in Kinderhände, singt Herbert Grönemeyer. Sie ist voller Kinder es gibt unendlich viele, solche und solche, diese und jene – und andere… Manche sind unterwegs, wie ihre Eltern, kommen unterwegs erst auf die Welt, in Zelten auf durchweichtem Boden, wo die Hoffnungen, an die sich die Eltern genauso klammern wie ihre Kinder und wie die kinderlosen Flüchtlinge, oder elternlos fliehenden Kinder, nach und nach im Schlamm versickern.
Irgendwann sind die Kinder Teil der Unicef-Statistik, die weltweit für nicht ganz so große Schlagzeilen sorgt, wie manchmal kurzfristig das Leid derer, die im Schlamm den Überlebenswidrigkeiten zu trotzen versuchen, oder die sich, an Grenzzäune geklammert, gegen den Verlust ihrer Hoffnungen sträuben… Kind ist Kind - Und dann sehen wir ein anderes Kind…
03/16 Andres Kind e/0
Schmale Augen - andre Haut - e Cmaj7 h7 I2x
rätselnd in die Welt geschaut. Cmaj7 f# 2x
Andre Sprache - nichts verstehn -
und nur fragend um sich sehn...
Ohne Heimat - wo zu Haus?
Haare glatt - die Stirne kraus...
Wenig Freunde - fremdes Land -
Leben noch nicht in der Hand...
Kleines Leben - nackt und bloß -
zu sehr anders - chancenlos...
04/17 MOD LEBEN ZÄHLT
Ein Blick über Grenzen erweitert den Horizont… Er erlaubt Rückschlüsse aus Informationen und Eindrücken, die zu verstehen man versuchen sollte, auch wenn man manchmal in seinem Bemühen scheitern kann.
Immer wieder kommen in den USA beim Waffeneinsatz der Polizei Bürger afro-amerikanischer Herkunft ums Leben. Es fällt auf, wie häufig die Opfer dunkle Haut haben, wie oft die schießenden Polizisten weiße Haut haben, und wie selten die schießenden Polizisten verurteilt werden. Nicht wenige Angehörige der afro-amerikanischen Bevölkerung sind inzwischen verbittert. Eltern fürchten um die Sicherheit, um das Leben ihrer Kinder, nicht wenige Menschen sind fassungslos darüber, wie unterschiedlich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Lebens- und Überlebenschancen sind.
Es gibt eine internationale Aktivistenbewegung, die sich unter dem Slogan „Black Lifes Matter“ bereits 2013 gebildet hat und gegen Gewalt wendet, die sich gegen Afro-Amerikaner richtet. Sie organisiert regelmäßig Proteste gegen die Tötung Schwarzer durch Gesetzeshüter, aber auch gegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung. „Black Lifes Matter“ war ein Twitter-Hashtag, unter dem Proteste gesammelt wurden, nachdem wieder mal ein angeklagter Polizist, der einen jungen Schwarzen erschossen hatte, freigesprochen worden war.
Mein Eindruck ist, dass mit Bezug auf Europa die Aussage des Slogans „Black Lifes Matter“ erweitert werden darf und muss: Nicht nur schwarzes Leben – sondern jedes Leben zählt …
04/17 Leben zählt a/2
Dein Leben zählt so wie meins oder seins adEa
und zählt auch nicht mehr als seins oder meins. adEa
Ihr Leben zählt wie das von ihm oder mir, dFE
wie seins und deins, egal ob da oder hier. adEa
Dein Leben, seins und meins – jedes einzelne zählt, GF
wird denn erst, wenn ein Leben vermisst wird, G
gemerkt, dass es fehlt? F
Jeder hängt doch am Leben wie jeder andere auch. GE
Nicht nur ich streb nach dem, was ich zum Leben brauch. adEa
Es geht gar nicht an, dass man foltert und schlägt,
ohne Zwänge und Angst niemand stumm Schläge erträgt.
Wem wäre es wohl erlaubt, dass er andere quält?
Nicht ein einziges Leben mehr als ein anderes zählt.
Wird ein Leben genommen, gibt es dafür manches Wort.
Mancher Mörder bleibt frei, übersieht man gefällig den Mord,
Wird der Mörder gedeckt, bleibt die Strafe ihm gnädig erspart,
dann sind Unrecht und Qual miteinander gepaart.
Wenn Polizei das Leben nicht schützt, sondern nimmt,
wird deutlich, mit der Polizei ganz bestimmt was nicht stimmt.
In New York, Baton Rouge, Eberswalde - egal, wo’s geschieht -
wird Zeit, dass man Mörder als Mörder zur Rechenschaft zieht.
Schwarz, rot, braun, gelb, weiß, jedes Leben ist gleich viel wert
ob man läuft oder reitet, kriecht oder auf Rädern fährt…
Die Haut ist ne Hülle, deren Farbe ohne Belang,
sie gibt keinem mehr Wert und auch keinem nen höheren Rang.
05/18 MOD CHARLIE HEBDO
Unerwartetes sorgt für Verunsicherung. Das gilt für eine unvorbereitete Bevölkerung, wenn Ereignisse passieren, die Angst und Schrecken verbreiten. Es gilt aber genauso auch als taktische Überlegung derer, die Menschen zu verunsichern trachten, weil sie eigene Ziele haben: Politische, kriegerische, fanatische…
Angst und Schrecken sorgt für Panik, schüchtert ein, schürt Irritationen, vergrößert die Verunsicherung. Klare Feindbilder sind hilfreich, um Ziele ausfindig zu machen.
In Frankreich hatte sich über Jahre hinweg das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ durch Respektlosigkeiten in der Präsentation von Karikaturen, aber auch in Artikeln, insbesondere in der Auseinandersetzung mit Religionen und Religionsgemeinschaften, einen besonderen Ruf erworben. Das Magazin und seine Mitarbeiten hatten viel Hass auf sich gezogen. Spott und Witz sind Waffen, die Fanatikern nicht zur Verfügung stehen. Und so schlugen sie in einer ihnen gemäßen Weise zurück: Bei einem Überfall auf die Redaktion in Paris wurden am 7. Januar 2015 zwölf Menschen ermordet, unter ihnen fünf prominente Karikaturisten, darunter der Herausgeber des Magazins.
05/18 Charlie Hebdo A/3
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie, ihr steht für die Geistesfreiheit, aber wie AEAEA
könn' es andere begreifen, die fanatisch sich verirrn, DEf#D
wer nicht denken mag, dem kann der Glaube das Gehirn verwirrn. f#H7E
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie - jeder Stift ist stärker - Kugeln siegen nie...
Jede Zeichnung wird zum Spiegel, jede Strichfigur beschreibt,
bringt die Wahrheit auf den Punkt, so dass sie unauslöschbar bleibt.
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie - stärk uns mit Satire und mit Ironie.
Sind auch manche überfordert, die es einfach nicht kapiern...
darum muss doch niemand Leben oder die Geduld verliern....
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie, jetzt erst recht nicht sinkst du nieder auf die Knie
wenn man weiß, wofür man atmet, wofür lebt und was man will,
dann kann man sich nicht verleugnen, sich nicht ducken, zaghaft, still...
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie - wahre Märtyrer seid ihr - das sind nicht die,
die als Mörder unterwegs sind, Menschen wahllos massakriern,
und nachdem sie Leben nahmen auch ihr eigenes verliern...
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie - für einen Gott zu töten, das ist Blasphemie,
sich als Rächer aufzuspielen, weckt zu recht nur Hohn und Spott -
wenn ihm Mörderrache recht wär', was wär' das auch für ein Gott...
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie - dass jeder mutig wird wie ihr, ist Utopie,
doch dass viele sich jetzt wünschen, mutig so wie ihr zu sein,
ist als Zwischenschritt zum Ziel gewiss nicht winzig oder klein.
Charlie Hebdo, wer ist Charlie? Heute jeder, weiß auch mancher gar nicht wie -
Setzt dem Fanatismus Grenzen, aber sonst grenzt keinen aus -
Glück und Frieden findet nur, bei dem die Toleranz zu Haus.
Charlie Hebdo, Hebdo Charlie, Charlie Hebdo, Hebdo Charlie AEADAEA
06/19 Mod: Unglaube
Wer glaubt, der hält das, woran er glaubt, auch für richtig. Und nicht daran zu glauben, das hält er für Irrtum, für falsch, für schlimm, für schlimmer, für verwerflich, sogar für ein Verbrechen – je nach dem… Wer für seinen Glauben brennt, will andere bekehren – und je größer der Eifer, desto geringer die Toleranz, je fanatischer, desto größer die Bereitschaft zur Gewalt, desto leichter lässt sich das Gewissen betäuben und die Vernunft ausblenden.
Wer sich auf göttliche Gesetze beruft, um damit Intoleranz und Gewalt gegen Andersgläubige zu rechtfertigen, hat mit Menschenverstand und Menschenrechten nicht das Geringste im Sinne. Wer die Ausgrenzung anderer rechtfertigt, warum auch immer, gerade auch, wenn ihm ein Glaube nicht passt, liefert anderen eine Rechtfertigung dafür, dass er selbst ausgegrenzt wird.
Toleranz mit Fanatikern üben? Mit ihnen kann man nicht „üben“… Glaube mag Berge versetzen, aber alles legitimieren kann er nicht. Die Rechtfertigung eines Mordes durch Verweis auf einen Gott ist pure Blasphemie. Was für ein Verständnis von Gott, was für einen Glauben haben Priester oder auch Gläubige, die mit Gewissheit verkünden und selbst daran glauben, Gott sei es recht, wenn sich ein Mörder als Rächer seines Gottes aufspielt…
Wer nur glaubt, was ihm andere verkünden, und eigenes Denken verweigert, kann durch den Glauben sein eigenes Gehirn beträchtlich verwirren, und sich in erschreckender Weise schuldig machen. Vergeben kann ihm dann niemand… Unglaube
06/19 UNGLAUBE a6/0
Kann man das Menschenrecht gezielt mit Füßen treten a6 h- c#- h-
und danach inbrünstig Gott preisen, zu ihm beten? a6 h- c#- h-
Dass man die Hände, die erst quälen, falten kann... DH7/5- F#
Was fängt ein Gott mit solchen Gläubigen denn an? h- G E
Kann man für Gott mit Mord und Folter missionieren?
Wie gottgefällig kann man Menschen massakrieren?
Wenn sich ein Bombenwerfer fromm vor Gott verbeugt,
wie kann er glauben, dass er Gott so überzeugt?
Wie kann man gottesfürchtig Menschenleben nehmen
und danach beten, anstatt sich dafür zu schämen?
Wie kann man glauben, dass ein Gott das noch belohnt?
Dass er mit Strafe fromme Scharfschützen verschont?
Wer vergewaltigt, wie glaubt der, ihm würd' verziehen,
wenn er mit Gottvertrauen betet auf den Knien?
Glaubt einer, der sich mitten unter Menschen stellt,
den Sprengstoffgürtel zündet, dass dies Gott gefällt?
Wer glaubt, Gott ließe sich so preisen und verehren
und unterstellt, Gott würd' sich dagegen nicht wehren
und sich an Unglauben von dieser Art nicht stört
und die Gebete frommer Killer noch erhört?
Wer glaubt, er könnt' mit Blutvergießen Gott gefallen,
statt in der Glut der tiefsten Hölle aufzuprallen,
der ist verdammt, verflucht, verfallen und verlorn -
es wäre besser, wär' er gar nicht erst geborn...
07/20 Mod: Wie kommt ihr darauf
Was ist das für eine Sehnsucht, die euch treibt, die euch in die Lage versetzt, euer Gewissen komplett auszublenden und Menschen, die anders sind als ihr, zu verachten, ihnen absprecht, Menschen zu sein, denen ein Recht auf Leben zustehen könnte.
Wer hätte euch auserwählt? Wie hätte der auf die Idee kommen sollen? Womit, glaubt ihr, hättet ihr ihn überzeugen können, sich soweit herabzulassen, dass er euer krudes Gebrabbel als Gebete anerkennt und euch für eure von Hass getriebenen Untaten auch noch Erlösung zu verheißen?
Gäbe es einen Gott, und er würde sich mit euresgleichen abgeben – er hätte im Himmel nichts zu suchen…
07/20 Wie kommt ihr darauf
Wie kommt ihr darauf, der Himmel könnt für euch geöffnet sein? GhCDe D9
Selbst wenn es dort Jungfraun gäbe, von euch ließ man keinen rein. GhCDe
Ihr seid die Teufel auf Erden, die der Hölle nicht entgehn. CH8aD
Wer das Leben so verachtet, kann nur Qual entgegensehn. aCD
Der Himmel ist für euch haram, die Hölle nur halal. G+aCD
jeder Mord macht jeden von euch zu einem zweifelsfreien Fall. G+aCD
Nein, ihr kommt in keinen Himmel, da lebt ihr in einem Wahn, aH8CD
ihr werdet ohne einen Umweg in die tiefste Hölle fahrn. eCDG
Denkt ihr, als Killer könntet ihr dem, den ihr anruft, imponiern?
Erwartet ihr etwa Vergebung, glaubt, ihr würdet nichts riskiern?
Ihr seid tief im Mörderirrsinn vernagelt und verbohrt -
und auch deshalb ist gewiss, dass ihr mal in der Hölle schmort.
Glaubt ihr, man ließe euch im Jenseits so einfach rein ins Paradies,
als wären Mörder dort willkommen, die man nur Falsches glauben ließ?
Seid ihr denn echt so von der Rolle, dass ihr es nicht einmal mehr spürt,
wenn ihr Verbrechern hinterherlauft, fanatisiert, verdreht, verführt.
Glaubt ihr wirklich all die Phrasen, mit denen man euch angelockt,
dass euch entgeht, woran ihr mitwirkt, und ihr euch blindwütig verzockt.
Ihr seid so grenzenlos verraten, im Hirn vergiftet und verseucht.
Ihr werdet vor dem Paradies schon gnadenlos vom Weg verscheucht. aCD
Der Himmel ist für euch haram, die Hölle nur halal.
jeder Mord macht jeden von euch zu einem zweifelsfreien klaren Fall.
Nein, ihr kommt in keinen Himmel, da lebt ihr in einem Wahn,
ihr werdet ohne einen Umweg in die tiefste Hölle fahrn.
Nein, ihr kommt nicht in den Himmel, habt keinen Zugang zu dem Ort.
Ihr fahrt nur in die tiefste Hölle, und euresgleichen wartet dort,
von überall her eingesammelt, aus der ganzen weiten Welt,
allen Regionen, Religionen, in denen man für fromm sich hält.
08/21 Mod: Paris
Logik, nicht nur von Fanatikern, kann mörderisch sein: Wer als guter Kunde für gutes Geld gute Waffen kauft, will nicht von den Lieferanten angegriffen werden, nur weil er damit tatsächlich schießt. Dass ein paar Leute sterben, wenn mit den gelieferten Waffen geschossen wird, kann die Verkäufer doch nicht überraschen.
Sprechen Waffenhersteller und Waffenanbieter sich frei von Schuld daran, dass Menschen aus Angst um ihr Leben vor Waffenbenutzern flüchten, wirft das Fragen auf – erst recht, wenn sich dort, wo die Waffen hergestellt wurden, Widerstand dagegen regt, dass Flüchtenden auf der Suche nach Sicherheit ins Land drängen. Sollen sie bleiben, wo sie hergekommen sind? Denen ausgeliefert, die auf sie schießen?
Wenn die Waffenhändler ihre Kunden zwingen wollen, nicht mehr auf die Flüchtenden zu schießen, reagieren zahlungskräftige Kunden und ihre Freunde irritiert. Und wenn die Waffenhändler sie nun auch noch angreifen, gehen doch dabei all die schönen Waffen kaputt. Ist das etwa genau das, was die Waffenhändler wollen??? Solln die guten Kunden für teures Geld neue Waffen kaufen müssen?
Da müssen sich die Käufer doch wehren!!! Am besten mit Angriffen auf Ziele bei den Waffenlieferanten, damit sie erleben, wie es ist, wenn man angegriffen wird. Dann können die Lieferanten selbst sehen, was gute Waffen wert sind… Unmissverständlich
08/21 Paris G/5
Ein Abend erschüttert Paris G F# e
entstellt einen herbstlichen Tag, a a/G D9
ändert das Leben total, G F# e
mehr als man wahrhaben mag. a a/G D9
Was grad so normal noch erschien, C e a
ist nun nicht mehr so wie es war. G F# e
Nie wird es jemand verstehn, a a/G D9
ein Wahnsinn wird keinem je klar. G D9 G
Schrecken und Angst lähmt die Stadt,
die das Leben so liebt.
Kann sie dieselbe je sein -
ob es eine gleiche mal gibt...
Brutal ohne Skrupel gequält
hat sie doch überlebt.
Ihr Lichtermeer niemals erlischt -
neuer Glanz bald schon über ihr schwebt.
Jede Wunde verheilt,
auch wenn sie niemand vergisst.
In Schmerzen, mit andern geteilt,
man bald schon das Leben vermisst.
Was Leid lindern kann, ist Musik,
in Trauer hilft oft schon ein Lied,
So tröstet vielleicht ein Gesang,
der den Seelen die Schmerzen entzieht.
Lasst Paris nun im Leid nicht im Stich,
diese Stadt, die die Liebenden liebt,
sie an sich drückt, herzt und verwöhnt,
ihnen schönste Erinnerung gibt.
Wer liebt, schaut nach vorne und lebt!
Wer dem Hass in den Weg sich nun stellt,
wärmt mit Liebe die Stadt an der Seine,
und Paris seine Seele behält.
09/21 Mod: Zähneknirschen
Grenzen der Toleranz kann nur ausloten, wer solche Grenze genauso akzeptiert wie Toleranz selbst. Kurz vor Silvester 2015 haben sich zahlreiche junger Männer mit Migrationshintergrund offenbar per Internet zur Party in Köln verabredeten, um vor dem Hauptbahnhof und dem Dom zu erleben, wie die Deutschen feiern. Ein Fest feiern wollten die jungen Männer, die in einem anderen Kulturkreis sozialisiert wurden, wohl auch – auf ihre Art und Weise, die sie offenbar für normal hielten. Darüber nachzudenken, welche Grenzen der Toleranz sie verletzen könnten, das kam ihnen nicht in den Sinn – oder es war ihnen egal…
Aus ihrem Kulturkreis haben sie sehr genaue Vorstellungen von Sittlichkeit und Ehre. Mit welchem Inhalt verbinden sie Anstand und Würde? Sie erwarten Respekt und Achtung – und verweigern diese aggressiv gegenüber Frauen, die sie gar nicht kennen, deren Ehrbarkeit sie abstreiten, und die sie offenbar verachten. Wo ging ihre Fähigkeit zur Empathie verloren? Oder war sie nie vorhanden?
Wie hätten sie in ihrer Heimat auf eine große Gruppe mit johlenden alkoholisierten deutschen Männern reagiert, die sich in Algier oder Rabat auf einem zentralen Platz unters Volk mischen und Frauen unter die Wäsche greifen… Wie rasch wäre die dortige Grenze der Toleranz erreicht?
Unmissverständlich: Ist es schwer zu akzeptieren, dass auch in einem Zufluchtsland nicht alles toleriert wird, was man glaubt, sich erlauben zu können? Zu viel verlangt, neben Gesetzen auch Sitten und Gebräuche zu respektieren, die ein gedeihliches Miteinander regeln? Schwer zu begreifen, dass ein Zusammenleben belastet wird, wenn man diese Regeln missachtet? Wer verlangt, so eine Missachtung zu tolerieren, zu ignorieren, zu verschweigen, oder nicht mal zu thematisieren, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank…
09/21 Zähneknirschen a/3
Ist Gewesenes deutlich, Passiertes ganz klar, a a/G
darf dann wohl nicht sein, was geschehn ist und wahr? a/F# a/F
Wem hilft ein Verstummen, das dann nur verschweigt, a a/G
was ganz offensichtlich sich zweifelsfrei zeigt? a/F# a/F
Erniedrigt, begrabscht von Dutzenden Händen, EF
an Brüsten und Schenkeln, im Schritt, an den Lenden, GD
genötigt, gequält, beleidigt, verlacht - a a/G
real, nicht geträumt, nicht erfunden, erdacht... FEa
Wer warn die Verbrecher, die sich nicht gescheut,
Verachtung zu zeigen, so dass man bereut,
sie als Menschen zu sehn, etwa Zuflucht noch bot,
wenn sie es so danken... - wer ist dann bedroht?
Was ist geboten? Politisch korrekt,
sodass man verstummt, wenn die Wahrheit verschreckt?
Fällt eingeschüchtert Erkenntnis so schwer?
Verbrecher, die kommen von überall her.
Mal tragen sie Anzug, geschniegelt und schick,
Kapuzenshirt, Jeans, sind mal dünn oder dick,
schwarz gelockt oder blond, sind von dort oder hier,
schlürfen Wein oder Sekt, saufen Schnaps oder Bier
Wenn mancher so aussieht, wie er zweifellos ist,
warum dann verschweigen, wenn's so ist, wie es ist,
wenn er kriminell ist, als Verbrecher sich zeigt
hat er nicht verdient, dass man darüber schweigt...?
Es beißt im Gewissen, tut man nicht, was man muss.
Es knirschen die Zähne, bereitet Verdruss,
wenn man wegschaut, beschwichtigt, mit Nachsicht vergibt,
und die Schuld noch womöglich den Opfern zuschiebt.
Wen stützt man, wem hilft man, wen nimmt man in Schutz?
Wer reißt hier sein Maul auf und wer schmeißt mit Schmutz?
Wer Häuser in Brand setzt, oder Schwache entsetzt,
der verwirkt jede Nachsicht, weil er Würde verletzt.
10/23 MOD Herr polizeipräsident
Was soll ein Lied über die erschreckenden Vorgänge auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz und vor dem Dom an Silvester 2015 in einem Programm über Zuflucht und Migrationsthemen? Weil es da einen Zusammenhang gibt…
Denn wenn Menschen mit falschen Vorstellungen falsche Verhaltensweisen zeigen, kriegen andere Menschen falsche Vorstellungen und verhalten sich falsch. Reaktionen aufeinander bleiben nicht aus – richtige und falsche…
Und wenn erst mal eine Sache schief angelaufen ist, kommt sie nur schwer wieder in gerade Bahnen, und man hat eine Menge „Unerklärlichkeiten“ zu entschlüsseln, nicht wahr, Herr gewesener Polizeipräsident?
10/23 Herr polizeipräsident A/0
Die Polizei in Köln fällt auf durch allerhand Skandale. AE
Ab und zu dazwischen mischt sich auch schon mal Randale. EE7A
Der Polizeichef steht an Deck, ist freundlich und ist nett - AD
Wie wär' das wohl, wenn man in dem Amt nen andern hätt... DAEA
Herr Polizeipräsident, sind sie nur inkompetent? DA
Oder nur qualifiziert, wenn mal gar nix passiert? EAA7
Herr Polizeipräsident, ham Sie selig gepennt? DA
Warn Sie schon aufgewacht, aber ham nix gemacht? EA
Wer hat Sie ausgesucht? Hat man sie blind gebucht? DA
Wer hat Sie bloß irgendwann ernannt? EA
Fiel das Amt in ihren Schoß? Waren Sie am Ende bloß DA
irgendein vergess'ner Praktikant? EA
Warn Sie vielleicht bloß ein Praktikant? EA
In aller Welt ist Köln bekannt jetzt nur schon durch Silvester.
Früher war der Ruf schon gut - was blieb ist nun kein bester...
Wo war denn nur die Polizei, als man laut nach ihr rief?
Vor dem Bahnhof, vor dem Dom, da ging ne Menge schief.
In Kölle säht m'r off, et hätt no immer joot jejange...
Inzwischen sind in Köln jedoch ne Menge Menschen bange.
Wer ihnen wohl die Angst nimmt? Wer steht ihnen wohl bei?
Etwa so ein Präsident von dieser Polizei?
Die Polizeiberichte man gewissenlos frisierte.
Erst nach und nach kam alles raus, was da in Köln passierte.
Nicht nur in Köln, woanders auch ist Ähnliches geschehn.
Der Kölner Polizeichef ging nicht selbst - er musste gehn.
Warum in aller Welt nur muss es Sesselfurzer geben,
die in ihrem hohen Amt auf ihren Stühlen kleben?
Ob es wohl an den Hosen liegt? Sind die am Sitz fixiert,
damit man sie beizeiten nicht per Arschtritt wegbugsiert?
11/24 Mod.: Angst
Angst - sie packt mich regelmäßig, wenn ich mich auf einer deutschen Autobahn in den Verkehr einfädeln muss, selbst wenn ich doch weiß, worauf ich mich einlasse: Auf freie, selbstbestimmte, sportliche Fahrweisen von enthemmten Rasern, für die Geschwindigkeit ein Rausch zu sein scheint, eine Sucht, von der sie abhängig sind.
Mich packt die Angst vor Leuten, die mir mit Lichthupe am liebsten in den Kofferraum rasen wurden, wenn ich nicht rechtzeitig mache, dass ich von der Überholspur komme, auf der ich es gerade gewagt habe, mit Tempo 130 eine Lastwagen-Kolonne zu überholen. Ich spüre in mir die nackte Angst vor potentiellen, gewissenlosen Mördern.
Aber bange machen gilt nicht. Panik schüren aber doch? Besorgte Bürger fürchten sich, klappern mit den Zähnen, zittern sich durch Straßen und Städte, kriegen Panik-Attacken, wenn sie Männer mit schwarzen Vollbärten sehen oder Frauen mit dunklen Kopftüchern. Überall Terroristen… Sie fühlen sich nicht mehr sicher, ungeschützt, bedroht. –
Fühlen sie sich geschützter und sicherer beim Anblick tätowierter Glatzen und speckiger Bierbäuche, Springerstiefel und völkischem Nazi-Gebrüll? Oder beschlipster Biedermänner und „kostümter“ Biederfrauen, die Brandstifter auf Ziele losschicken und verbal Öl ins Feuer gießen???
Angst ist ein schlechter Ratgeber, wenn sie denn gespürt wird. Und behauptete Angst, die nicht mehr ist als Hysterie, ist ekelhaft… Nüchterne Distanz, Besonnenheit und Gelassenheit sind nichts für Leute, die sich Mut antrinken, bevor sie andere niederbrüllen und unfähig sind, zuzuhören – aber gleichzeitig verlangen, dass getan wird, was sie fordern.
Wenn diese Leute maßgeblich werden können, dann gibt es wirklich Grund für Angst…
11/24 Angst DD/0
Angst lähmt das Denken Da-
und macht auf beiden Augen blind. Da-
Man sieht Gefahren drohen, CG
sogar da, wo keine sind... a
Man bläst die Backen auf Da-
und pustet in den Wind, Da-
hält stolz sich für massgeblich, CG
sobald ein Sturm beginnt... a
Schrill pfeift man im Walde
und markiert den strammen Max,
man kritisiert gern andere
als zu lau, zu lasch, zu lax,
sieht sich als letzte Retter
echten völkischen Geschmacks -
und plötzlich steht man mitten drin
in den Reihen braunen Packs.
Sie halten sich für unentbehrlich
unersetzlich in der Not,
sehn sich und alle andern
dauernd überall bedroht,
behaupten laut, sie wüssten,
was zu tun geboten sei.
Toleranz macht ihnen Angst -
hat einer Angst, macht er Geschrei.
Sie wollen gar nicht zuhörn,
wolln nicht reden, diskutiern,
sie brülln sich lieber heiser,
wenn sie lautstark demonstriern.
Sie sind ganz offenbar
in einer falschen Zeit geborn -
und fühln sich in der Gegenwart
schlicht überfordert und verlorn.
12/25 Mod: DRESDEN
Das Elbflorenz hat nachhaltig Schaden genommen – Touristen bleiben aus, die Branche macht sich Sorgen um das Image, der Ruf ist ramponiert… kann man noch ungefährdet von außen die Semper-Oper bestaunen, zur Frauenkirche? Wenn sich doch montags in der Perle Sachsens vermeintliche Wut-Bürger, auch aus dem weiten Umland, herumtreiben und mit ihrem Gebrüll Dampf ablassen – ein Mob, ein Pack, der sich selbst zwar für vorzeigbar halten mag, selber aber inzwischen dafür gesorgt hat, dass die örtliche Gastronomie und die Hotels Umsatzeinbußen verzeichnen.
Sie hat nun auch eine hässliche Seite, die Stadt an der Elbe, in der die Befürchtung, die Kleine Hufeisennase könnte Schaden nehmen, man mit einer neuen Brücke das Panorama verschandelt…
Die Brücke ist gebaut – aber es gibt in und an Dresden auch andere Seiten zu erkennen, und Menschen, die den schlechten Ruf nicht verdienen, in Dresden…
12/25 Dresden G/o
Dresden rein, Dresden rum, Dresden raus - GI DCG
Wer versteht das? Wer kennt sich in Dresden aus. DCG
Rechts und links kennt schon mein Enkel, und der ist knapp über zwei - aCDe
und in Dresden machen Hohlköpfe Geschrei... aCD
Pegida, pegidum und pegidown, pegiderb, pegidämlich, pegibraun - eCDeCD
wie viel Unverstand ist möglich? Wie viel hirnloses Geschrei aCDe
Wie viel Scham muss man verliern, ist man dabei. CDe
Dresden rüber, Dresden runter, Dresden rauf -
Was nimmt Dresden jeden Montag nur in Kauf?
Da marschiert durch Dresdens Straßen, auf den Plätzen dieser Stadt
mancher, der nichts schnallt und nichts begriffen hat.
pegikö, pegidü und pegibä pegideppen, pegidoppen, pegidä -
wolln nicht reden und nur brüllen, aber nicht argumentiern
wie kann man so den Verstand komplett brüskiern...
Dresden durch, Dresden längs, Dresden quer -
Was passiert in Dresden und wo kommt das her?
Diese Wut und diese Ängste, die kein Mensch begreifen kann.
Und wer schürt den Hass? Wer stiftet dazu an?
pegigeifer, pegizorn und pegiwut, pegiralla, pegitralla, pegibrut -
halten sich für eine Mehrheit, die nicht länger schweigen will -
die paar Hohlköpfe wärn besser sofort still...
Dresden auf, Dresden schneller, Dresden zu -
immer mehr drehn ab und geben keine Ruh...
Zeigen Zorn über Probleme, die sich ihnen gar nicht stelln,
doch man hört sie, wenn sie laut den Mond verbelln.
kögida, dügida, bogida - sind Rassisten wieder da und wieder nah
schüren hässlich dumpfe Ängste, propagieren ihren Wahn,
gegen Mitmenschen, die ihnen nichts getan.
Dresden ran, Dresden ab, Dresden weg -
Was ist nötig? Was ist sinnvoll? Hat kein' Zweck?
Überlässt man Dresden denen, die nichts merken, nichts verstehn?
Zeigen wir, dass wir nichts sagen, hörn und sehn...?
pegiwo, pegiwahn, pegiweh, pegi-Dreistigkeit und pegi-Pappmaschee,
warum lässt man sie gewähren? Sieht man nicht, was so begann?
wann klagt man die Volksverhetzer endlich an...
Dresden abschreckend und Dresden überdreht -
passt auf, was nicht nur in Dresden vor sich geht,
welche Rattenfänger locken, wer sich dranhängt, wer verführt,
um Verständnis wirbt, die Werbetrommel rührt...
Eiskalter Frost, dazu dunkle Nacht, gegen Menschenfeindlichkeit Licht ausgemacht
wer Toleranz nicht tolerieren mag, benötigt auch kein Licht -
gegen Fremdenhass sich wehr'n ist Menschenpflicht.
Dresden weiter, Dresden vor, Dresden zurück -
Es gibt manche, die sich wehren, welch ein Glück,
die den Eindruck korrigieren, Dresden wär' komplett verlorn,
und man müsst sich schämen, wär' man dort geborn...
13/26 Mod: Zuflucht
Irgendwo muss es doch ein Fleckchen geben, an dem man angstfrei leben könnte… von der Sonne beschienen und unter blauem Himmel, zwischen fruchtbaren Äckern, ohne Tretminen, in Städten ohne Heckenschützen, und in Straßen ohne Bombentrichter, in Häuser ohne Trümmerwände… mit unbeschädigten Dächern, mit geöffneten Läden, in denen man sich kaufen kann, was man zum Leben braucht, oder worauf man sein Auge geworfen hat, um sich das Leben schön zu machen.
Ohne Geldscheine oder Münzen dreimal rumdrehen zu müssen, denn es ja sicher, dass man mit seiner Arbeit immer wieder Geld verdienen kann…
Irgendwo muss so ein Ort doch zu finden sein… und wenn schon kein Zuhause, dann wenigstens eine Zuflucht…
13/26 Zuflucht a/0
Panisch entkommen Verfolgung, Folter und Mord aDCGa
hoffen auf Zuflucht an sicherem Ort. aDCGa
Erleben mit Schrecken, wie auch hier ihr Dach brennt, aDE
und Angst kommt zurück - kein anderer sie besser kennt. aGa
Da gibt's Leute, die zündeln, die anderen tun nix, aGa
wieder andere tun harmlos, wieder andere sind fix aGa
mit Sich-Kümmern und helfen, packen an, schaun nicht weg, FGa
fragen nicht, was es bringt, hat es Sinn, hat es Zweck. FGa
Die einen sind lautstark, voller Hass, rabiat,
gnadenlos in der Hetze und verachten den Staat,
brülln sich vor Wut heiser, putschen saufend sich auf,
randalieren und prügeln, nehmen Tote in Kauf.
Die einen sind leise, packen zu und gehn ran,
melden sich von allein, wo man mithelfen kann,
warten nicht erst auf andere, die vorausgehn und führn,
wollen eigentlich nur nie die Hoffnung verliern.
Die einen sind gallig, manche voll Bitterkeit,
andere wolln gar nicht zuhörn, tun sich selber nur leid,
wehren sich gegen Anstand, fordern Volkswiderstand,
merken nicht, wie sie fremd sind im eigenen Land.
Die einen sind hilflos, voller Hoffnung, auch Angst,
ihre Furcht wird noch größer, wenn du zögerst und schwankst.
Stehst du ihnen zur Seite, werden sie mit dir warm,
wenn sie Herzlichkeit spüren, danken sie dir mit Charme.
14/27 Mod: Die Ankunft
Bei neuen Herausforderungen ist man leicht misstrauisch und unsicher. Wie damit umgehen, und was machen, wenn man nicht weiß, was daraus werden kann? Man hat seine Erfahrungen, seine Ansichten, und sieht sich in seinen sozialen Kontakten darin bestätigt, fühlt sich gefestigt und hält Zweifel für unangebracht.
Doch wird man damit konfrontiert, dass die eigenen Erfahrungen angezweifelt werden, dann ist man überrascht, fühlt sich überrollt, überfordert und ist überzeugt, ein Recht auf Widerstand zu haben. Nur – wie wäre es, wenn sich das jeder nähme…
Woran mag es liegen, wenn der innere Seismograph gar nicht registriert und nicht anzeigt, dass etwas im Fundament des eigenen Wertesystems grundlegend erschüttert wurde? Wer zieht sich den Schuh an, wenn eine Verantwortung oder Mitverantwortung zugewiesen wird, die sich auch nicht abweisen lässt, wenn offensichtlich wird, dass man an einem Versagen mit ursächlich geworden ist….
Das kann vielerorts passieren, in vielen Zusammenhängen, nicht nur beim misslungenen Empfang von Menschen, die eine sichere Unterkunft suchen, eine Zuflucht, dabei eigentlich von einer neuen Heimat träumen. Es passiert auch, wenn Menschen sich mit der Obrigkeit anlegen, weil sie sich in den Weg stellen, gewaltlos, aber deutlich – wie in Stuttgart, als die Polizei auf Anweisung der Regierung rechtswidrig Wasserwerfer gegen Demonstranten einsetzte, die sich dem Fortgang der Vorbereitungen für den Bau des Bahnhofs Stuttgart 21 in den Weg stellten. Da sah man auf den Bildschirmen den Rentner, der durch den Einsatz von Wasserwerfern sein Augenlicht verlor.
Wird man dann als Einsatzleiter oder Befehlsempfänger schuldbewusst? Ist sich seiner Schuld bewusst? Oder gibt man die Schuld bewusst anderen…?
14/27 DIE ANKUNFT a/3
Sie sitzen im Bus, sind verängstigt, verschreckt, a
vom Mob auf der Straße erwartet, entdeckt. G
Sie sehen die Fratzen, die Wut und den Hass, F
beginnen zu zittern, sie frieren, sind blass. E
Von weit her geflohen, verlorn ihr Zuhaus,
starrn sie nun entsetzt zu den Fenstern hinaus,
erwarten, dass man sie begrüsst und beschützt,
ihnen Unterkunft bietet und sie unterstützt.
Sie spürn, wie allmählich ihr Trotz sich auch regt,
denn Manches man manchmal nur schwerlich erträgt,
Geduld ist erschöpft und ihr Zorn ist geweckt -
manch mittlerer Finger gereckt und gestreckt...
Draußen das drohende Pack und die pöbelnden Täter - FG a
verweigern sie angstvoll den Ausstieg - FG
denn was folgt danach später.. a
Männer in Uniform entern den Bus
mit entschlossenen Mienen und mit Verdruss:
Wieder ein Einsatz mit Ärger und Frust.
Man hält ihn für unnötig, hat keine Lust...
Ein Junge sitzt ängstlich und wagt sich nicht raus.
Man packt ihn im Nacken und schleppt ihn hinaus.
Er kennt Polizeigewalt, wie er sie nun spürt:
Genau solche Griffe ... und wird abgeführt...
Und draußen sieht man vor dem Bus randalierende Täter.
Wenn das schon passiert ist –
was geschieht danach später...?
Der Mob poltert, pöbelt, er rast und er schäumt -
der Bus wird energisch entschieden geräumt.
Die Polizei meint, dass sie am meisten nun nützt,
wenn sie mit Gewalt Menschen schnappt und beschützt...
Wär' "Schutzhaft" dafür nicht das richtige Wort?
Die bedroht werden, die nimmt man fest, sperrt sie fort
in ein Haus, das gesichert wird und streng bewacht -
und dann wird ermittelt, wer hat wann was gemacht:
Wer war lediglich laut? Sah den Finger gestreckt?
Wer hat provoziert? So Gewalt erst geweckt?
Demonstrierende Bürger in Rage gebracht?
Den Volkszorn geschürt und die Wut noch entfacht?
Nun ist man entsetzt: Sieht auf Opfer und Täter -
Wer war es noch eben vorhin –
und wer ist es nun später?
Wer hat befohlen, dass man so verfuhr?
Wie kam man in Clausnitz in so braune Spur?
Gegen Opfer ermitteln, so ganz unverfrorn,
das geht doch nur, hat man den Kompass verlorn.
Gewerkschafter der Polizei lassen hörn:
Da sei alles okay, nichts, um sich dran zu störn.
Der Innenminister stellt eindeutig klar,
dass alles richtig und rechtmäßig war.
Wenn sowas geschehn kann, sowas passiert,
wer sagt, alles so, wie es soll, funktioniert?
In Clausnitz man Opfer als Täter verhört
und tut überrascht, wenn sich mancher empört...
Wo leben wir jetzt? Im Land der straflosen Täter?
Wer tut so, als wüßt er von nichts,
fragt man ihn später?
Wie war das in Stuttgart vor Jahren noch mal?
Die Polizei zielte mit furchtbarem Strahl.
Die Augen getroffen – ein Mann beinah blind,
weil Einsatzkräfte bedenkenlos sind.
Wenn Politiker sagen, Protest sei Gewalt, FGa
und Befehle erteilen, macht keiner mehr Halt - FGa
Passt auf, liebe Leute, gebt gut auf euch acht - FGa
als Opfer wird man schnell zum Täter gemacht... FGa
15/28 MOD: Lemminge
Es ist ein Irrtum, aber einer der sich beharrlich hält, als ob es schwer fiele, sich von einer lieb gewonnenen Annahme zu verabschieden, einfach nur, weil sie unzutreffend sein soll… Es ist ein Gerücht, das keine gesicherte, wissenschaftliche Erkenntnis bestätigen kann, keine Beobachtung, keine Zeugen, keine Beweise, keine Belege – nur Geschwätz…
Es geht um niedliche Tierchen aus der Art der Wühlmäuse, um eine Gattung, die in der Arktis wohnen, in den Tundren, wo sie sich offenbar periodisch so vermehren, dass der Populationsdruck sie zu massenhaften Wanderungen veranlasst – mit der Folge, dass ihre zuvor gewaltig angestiegene Anzahl an Tieren wieder deutlich auch rasch zurückgeht – und niemand weiß, wo die abgewanderten Tiere geblieben sind…
In Skandinavien hat dies - lange vor dem weltweiten Erfolg der von dort stammenden Autoren sowohl spannender, als auch düsterer Kriminalromane – zur Entstehung einer gruseligen Theorie eines tierischen Massenselbstmords geführt: Dass sich massenhaft Tierchen aus dieser Gattung der Wühlmäuse dem Herdentriebe folgend über die Ränder von Abgründen in die Tiefe stürzen…eine Vorstellung, die sich zu plastisch von der Phantasie ausmalen und für Bilder vor Augen nutzen lässt.
Sie taugen zur Beschreibung einer Wirklichkeit, mit der man sich tatsächlich konfrontiert sieht, wenn sich denn Vernunft und Besonnenheit verflüchtigt haben, wenn eine vermeintliche „Schwarmintelligenz“ mitreißende Wirkung erzielt und dadurch alles den Bach runter zu gehen droht…Lemminge
15/28 Lemminge G/2
Die Leute wolln zu uns, weil sie so leben wolln wie wir – GC
weil es uns so gut geht, sehn sie bessere Chancen für sich hier. GC
Denn sie halten unser Leben für gelungen und darum, aH8CD
wolln sie leben so wie wir, sparn sich für die Reise krumm. aH8CD
Ihr wollt ihnen zeigen, dass das, was sie annehmen, nicht stimmt,
dies auf eine Art beweisen, die ihnen jede Hoffnung nimmt.
Und Europa ruiniern, so lang, bis man’s nicht mehr erkennt,
und es nicht mehr das ist, was es war – ein Hoffnungs-Kontinent…
Wie die Lemminge, die ihr Heil im Absturz suchen, eCD9
wie die Schildbürger, die Dummheit als Erfolg verbuchen… eCD9
Man wird sehen, was passiert - nach Theorie im Praxistest - Ca
Man wird spürn, dass der verliert, wer andere verlieren lässt. CD9
Wollt ihr sie so überzeugen, dass sich’s Leben hier nicht lohnt?
Und dass jeder, der nicht aussieht so wie wir, nicht sicher wohnt?
Macht ihr so Europas Ruf und Ansehn lieber selbst kaputt,
bis davon nichts übrig bleibt, nur unansehnlich brauner Schutt…
Weil Europa attraktiv ist, fahrt ihr’s deshalb an die Wand?
Wollt ihr um euch einen Zaun ziehn, und verzichtet auf Verstand?
Wollt vielleicht in Inzucht leben – oder lebt ihr längst schon so?
Denn man könnt es fast vermuten: leicht debil, gefühllos, roh…
Wie die Lemminge, die sich in den Abgrund stürzen,
die im Herdentrieb sich das Leben selbst verkürzen.
man wird merken, dass was fehlt, schmort man nur im eignen Saft -
wie rasch Stärke sich verflüchtigt, fehlt es an genügend Kraft…
Wann setzt sich Europas Jugend für die eigne Zukunft ein,
stoppt die jung vergreisten Nazis, hörn sie von selbst nicht auf zu schrein,
überlasst Nachkriegsrassisten, deren Eltern Nazis warn,
nicht die Schlagzeilen im Land, als wär’s die Heimat von Barbarn…
CD 3
01/29 mod: Wenn die mehrheit schweigt
Sie halten sich für eine Mehrheit, die nicht länger schweigt. Sie treffen sich, um sich zu zeigen, dass sie da sind und um klar zu machen, dass sie nicht weiter untätig zusehen wollen, wie ihnen das, was sie für erhaltenswert erachten, bedroht und genommen wird. Und sie bejubeln diejenigen, die sich besser artikulieren können als sie, die aus ihrer Sicht Klartext reden, lautstark und unmissverständlich, sogar dann, wenn es sich im Kriminelle handelt, um „unanständige Schreihälse“ die vermeintlichanständigen Krach machen….
Dass sie anderen damit einen eiskalten Schauer über den Rücken treiben, nehmen sie nicht wahr – oder es ist ihnen gleichgültig – oder es macht sie sogar noch stolz... Denn wenn sie sich versammeln, bekommen sie ja gesagt, was sie hören wollen: Dass sie die Anständigen seien, die Aufrechten, die wahren und echten Deutschen, die nicht zulassen wollen, was in Deutschland falsch läuft, und die einschreiten - notfalls zupackend und wirksam, nach ihrer Meinung „anständig“ eben….
Dass damit Hemmungen zerbröseln, sich an Gesetze zu halten, finden sie gar nicht so schlimm. Sie seien ja das Volk, behaupten sie… Einer muss es ja machen… also…. wo sind die Streichhölzer? Die Brandbeschleuniger…? Wo stehen die Unterkünfte? Und wo sind die Schuldigen, die uns das eingebrockt haben… an die Wand, an den Galgen… und laut gegrölt…
Und die Mehrheit, die tatsächliche, sie nimmt zur Kenntnis – und schweigt… unbelehrbar… unerklärbar… unfassbar…
01/29 Wenn Die Mehrheit schweigt e/0
Die braune Hydra ihre Köpfe aus dem Dreck entgegenreckt, eCDe
es wird Zeit, dass sich die Drachentöter aus dem Schlaf erheben. aDe
Tief in der Hölle schmorend Göbbels sich die trocknen Lippen leckt, eCDe
der Mob der Denkverweigerer wird laut - er würd es gern erleben. aDe
Da geht es manchen wohl zu gut, die sich die Frechheit nehmen, Cmaj7/5-D 2x
für Ignoranz und Unverstand sich nicht einmal zu schämen. Cmaj7/5-DCmaj7/5-H7
Wenn man die machen lässt, dann aber Deutschland, gute Nacht - CDe
genau solche Kanaillen haben Hitler groß gemacht... Cmaj7/5-De
Diese Leute sind der Sumpf, in dem gedeiht die Nazi-Brut
mancher kann die kalte Angst den Nacken runterlaufen spüren.
Es wird Zeit, dass man ihn trockenlegt, man braucht dafür kein Mut,
um sich daran zu erinnern, wohin Stammtischschreie führen,
Wer faselt da von Überfremdung, diskutiert absurde Themen,
um die geflohn sind, loszuwerden, ohne sich zu schämen.
Wenn man die machen lässt, dann aber Deutschland, gute Nacht
genau solche Kanaillen haben Hitler groß gemacht...
Sie verlassen ihre Gruften, komm hervor auf ihrem Mief
halten sich für eine Mehrheit, traun sich raus, um sich zu zeigen.
Es wird Zeit, sich querzustelln, sonst geht was ganz gewaltig schief,
wenn man tumbe Sprüche klopfen hört, dann darf man doch nicht schweigen.
Wo ist sie jetzt, die Mehrheit, die nicht zögert, sich zu wehren,
dass Weimar sich nicht wiederholt - vergisst man jetzt die Lehren?
Wenn man die machen lässt, dann aber Deutschland gute Nacht -
genau solche Kanaillen haben Hitler groß gemacht.
Kein Verständnis für Verständnis, kein Pardon wird mehr gewährt,
keiner kann mehr sagen, davon konnte er doch nichts ahnen.
Es wurde laut genug gewarnt, genug geredet und erklärt,
es gab genug Versuche, zur Vernunft zu mahnen.
Wer sich drauf einlässt, lässt sich drauf ein, zeigt, er will gar nichts begreifen,
solln wir warten bis noch mehr dunkelbraune Nachwuchskräfte reifen?
Wenn man die machen lässt, dann aber Deutschland gute Nacht -
genau solche Kanaillen haben Hitler groß gemacht.
02/30 MOD.: Am Galgen
Die Bilder machen fassungslos, lösen Entsetzen aus: Nicht nur Plakate, nicht nur Transparente mit widerlichen Parolen werden gezeigt – es gab auch schon einen stilisierten Galgen, an den man die oberste Repräsentantin der verhassten Politik wünschte, nach deren Ende man schreit. Kalkulierte Tabubrüche, um eine Klientel aufzuhetzen, die sich bereitwillig radikalisieren lässt.
Die Methode ist nicht unähnlich der Demagogie fanatisierter Hassprediger, die kurze Prozesse fordern. Aber es gäbe in der Sache Alternativen für den Platz am Galgen…
02/30 Am Galgen e/0
Schweres Schicksal bewegt und Herzen berührt, eFeF
dass man Mitleid empfindet, n Klos im Hals spürt, eFGa
doch manche sind wohl schwer narkotisiert, eFeF
reagiern unempfindlich, egal, was passiert. eFGa
Menschen in Not drohn sie mit blankem Hass - Fa
hängt die Menschenwürde allein ab vom Pass? GE
Bedroht man auch jene jetzt, die hilfsbereit Fa
den Hilflosen helfen aus Elend und Leid? GE
An den Galgen mit Fremdenfeindlichkeit, aGa
an den Galgen Verrat an der Menschlichkeit, aGE
an den Galgen die Wut auf jene, die doch nur fliehn Cd
und vor Not und Verzweiflung über Grenzen ziehn. aGa
Mancher hat Angst, dass Deutschland untergeht,
manche klatschen, wenn ein Haus in Flammen steht,
mancher brüllt sich heiser, droht mit Widerstand,
mancher zeigt voll Hass nicht einen Rest Verstand.
Sieh die da, die mit dem Feuer spieln,
sieh die da, die nach rechtsaußen schieln,
sieh die da am breiten rechten Rand
in christlichen Partei'n setzen das Land in Brand.
An den Galgen mit Fremdenfeindlichkeit,
an den Galgen Verrat an der Menschlichkeit,
an den Galgen die Wut auf die, die doch nur fliehn
und vor Not und Verzweiflung über Grenzen ziehn.
03/31 MOD: GLAUBST DU, GRAD DU…
Untergang droht – angeblich… unweigerlich, und wer tut was dagegen, wenn das Land an die Wand gefahren wird, das Volk seiner Wurzeln beraubt wird, die einfach gekappt werden, und dann? –
Ja, was dann… diffuser Wahn… Rettung in letztem Moment? Vor was? Vor wem? Warum? Wieso? Gab es einen Auftrag? Ist es eine Aufgabe? Wer hat sie erteilt?
Wenn gerade du glaubst, es käme auf dich an, dann kann dir wohl kaum einer helfen… dann bist du vielleicht schon ein hoffnungsloser Fall… glaubst du, grad du…
G03/31 Glaubst du, grad du Cmaj7/5-/0
Glaubst du, grad du könntest Deutschland erretten? Cmaj7/5-De
Grad du durchtrennst alle Fessel und Ketten? Cmaj7/5-De
Gerade du erlöst dieses Land, a6D9e
mit ner Waffe in der schwitzigen Hand? CDe
Dann bist du selbst nicht mehr zu retten a6
und lebst in einem Wahn! Cmaj7/5-' D
Hat dich irgendwo und irgendwann eD
mal einer angefahrn? e
Wieso glaubst du, du könnst Deutschland erretten?
Wie kann man geistig nur derart verfetten?
was machst du in deiner schäbigen Welt -
hat dich einer beauftragt? Bestellt?
Wo sind die Tassen bloß geblieben,
du hast keine mehr im Schrank -
ich glaub, du bist einfach bescheuert -
und nicht etwa krank.
Glaubst du im Ernst, du könntst Deutschland erretten,
weil wir kein andern Erlöser mehr hätter,
und darum hast du dich selbst auserkorn,
Du hast bestimmt den Verstand ganz verlorn.
Glaubst du wirklich selbst daran,
du wärst am Ende auserwählt?
wer hat dir denn bloß
diesen Schwachsinn erzählt?
Und wie hast du's dir gemerkt ganz ohne Hirn?
Was ist bei dir bloß hinter deiner Stirn?
04/32 mod AfD
Was soll man sich aufregen? Da hat sich ein Wählerpotential, von dem alle Fachleute doch immer gesagt haben, dass es vorhanden sei, von einer Partei erschließen und weitgehend mobilisieren lassen, die auch noch gerne mit ihrem Erscheinungsbild als Fremdkörper unter den etablierten Parteien für sich wirbt.
Bislang heimatlose Nichtwähler, Protestwähler mit gestrichen voller Nase, weil sie sich von denen in Berlin oder wo auch immer nicht mehr vertreten fühlen, haben ein Angebot erhalten, Denkzettel auszustellen, ohne selbst darüber nachdenken zu müssen. Die von ihnen nun in Parlamente gehievten sogenannten Volksvertreter nutzen die Bühne als das, was sie häufig auch ist, nämlich als Podium, um öffentlichkeitswirksam hinauszuposaunen, was sie für mitteilenswert halten – und das erschöpft sich vor allem in aggressiven Beschimpfungen derer, die sie von den Fleischtöpfen der Macht fernhalten wollen. So eine Unverfrorenheit .
Aber mal ehrlich: Haben sie dort wirklich was zu suchen? Die aus der A f D…
04/32 AfD G/2
Aufgemerkt, aufgeweckt, aufgewacht, GDCG
nicht geduckt, nicht gewartet, mitgemacht, DCG
und die Brandstifter begossen, ihre Zündschnüre gekappt aCDe
und in keine ihrer Fallen reingetappt. aCD
A f D, A f dunkel, A f dumm, A f duster, A f dusslig - nix drumrum eCDeCD
nicht die Schwänze eingezogen, nicht gekniffen, nicht versteckt, aCDe
und die braune Brut mit echter Wut verschreckt. CDe
Aufgewacht, aufgemerkt und aufgeweckt,
nicht gezögert, nicht gezaudert, aufgedeckt
was da brodelt und da köchelt, bis es anbrennt und auch stinkt,
dass man Luftnot spürt und um den Atem ringt.
A f D, A f dösig, A f duhn, A f Rechtsdrall, A f Dreck und viel zu tun
Wer noch meint, es sei normal, wird Gesocks und Pack gewählt,
weiß nicht, wie man eins und eins zusammenzählt.
Aufgeweckt, aufgewacht und aufgemerkt,
sich gewappnet, informiert und auch gestärkt,
nicht sich selber überlassen, was da rumbrüllt und krakeelt,
so als wär’n die von ner Mehrheit schon gewählt.
A f D, A f Di und A f Dark, A f Deckel, A f Dackel, A f Quark,
Man muss ihre hohlen Phrasen unter grellem Licht seziern,
und sie schonungslos und deutlich präsentiern.
Aufgestanden, aufgestellt und eingehakt
und mit Mut dagegen anzugehn gewagt.
Und auf Klartext nicht verzichtet, die Rassisten klar benannt,
und die setzen skrupellos dies Land in Brand.
A f Drama, A f Drängler, A f Druck, A f Dick- und A f Dünndarm und na kuck…
Was kommt raus, lässt man sie machen, ist so klar, dass jeder weiß -
sie gewähren lassen, kostet seinen Preis.
05/33 Mod: Ungeliebte Nachbarn
Fremdschämen – hilft ja nicht, befreit noch nicht mal, ist bestenfalls ein Ventilchen, um sich in Verantwortungslosigkeit zu flüchten…
Ein vermeintlich honoriger Bürger, der sich für ehrbar und grundanständig hält, für wählbar allemal, redet nicht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, sondern weiß genau, was er sagt, und wie und wo er es sagt… und vergaloppiert sich gleichwohl…
Dabei - mit ein wenig mehr Volksnähe hätte er es ja wissen können, dass in Deutschland immer der ein willkommener Nachbar ist, der „auf dem Platz“ überzeugt, der in der Lage ist, nicht nur Tore zu verhindern, sondern sogar auch noch welche zu schießen… Boah – Peng - Boateng
Mag man sich im nationalistischen Gauland rassistischer Auswüchse noch so sehr winden, um den klaren Wortwahl im Interview einen anderen Klang zu geben, um sich im Schoße derer geborgen zu fühlen, denen man den gleichen Rassismus unterstellt…
Nachbarschaft bietet eine andere Geborgenheit, nur nicht für ungeliebte Nachbarn…
05/33 Ungeliebte Nachbarn DD/0
Viele wollen keine Nachbarn, die offen mit Pegida gehn, d
auch nicht die Nachbarschaft von Leuten, die der AfD nahstehn, d
wolln mit denen nicht mal reden, weil zu nix führt und nix bringt, a6d
weil ein Dialog mit Meinungsaustausch nicht im Traum gelingt. a6A
Wie oft muss man die Erfahrung immer wieder wiederholn?
Ich versteh, wenn man die Lust verliert und sagt, bleibt mir gestohln.
Was soll man mit Leuten reden, die nicht hinhörn, was man sagt,
ihre Lügen nur verbreiten, ganz egal, was man sie fragt.
War der Mörder von Jo Cox etwa geistig nur verwirrt?
Nein, der wusste, was er tat, wer ihn für irre hält, der irrt.
Wer von Volksverrätern faselt, weiß genau, was er da spricht –
wer dann Messer zückt und zusticht, wüsste der es etwa nicht?
Köhler, Bönhard, Mundlos, Zschäpe, etwa Einzeltäter warn?
Aufgehetzte Post-Faschisten, in der braunen Spur seit Jahrn,
die als Mörder unterwegs den Volksbefreier-Ruhm ersehnt,
und sich ganz bewusst an alten braunen Nazi-Kult gelehnt…
Bachmann, Petry, Gauland, Höcke, Poggenburg, von Storch, Pretzell,
Meuthen, Hampel, Festerling – man übersieht so manchen schnell.
Tun sie harmlos? Dann mit Absicht – was sie tun, ist kalkuliert,
jeder Satz und jedes Wort bewusst von ihnen formuliert.
Wer verharmlost diese Bande noch, die Leute die, sie wähln,
als „besorgte Bürger“, die sich nur mit Angst um Deutschland quäln.
Sie wolln diesen Staat nicht haben, zeigen Zorn, Verachtung, Hass –
Darum gebt denen, die dies Land beschmutzen, einen andern Pass.
06/34 MOD: JA ABER
Es ist ja nicht so, als ob man es nicht wüsste… Als ob man sich seiner Verantwortung nicht bewusst wäre, schließlich hat sie dort ihren Ursprung, wo man ein gewissen hat, wenn es sich entwickeln konnte, auf christlich-abendländischer Grundlage, auf dem Boden einer Wertegemeinschaft,in der die mitmenschliche Hilfe aus Barmherzigkeit für Gottes Lohn eine Pflicht der Tugend ist, für die in warmen Sonntagsreden von den Kanzeln gepredigt wird.
Aber eine Selbstverständlichkeit ist sie nun man gerade nicht, denn uneingeschränkt ist sie kaum zu haben, jedenfalls nicht bei denen, die sich schwer tun, ihren inneren Widerstand zu überwinden.
Sie sagen „Ja“ – aber mit „aber“, sie sagen „Aber“, weil sie „Ja“ eigentlich gar nicht meinen, sie meinen „Nein“, trauen sich aber nicht, es zu sagen, aber würden es gern sagen, und sagen deshalb „Aber“…
Ein „Aber-Witz“, mit dem sie sich, ganz unhumoristisch, von denen absetzen wollen, denen ein uneingeschränktes „Ja“ leicht fällt, ein uneingeschränktes „Ja“, das den eingeschränkten „Ja“-Sagern nicht über die Lippen kommen will…
Ehrlichkeit ist gelegentlich entsetzlich… und entsetzlich ist auch ein „Ja, aber…“
06/34 Ja, aber e/0
Einer sagt, er hat nichts gegen Menschen, die vor Krieg und Waffen fliehn, eDCG
die aus ihrer Heimat weg in ferne Länder ziehn. DCD
Man müsst den Leuten helfen, schließlich wären die in Not eCG
und dort, woher sie kämen, da wär'n sie Tag und Nacht bedroht. eCD
da könnten sie nicht bleiben, das sei sonnenklar, eCD
aber jetzt sind sie schon hier und damit da... GCH7
Ja, aber - ist ein verkapptes Nein. Ja, aber - heißt, so soll's nicht sein. eCDeGD
Ja, aber - das heißt, genauso nicht! Ja, aber - sagt, wer widerspricht. eCDeGD
Aber Nein zu sagen mancher sich nicht traut, aH7
II: der lieber Zäune zieht :II und feste Mauern baut. eCD 3X eCDe
Manche fühlen sich durch Fremde, die nicht so sind wie sie, bedrängt,
und sie sagen, hier bei uns sei doch kein Platz, es sei beengt,
es kämen viel zu viele, darum sei es angebracht,
dass sie blieben, wo sie sind - und rasch die Grenzen dicht gemacht,
Das Leben für die Leute sei dort zwar viel zu schwer -
aber warum kämen gerade jetzt so viele her...
Es gibt Leute, die bedauern wortreich, dass der Platz bei uns nicht reicht,
es gäb nicht so viele Betten, und überhaupt sei es nicht leicht.
Viele Nachbarn hätten Sorgen, was käm jetzt wohl auf sie zu:
Wär' das Leben nicht mehr sicher? Hätt' man nicht mehr seine Ruh?
Diese Leute müssten schließlich irgendwo ja hin...
aber nicht zu ihnen, das hätt' keinen Sinn.
Manche sagen voller Unmut offen, dass es reicht, das Boot sei voll.
Schließlich wisse man nicht mehr, was man denn jetzt noch machen soll.
Und dann gäb es Unterschiede in Kultur und Religion,
die könnt man nicht ignorier'n, das sei zu schwer, wüsst man schon.
Not und Elend, Flucht, Vertreibung - schön und irgendwie ja gut...
aber was da bei uns ankäm, das sei schon ne Flut...
07/35 MOD GUTMENSCH
Wer den Begriff „Gutmensch“ in der erkennbaren Absicht verwendet, andere Menschen damit abzuqualifizieren, provoziert. Er verwahrt sich in der Regel dagegen, in eine inhaltliche Auseinandersetzung darüber gezogen zu werden, was denn – aus seiner Sicht – der „bessere Mensch“ wäre, dem nachzueifern den Kritikern der so genannten Gutmenschen weniger kritikwürdig erschiene.
Mal unterstellt, dass nicht der „Schlechtmensch“ gemeint sein könne – den unser Sprachgebrauch derzeit noch nicht kennt - dann führt eine Suche zu einem gebräuchlichen Gegenbegriff zum „Gutmensch“ unweigerlich zum Wort „Unmensch“ – und legt damit die provokante These nahe, dass gerade diejenigen, die den Begriff „Gutmensch“ gern und oft verwenden, sich darüber keinen Kopf machen, dass dieser Kampfbegriff zur Abqualifizierung derjenigen passt, die mit sozialer Sensibilität und Gewissenhaftigkeit ausgestattet sind, und dass dieser Begriff „Gutmensch“ aus dem Wörterbuch des Unmenschen stammen könnte.
Wer ihn verwendet, sollte sich darüber klar sein, was er sagt – genauso wie diejenigen, die das Wort „völkisch“ nur als ein harmloses Eigenschaftswort verstanden wissen wollen, abgeleitet von einem wertfreien Begriff „Volk“. Doch die Befürworter einer vermeintlich wertfreien Verwendung des Wortes „völkisch“ stehen denjenigen, die ihre Volksverhetzung im „Völkischen Beobachter“ verbreitet haben, nicht allzu fern…
Mich hat ein Youtube-User mit offensichtlicher Sympathie für die von mir kritisch besungenen AfD in einem anonymen Posting so bezeichnet und eine wilde Drohung hinterher geschoben, die gewalttätige Konsequenzen auch gegen meine Familie in Aussicht stellt. Ich hab diesen Kommentar zu meinem AfD-Lied blockiert und dann das folgende Lied geschrieben:
07/35 Gutmensch E/0
Wie will man werden, will man sein? EDE
Bläst man sich auf? Macht man sich klein? EDE
Wie selbstbewusst geht man hinaus und trifft die Welt AH7
und zeigt den Leuten, was man von sich selber hält? EDE
Blickt man nach vorn und duckt sich nicht? EDE
Sieht den auch an, mit dem man spricht? EDE
Und nimmt man wahr, was nicht so ist, wie es sein soll? AH7
Und steckt nicht sinnlos voller Hass und voller Groll? EDH7
Lieber ein selbsternannter Gutmensch A
als ein objektiver Unmensch, E
der stets auf Mitmenschen verächtlich runterblickt H7AE
und auch beim Blick A
in'n eignen Spiegel nicht erschrickt… H7E
Schaut man mit Mut und Zuversicht,
sogar bei eingeschränkter Sicht?
Dass man nicht, was man sehen sollte, übersieht?
Dass dann auch, was geschehen sollte, auch geschieht!
Sieht man stets hin und schaut nicht weg?
Verharrt nicht auf dem Sonnendeck
Und grenzt nicht jene, die vor Kälte fliehen aus,
sondern sucht mit ihnen ein sich’res, warmes Haus.
Gibt man sich stets Mühe, zu verstehn?
Den Dingen tief auf den Grund zu gehen?
um zu verhindern, dass es immer schlimmer wird?
Hat man es wenigstens versucht, auch wenn man irrt…?
Und bleibt man dran und gibt nicht auf?
Lässt nicht den Dingen ihren Lauf?
Und gibt nicht Ruhe, bis tatsächlich was passiert -
dann kann man sehn, dass man nicht jeden Kampf verliert…
08/36 MOD: DA MÜSSEN WIR DURCH
Alternativlos – was ist das? Eine Zwangsläufigkeit, ein Muss, eine Notwendigkeit, die zumindest behauptet wird? Nicht alles, was erzwungen werden soll, ist erforderlich, selbst dann nicht, wenn man es als alternativlos bezeichnet.
Doch gibt es nicht tatsächlich zu manchen Problemen, die sich einfachen Lösungen entziehen, nicht Herangehensweisen, Anssätze zu Lösungsmöglichkeiten, Wege, die sich anbieten, wenn nicht gar aufdrängen, wenn man die Stimme der Menschlichkeit nicht zum Schweigen gebracht hat? Wenn zu erkennen ist: Da müssen wir durch...
08/36 Da müssen wir durch c7/0
Nix ist klar und gar nix einfach, c7 GA
hat auch keiner unterstellt. c7GA
Es ist anders als erwartet, c7GA
was so manchem nicht gefällt... c7GA
Das ist Wahnsinn, was da abgeht, f#h
alles völlig überdreht, f#h
läuft gewaltig aus dem Ruder - f#h
trotzdem stellt man fest, es geht... EA
Da müssen wir durch, haben keine Wahl hGA I hA'
das kriegen wir hin, wirds auch vielleicht ne Qual. hGA I hA'
Und wenn wir es schaffen und es funktioniert, f#G
dann will keine Sau mehr hörn, was da passiert. eA IhA'
Es ist schwer und auch noch schwierig,
hat man doch vorhergesagt...
und es ist nicht überraschend -
man kriegt's nur hin, wenn man es wagt...
Schau's dir an, ist unbegreiflich,
das kann keiner mehr kapiern...
Und das kriegt nur der gebacken,
der sich traut, es zu riskiern.
Also Ärmel hochgekrempelt.
Statt zu zögern angepackt.
Nicht entmutigt ausgestiegen
Jetzt ein Loch ins Eis gehackt.
Sich durch nichts beirren lassen,
nicht lamentiert und nicht geklagt.
Selber sehn, wo Not am Mann ist -
und nicht lange erst gefragt...
09/37 Mod: Ermunterung
Zur deutschen Literatur gehört ein aufrüttelnder Text mit dem Titel „Dann gibt es nur eins“. Geschrieben hat ihn Wolfgang Borchert als sein letztes Werk kurz vor seinem Tode im Jahre 1947 noch unter dem Eindruck der Verfolgungen und Folgen der Nazizeit und des Zweiten Weltkrieges. Der Text wurde oft und wird gelegentlich immer noch zitiert und sein Inhalt hat an Bedeutung nichts verloren. Die wiederkehrende Aufforderung „Sag Nein!“ prägt sich ein und ist an Klarheit unübertroffen.
Gleichwohl schien mir der Text in seiner Aussage ergänzenswert. Wolfgang Borchert richtet seine Auforderung an Mitmenschen, die unzumutbare Anweisungen erhalten und sich ihnen widersetzen sollen. Angesichts der jüngsten Entwicklung, nicht nur in Deutschland, in der die Mitmenschlichkeit nicht länger selbstverständlich ist, schien mir die Ermunterung nötig, wann immer Mitmenschlichkeit verweigert wird, ein deutliches Signal des Widerspruchs zu geben, nicht nur auf Anweisungen oder gar Befehle, gerade wenn Menschen, die bei uns vor Hass und Verfolgung Zuflucht suchen, hier nun erleben müssen, wie ihnen neuer Hass entgegenschlägt und sie erneut Verfolgung ausgesetzt sind.
So ein Signal ist eine Unabdingbarkeit…
09/37 Ermunterung E/3
Um nicht noch einmal sich zu quälen, E
mit Scham die Toten nachzuzählen, AE
am Mord nicht schuldig mit zu sein, AE
schrieb Borchert einst: "Sagt klar ein 'Nein'." EH7
Wenn sie Befehle euch erteilen, E
mündlich gebellt, verfasst in Zeilen, AE
dann lasst sie mit sich selbst allein – AE
sagt klar ein Nein. H7E
Das wäre weise, wäre klug – A
doch ist ein "Nein" allein genug, DA
das man nur auf Befehle sagt – DA
hat man genug sich vorgewagt? AE
Wenn irgendwo du etwas hörst, E
worüber du dich heiß empörst, AE
wenn einer laut rassistisch spricht – AE
dann reicht das nicht. H7E
Dann widersprich und sag es laut, G
wie sehr dir vor Rassisten graut. CG
lass sie nicht ohne Widerspruch, CG
störn sie dich mehr als ein Geruch. GD9
Schürt jemand unverfroren Hass, G
dann zeig, auf dich ist doch Verlass, CG
dann hör nicht fassungslos nur zu – CG
sag was dazu. D9G
Wenn du von jemandem vernimmst, C
womit du überein nicht stimmst, FC
dann nimm's nicht einfach schweigend hin – FC
nimm deinem Leben nicht den Sinn CG
und zeige Rückgrat couragiert, G
dann wird sich zeigen, was passiert, CG
dass er, erkennt er, was geschieht, CG
den Schwanz einzieht. D9G
Sprich laut und nicht lang drum herum, A
sag, was du meinst und bleib nicht stumm, DA
wenn jemand gegen Menschen hetzt, DA
zeig dich vergrätzt, verletzt, entsetzt, AE
sag nicht nur auf Befehle "Nein", A
sonst könnt der falsche Eindruck sein, DA
du teilst die Meinung, die dich stört, DA
und auch empört. EA
Sagt einer, was dir nicht gefällt, D
und sich für'n Teil der Mehrheit hält, GD
weil ihm nicht widersprochen wird, GD
dann mach ihm klar, dass er sich irrt. DA
Unmissverständlich sag ihm dann, A
womit er bei dir rechnen kann, DA
dass er nicht für die Mehrheit spricht, DA
in sein Gesicht. EA
Geht irgendwas dir gegen Strich, C
dann sag es laut und schweige nicht, FC
unwidersprochen lass nicht stehn, FC
sollt dir was auf die Nerven gehn. CG
Und drängt man dazu, dass du schweigst, C
und dich entgegenkommend zeigst, FC
dann gib nicht nach, mach dich nicht klein, FC
und bleib beim "Nein". GC
Wenn du Zivilcourage zeigst, F
nicht wegschaust und betreten schweigst, BF
sondern dann laut das Wort ergreifst, BF
zur Unzeit nicht den Schwanz einkneifst, FC
dann widerfährt dir sicher nicht, C
siehst du im Spiegel dein Gesicht, FC
dass du dich nicht mehr sehen magst FC
und dies beklagst. GC
10/38 MOD: JETZT ABER
Kennen Sie die Drei-Worte-Kombination „täuschen, tarnen und verpissen“? Ich bin ihr gelegentlich in blumigen Schilderungen des Rekrutenalltags begegnet, in denen lebhaft und mit glänzenden Augen berichtet wurde, wie man erfolgreich in der Langeweile in den Kasernen zu entgehen getrachtet hatte.
Es gibt andere Zusammenhänge, in denen keine Langeweile aufkommt, in denen genug zu tun ist, und wer nicht weiß, was er tun kann, könnte sich erkundigen, könnte sich anbieten, und dann kann er was tun…
Kann sein, dass manche erst einen Anschub brauchen, einen Grund, und sei es Trotz – oder einen Anstoß, und sei es einen Stein des Anstoßes, und dann könnte es losgehen – Jetzt aber…
10/38 Jetzt aber G/0
Manche wissen's nicht und erst recht nicht zu schätzen. G
Manche wolln's nicht hörn, die die Wahrheit besetzen. CeaD
Andere schaun nicht hin oder höchstens nur zu. G
Andere gehen auf Abstand - wohin gehst du? CeaD
Wenn du gebraucht wirst, hältst du dich dann raus? eCD
Wirst du erwartet, bleibst du dann zuhaus? aCD
Bist du benötigt, stellst du dich dann dumm? eCD
Könntest du helfen, fragst du dann warum? aCD
sag mir, warum... G
Manche ahnen's kaum, meinen, sie hätten Ahnung.
Manche glauben's nicht und vertrauen auf Tarnung.
Andere reden Blech, tun noch härter als Stein,
Rotten sich zusammen - und du fühlst dich allein.
Manche blicken nix, könn' nix durchschauen.
Halten es für mutig, wenn sie sich was trauen.
Andere sind nicht still, wenn's sein muss auch laut.
Und verschweigen nicht, hat einer Mist gebaut.
Manche stelln sich auf, sind bereit sich zu wehren.
Manche blicken hoch und äußern Begehren.
Andere reden nicht um den heißen Brei.
Andere schaun nicht zu - und sind gleich dabei.
11/39 MOD: VOR AUGEN
Für die einen waren sie Engel, für die anderen ein Ärgernis, für die einen unersetzbar, für andere überflüssig.
Sie haben getan, was getan werden musste, und wenn sie es für nötig erachten, sind sie immer noch da. Und wenn es nötig wird, sind sie wieder da… uneigennützig, freiwillig, solange die Kräfte reichen, solange sie gebraucht werden,
Und sie fragen nicht, was andere davon halten, die nicht verstehen wollen, was sie da tun…
11/39 Vor Augen G/0
Wer fragt schon danach, ob sie denn noch können? Ghf#A
Wer will schon wissen, ob es noch geht? GhA
Das gilt für die, die komm', und die sie empfangen, Ghf#A
die nichts drauf geben, ob man sie auch versteht. GDA
Die einen haben Not und Elend vor Augen, hA
die andern sind verzweifelt, ängstlich geflohn, hA
sind tage-, wochenlang bereits auf den Beinen, hA
die andern Tag und Nacht in Einsätzen schon. GA
Wer da nicht wegschaut, der kann nie mehr vergessen, Dh
was er in diesen Zeiten alles gesehn... GA
wer sich nicht wegduckt, der kann vielleicht ermessen, Dh
wie weit muss Menschlichkeit in Notlagen gehn. GAD
Hungrige Kinder und verzweifelte Mütter,
kraftlose Väter, deren Mut kaum noch reicht.
Erschöpfte Helfer, überfordert im Einsatz,
nicht einer, der gebraucht wird, sich davon schleicht.
Man hat die einen einfach weitergeschoben
und kurzerhand in leere Busse gesteckt,
sie nachts nur grad über die Grenze gefahren,
und dort die Helfer aus dem Tiefschlaf geweckt.
Die einen brauchen, dass man sich um sie kümmert,
die andern zweifeln nicht dran, dass man sie braucht.
Die einen nehmen dankbar, wolln überleben,
die andern geben und sind nicht abgetaucht.
Ob auf dem Bahnsteig, an der Grenze, der Küste,
Dort, wo die Not drückt, ist die Hilfe gefragt,
nicht lang erwogen, ob man's sollte und müsste,
und für die Hilflosen den Einsatz gewagt.
12/40 Mod: Irgendwo
Was wissen wir, wie Lebenswirklichkeiten fern von uns aussehen, wenn sie normal sind? Schließlich haben wir häufig genug nicht mal Einblick in Lebenssituationen unserer Nachbarn in Straßen, die gerade um die Ecke sind. Weit aus wahrscheinlicher erreichen uns beeindruckende Medienberichte über die Lebensumstände in fernen Ländern.
Über die Situation der Kinder in der Welt berichtet Unicef regelmäßig und mit erschreckenden Fakten. Uns ist klar, dass die Lebensumstände, in denen Kinder aufwachsen, je nach der Lebenswirklichkeit, in der Kinder leben müssen, verschiedener nicht sein können.
Ich will versuchen, sie singend einander gegenüber zu stellen. Die im Lied genannten geografischen Angaben von Regionen und Flüssen, Städten und Stadtteilen sind beispielhaft – Nippes und Niehl sind Ortsteile von Köln mit einer sehr durchwachsenen Bevölkerungsstruktur…
12/40 Irgendwo C/3
Irgendwo spieln Kinder auf der Straße, CG
laufen Rollschuh oder fahren mit dem Rad, CG
spieln im Sand oder sie springen in die Pfützen, he
und am Abend komm’ sie sauber aus dem Bad, CaD
haben Fernlenkautos, Handys, i-Pads, Flatrate CDG
warn im Urlaub in den Bergen und am Meer, CDG
gehn zur Schule, ham zu Haus ein eig’nes Zimmer, he
haben viel, vielleicht genug, doch wollen mehr. CaD
Wie wenig ist nichts? Wieviel ist viel? CGCG
Manche haben alles - manche nur ein Ziel:
CaCD
Überleben, erst mal überleben -
CDGCDG
ob am Ganges, Amazonas oder Nil... CaDG
Irgendwo spieln Kinder in der Gasse,
zwischen Trümmern, zwischen Scherben und Gestank,
stehn im Müll, durchwühlen Abfall mit den Händen,
haben Hunger, haben Durst und sind auch krank.
Suchen Reste aus Hotels, von reichen Leuten,
sammeln Flaschen, leere Dosen, Leder, Holz,
Schule kenn’ sie nicht, und auch kein eig’nes Zimmer,
haben wenig, vielleicht nichts, doch haben Stolz.
Irgendwo spieln Kinder miteinander,
lachen, rennen, toben sich gut aus.
Sie komm’ aus Üsküdar, Sibiu, Banja Luka,
kenn’ inzwischen auch in Nippes sich gut aus.
Haben Eltern, Brüder, Schwestern und auch Freunde,
ham Erinnerungen, Träume, Sorgen, Angst.
Wenn Du kommst und sie was fragst, mit ihnen spieln willst,
werden sie nicht gleich verstehn, was Du verlangst...
Wie wenig ist nichts? Wieviel ist viel?
Manche haben alles, manche nur ein Ziel:
Überleben, erst mal überleben,
ob am Ganges, Amazonas, ob am Bosporus, in Bosnien,
in Köln-Nippes oder -Niehl.
13/41 mod: Verlorene Würde
Idomeni … war eine Zeit lang die Endstation Sehnsucht für all jene, die denen folgen wollten, die es doch vorher schon geschafft hatten: Nach Norden, in die gelobten Länder, deren Regierungen die Grenzen nun weitgehend abgeschottet haben, opportunistisch aus Angst, die Stimmung im Wahlvolk könnte sich gegen sie drehen, es könnten mehr werden, die auf Panik machen, die ihren Unmut nicht nur gewaltsam ausdrücken, sondern auch auf Wahlzetteln deutlich machen. Und gleichzeitig sind in die Wohnzimmer die Eindrücke von dort geflimmert, wo es nicht mehr weiter ging, in Matsch und Schlamm...
Und wir? Können wir nichts tun, um die abgeschotteten Grenzen wieder durchlässig zu machen? Und wenn wir es könnten? Was erwachsen daraus für Risiken? Auch für diejenigen, die sich so sehr danach sehnen, hierher zu kommen, um in Ruhe und Frieden unter uns zu leben… Wer schützt sie vor der Gewalt derer, die sie hier nicht dulden wollen? Wie kann es sein, dass deren Gewalt kaum beherrschbar scheint?
Ist das der Offenbarungseid? Ist das staatliche Gewaltmonopol längst verloren? Dann könnte mancher von uns auch schon wieder darüber nachdenken, seine Sachen zu packen… Denn besser wird es dann nicht mehr…
13/41 VERLORENE WÜRDE a6/0
Sie sitzen hilflos und verzweifelt fest, a6D-C-'a6
weil man sie, wo sie sind, nicht weiter lässt. a6D-C-'a6
Sie harren müde aus bei ihr'm Gepäck, D D-/C D-/E G
die Kleidung viel zu dünn und voller Dreck. F- H7 I E
Sie wissen nicht mehr weiter, nicht wohin,
verlorn im Dasein, ohne Lebenssinn,
geben sie die Hoffnung doch nicht auf,
und fragst du, sagen sie dir auch, worauf...
Europa verliert seine Würde, F-
seine Ehre und sein Gesicht a
hat kein Herz, kein Erbarmen mehr, F-
übt bei Menschlichkeit Verzicht. a
Einen Rest von alldem sich zu bewahr'n, G
glaubt man nicht mehr, sich schuldig zu sein. F
Man gebärdet sich stark wie ein Riese G
und erweist sich als schwächlich und klein. E
Sie sehnen sich nach Zukunft, Sicherheit,
von Furcht und Elend, Hunger und Krieg befreit.
Sie wünschen sich ein Leben ohne Not,
dass niemand sie verfolgt und sie bedroht.
Wie gerne wär'n sie dort, wo's sicher ist,
und wo man dann auch mit der Zeit vergisst,
was man dort, wo man lebte, Schlimmes sah,
und nie mehr Angst vor Tod hat und Gefahr.
Verhungern, verdursten, ertrinken, ersticken -
ohne Chance unterwegs auf der Welt,
emigrieren, entkommen, bloß flüchten und fliehn -
nichts, was sie noch hielt oder hält.
Sie halten die weinenden Kinder im Arm,
und Europa schaut ihnen nur zu...
macht die Wiege der Demokratie zum Friedhof -
legt gewissenlos sich zur Ruh...
Dass man sie festhält, könn' sie nicht verstehn,
und hoffen drauf, man lässt sie bald schon gehn,
die Grenzen öffnet und sie willkommen heißt,
den Weg in eine bessere Zukunft weist.
Sie wolln nur Verständnis und Vertrau'n,
um sich ein neues Leben aufzubau'n.
Sie sind verzweifelt, verstehn Europa nicht,
und warum man von ihnen als Schmarotzer spricht...
Europa verrät seine Werte,
Ideale und seine Kultur,
macht sich eiskalt zur Hölle auf Erden,
von Menschlichkeit keine Spur.
Schert sich nicht drum, wie das irgendwann endet,
das interessiert nur ein' Dreck.
Europa verrammelt die Türen und Fenster -
wird auf Erden zum hässlichsten Fleck...
14/42 MOD: EINFACH
Bevor man sich darauf einlässt, einen Weg aus einer Sackgasse als „alternativlos“ zu akzeptieren, könnte man die Alternativen abklopfen – was vorstellbar, was denkbar, was möglich und machbar ist, und was nicht… was gar nicht geht, überhaupt nicht in Frage kommt…
Man kann die Schwierigkeiten auf diesem oder jenem Weg benennen und sehen, ob sie lösbar sind. Man kann so gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen, auf die man vielleicht alleine gar nicht kommen kann. Und eine Erkenntnis dürfte sicher sein: Kein Weg ist einfach…
14/42 EINFACH a/3
Hätt man sie nicht reingelassen, wo hätten sie hingesollt? a
Auf dem Meer, an der Küste, der Grenze krepieren und dann aus die Maus? dFE
Einfach n Zaun ziehn und kein’ durchgelassen FG
bis sie verhungert sind, ertrunken, erfrorn und dann aus die Maus aFGa
Und wir halten uns raus? Und das macht uns nichts aus? Ga
Wer den Horizont nicht sehn will schiebt den Tellerrand rauf Ga
und schwimmt in der eigenen Suppe. Fett schwimmt oben drauf FGa
Hätt man sie nicht hergelassen, wo hätten sie bleiben solln?
Auf dem Wasser, ner Insel, nem Kahn krepieren und dann aus die Maus?
Einfach Soldaten los und kein’ durchgelassen,
erschießen, plattgewalzt, überfahren und dann aus die Maus?
Du reißt so die Klappe auf – Was hätt man denn machen solln?
In die Wüste verjagen, in die Berge, die Sümpfe und dann aus die Maus?
Einfach zurückgeschickt, Schlagbaum runter,
abgewiesen, eingesperrt, abgeschoben und dann aus die Maus?
Du faselst von Volksverrat – und hast selber kein Rezept.
Soll man auf Menschen, die Bomben entkamen, Bomben werfen und aus die Maus?
Einfach verwesen lassen, Augen zu, weggekuckt,
als wär’ nichts gewesen, und nur ignoriern und dann aus die Maus…
Wo ein Wille auch ein Weg ist, man muss doch nur wolln
was man kann und müsste und tun sollte, tun und dann aus die Maus
Einfach nicht wegschaun und was nötig ist, tun
nicht gezögert, gefragt, gebremst, blockiert und dann aus die Maus.
Und dann hält man es aus. Und man macht sich nichts draus.
Wer den Horizont sehn will, der muss übern Tellerrand schaun.
und dann sieht man, wie groß diese Welt ist und kann drauf vertraun.
15/43 Mod: Nachts um drei
Wer schlafen kann, wird nachts allmählich ruhig und findet Entlastung, vergiss ohne schlimme Träume vielleicht seine Sorgen und kann Ängste betäuben. Das ist möglich, wenn der Schlaf seine Wirkung unbeeinträchtigt entfalten kann.
Wie schrill ist das Klingeln an der Haustür, wenn man weit nach Mitternacht aus dem Tiefschlaf gerissen wird… Wie bedrohlich laut sind lange vor dem Morgengrauen Schläge gegen die Wohnungstür, wenn zur Unzeit verlangt wird, aufzumachen… Wie aggressiv klingen Stimmen, die Schlafende mitten in der Nacht aus den Träumen reißen, um sie sofort genau zu dem zu nötigen, was für sie die schlimmsten Alpträume wahrmacht?
Mag sein, Erwachsene haben mehr Lebenserfahrung und Kräfte, um mit solchen bedrückenden Situationen umzugehen - doch wie geht es Kindern, die vor Angst gelähmt erleben müssen, wie ihre Eltern gezwungen werden, unter Zeitdruck all ihre Habseligkeiten zu packen sie mit ihren Kindern in Fahrzeuge verfrachtet werden, um sie dorthin zu bringen, wo sie ihren Schlaf gewiss nicht mehr fortsetzen können…
15/43 Nachts um drei DDD/0
Nachts um drei im tiefsten Schlaf d
schrillt die Klingel, weil man nicht mehr schlafen darf. a6
Aus dem Bett lang vor Schulbeginn, d'
wo man auf Kinder wartet, komm' sie nicht mehr hin.. d/B C-d
Fremde Leute, Angst und Schreck, da6
Kinder wimmern, Vater schweigt, Mutter fleht ohne Zweck a6
Alle Koffer packen, dabei streng bewacht, d'
mit dem Gitterauto einfach fortgebracht.. d/B C-d
In Ibbenbüren um acht, wenn die Schule beginnt, a6
in der Klasse Kinder fragen, wo die Mitschüler sind. d
In Ibbenbüren um acht, wenn der Unterricht beginnt, a6
und Kinder wissen wollen, wo die Freunde sind. d/B C-d
Keiner ahnt es, keiner etwas weiß,
wo sie sind, und Fragen drehen sich im Kreis.
Im Düsseldorfer Terminal geht alles rasend schnell,
ist es draußen kalt, die Sonne blendet grell.
Zum Bus geleitet und an Bord geführt,
wund in der Seele, einen Stich im Herz gespürt.
niemand lächelt, keiner lacht,
eingeladen, eingepackt, wie eine Fracht.
In Ibbenbüren um zehn, wenn die Pause beginnt,
in der Schule Kinder fragen, wo die Mitschüler sind.
In Ibbenbüren halb elf, wenn der Unterricht beginnt,
und Kinder wissen wollen, wo die Freunde sind.
Gedanken kreisen, Düsen röhrn,
wer zwingt zur Abreise, behauptet, dass sie störn.
Was zählt der Mensch? Ist Recht noch gerecht?
Welche Gesetze zählen mehr als Menschenrecht?
Das Flugzeug rollt zur Startbahn vor,
Maschinen dröhnen, Start und schon geht es empor.
Kurs ins Nichts und Zukunft ungewiss -
durch eine Abschiebung ganz ohne Hindernis.
In Ibbenbüren um eins - die Schule ist aus.
Kinder unterwegs, tragen Fragen mit nach Haus...
In Ibbenbüren nach eins komm sie nach Haus,
und wolln wissen, sind die Freunde wohl zuhaus.
Nachts um drei finden manche keine Ruh -
wer schaut genauer hin und wer schaut nur einfach zu...
Stell dir vor, dass es früh mal bei dir schellt
und dein Kind dich fest an deinen Händen hält.
Was ist Recht und was ist legal?
Was ist unmenschlich, und was gilt als normal?
Was heißt "Heimat"? Was "muss" schon ein Staat?
Wer hat darauf eine Antwort gleich parat?
In Ibbenbüren gebt acht, wenn die Schule beginnt,
in den Klassen Kinder fragen, wo die Mitschüler sind.
In Ibbenbüren habt acht, wenn der Unterricht beginnt,
Kinder wissen wollen, wo die Freunde sind.
CD 4
01/44 Mod: Sie legen es drauf an
Man hört sie immer wieder mal, die verständigen Bürger, die Verständnis bekunden für die besorgten Bürger, die sogenannten „besorgten“ Bürger, die sich so viele Sorgen machen, dass sie Brandsätze in Häuser werfen, Menschen hasserfüllt angreifen, mit Worten, mit Fäusten, mit dem, was sie in Fäusten halten, die sich ihre Wahrheit und Wirklichkeit zurechtbiegen, mit Verbissenheit und Wut, und jede Zurückweisung als tätlichen Angriff verstehen, der ihre Wut weiter anheizt, und der sie in ihrer berechenbaren Wut gleichwohl unberechenbar macht… ja, sie legen es drauf an…
01/44 SIE LEGEN ES DRAUF AN
Sie legen es drauf an zu polarisiern.
Sie sind drauf und dran, den Frieden zu riskiern.
Macht sie nicht salonfähig, geht nicht auf sie ein
macht nicht den nächsten Fehler -es könnt der letzte sein.
Man muss Farbe bekenn’, Dinge beim Namen nenn’,
unmissverständlich klar, unbeschönigt wahr,
nicht drumherum gestelzt, nicht hin und hergewälzt,
die Klappe aufgemacht - nur auf den Punkt gebracht.
Sie machen kein' Spaß, sie wollen nicht spieln,
wolln das, was sie sagen, das, worauf sie zieln,
glaubt nicht im traum, ihr könnt sie demaskiern,
und sie würden gleich ihren Rückhalt verliern.
Man darf sie nicht hätscheln, ihre Wangen nicht tätscheln,
tun, als wärn sie normal - die Quittung kommt bei der Wahl.
Geh keinen Schritt entgegen, kein Kompromiss
sie nutzen dich doch nur aus, soviel ist ganz gewiss.
Man darf sie nicht hätscheln, ihre Wangen nicht tätscheln,
tun, als wärn sie normal - die Quittung kommt bei der Wahl.
Geh keinen Schritt entgegen, kein Kompromiss
sie nutzen dich doch nur aus, soviel ist ganz gewiss.
02/45 Mod.: Mutters Worte
Sind Kinder schon ein wenig größer, dann sind sie vielleicht auch schon so selbständig, dass die Eltern die Überlebenschance ihrer Kinder, wenn sie diese allein auf den Fluchtweg schicken, schon für größer halten, als wenn die Kinder weiterhin bei ihren Eltern blieben. Und so schicken Eltern ihre Kinder auch schon mal alleine fort, dorthin, wo sie sich für ihre Kinder eine bessere Zukunft erhoffen.
Eine Kollegin, die freie Journalistin Irene Dänzer-Vanotti, mit der ich in meinem früheren Beruf als Journalist gelegentlich zusammen gearbeitet habe, hat sich oft mit Themen befasst, die mit Migration und mit Integration zu tun haben. Sie hat mit ihrer Arbeit auch schon den renommierten Civis-Preis gewonnen, der für Radiojournalisten vergeben wird, die auf dem Themengebiet der Integration hervorragend gearbeitet haben.
Sie hatte vor geraumer Zeit einen jungen Mann aus Afghanistan interviewt. Er war damals etwa 15 Jahre alt und allein aus seiner Heimat nach Deutschland gekommen. Nachdem die Taliban seinen Vater ermordet hatten, wollte die Mutter nicht auch noch ihren Sohn verlieren.
So hatte sie ihn auf den Weg geschickt, über den Iran, die Türkei, Griechenland, den Balkan – und schließlich war er in Düsseldorf angekommen, als unbegleiteter Minderjähriger, voller Hoffnungen, reich an Erfahrungen, beladen mit Erinnerungen, und inzwischen auch entlastet von so manchen Illusionen.
Unvergesslichkeiten, eingesammelt von Irene Dänzer-Vanotti. Sie hat eine Radiosendung über den jungen Mann gemacht, und diese wiederum war die Vorlage für folgendes Lied:
02/45 Mutters Worte
Von Kälte umgeben, von Regen durchtränkt, ee/F#e/Ge/H CH7
der Nacht ausgeliefert, von Not eingeengt, ee/F#e/Ge/H CH7e
geflohen vor Qualen, versteckt vor Gewalt, a6DGe
dem Tode entkommen, mit Ängsten bezahlt. a6CH7
Unterwegs nur mit Hoffnung, von Sehnsucht erfüllt, eCH7
viel zu spärlich bekleidet, dünn in Decken gehüllt, eCH7
überstellt einer Willkür, die sich alles erlaubt a6DGe
und die Ärmsten der Armen ihrer Zukunft beraubt. a6CH7
Mutters Worte hat er noch im Ohr, a6De
kommt ihm beinah wie gestern noch vor. a6De
Das war längst eine Ewigkeit weit, a6DGe
und ihr Rat galt für einsame Zeit: a6CH7
„Wird es schwer, denk dich in meinem Arm, CDe
wo es sicher wär’, weich und auch warm, CDe
du könntest schlafen, geborgen, geschützt, CDGe
von mir gehalten, gestreichelt, gestützt.“ CH7e
In Gedanken gerettet, in den Träumen am Ziel,
mitgenommen nur wenig und behalten nicht viel.
Von Verzweiflung getrieben, von Enttäuschung geplagt -
keine Wahl mehr gesehn und das Leben gewagt.
Gestrandet in Ohnmacht, im Schlamm und im Dreck,
umgeben von Zäunen, nirgends mehr ein Versteck.
Vertrieben, verschoben, verladen, verlorn -
zu überleben versprochen, nie zu zweifeln geschworn.
Fast dem Hunger erlegen, ohne Nachruf versenkt,
dann Erbarmen gefunden, ein paar Nudeln geschenkt,
einen Kelch, eine Kelle, einen Teller, ein Topf -
kaum geglaubt, kaum verstanden, überfordert im Kopf.
Schlecht geschlafen bei Nacht, von wirrn Träumen geweckt,
nicht gesucht, nur gefunden: Neue Nähe entdeckt.
Nicht alleine geblieben, auf Vertrauen gebaut,
und sich Freunden geöffnet, zögernd vorwärts geschaut.
03/46 Mod: Momente
Es gab viele Tote - in Kriegen bei Bombardierungen, auch bei Anschlägen: In Paris am 7. Januar 2015 auf die Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo, dann am 13. November im selben Jahr bei einem Konzert auf das Pariser Bataclan-Theater, und schließlich am 22. März 2016 in Brüssel bei den Anschlägen auf den Flughafen und eine U-Bahn-Station oder auch 15 Jahre vorher beim Angriff auf das World-Trade-Center in New York.
Fanatisierte Killer bringen wahllos Menschen um, die ihr Leben leben. Die Mörder berufen sich auf die angebliche Botschaft eines Gottes, von dem ihnen gewissenlose Prediger verschrobene Wahrheiten verkünden. Gefolgsleute eines verbrecherischen Regimes, das sich an seine Schreckensherrschaft krallt. Bombenangriffe werden damit beantwortet, dass man den Krieg in die Länder hineinträgt, die das Herrschaftsgebiet der Killer mit angreifen.
Sind wir ausgeliefert? So wie die Opfer der Luftangriffe in Syrien und im Irak? Wie die Jesiden im Norden des Irak den Killern des Islamischen Staates? Der Krieg ist nicht mehr so weit, wie er schien, aber auch nicht so beängstigend nah, wie er scheint. Die Statistik sagt, dass bei uns offenbar alljährlich weitaus mehr Menschen an verschluckten Fremdkörpern ersticken, als durch Terroristen ums Leben kommen.
Je mehr wir uns den Ängsten ausliefern, die uns einschüchtern sollen, desto näher rückt der Krieg – nicht nur uns, sondern auch denen, die zu uns geflohen sind und hier nach Frieden und Normalität suchen.
Fürchten wir uns nicht und wehren wir uns, und schützen wir sie, indem wir uns die Liebe zum Leben, die Lust am Leben, und die Liebe zur Lust nicht nehmen lassen, auch wenn es Momente gibt, in denen es schwerer fällt, der Angst nicht nachzugeben, aber fürchtet euch nicht, denn es sind doch nur Momente.
03/46 Momente G+/0
Zeiten sind launisch – mal glücklich, mal nicht. G+
Einer fliegt, während einer zusammenbricht, D
Zeiten sind wechselhaft, so wie der Wind, a6H8
Nächte sind dunkel bis der Morgen beginnt. CD
Lass dich nicht schlucken von Kummer und Leid. eCmaj7/5-
Du hast keine andre – dies ist deine Zeit. a6D
Leb das Leben so, dass du es liebst. Ga6
Manches kriegst du nur, wenn du es selber dir gibst. Cmaj7/5-’D
Lieb das Leben so, dass du es lebst Ga6
Und mit Trotz über dem, was den Himmel trübt, schwebst. CDG
Jahre könn’ heftig sein, hektisch und lang,
ewige Weite und rutschiger Hang.
Mal dass sie schleichen, andre sind schnell,
rasen durchs Dunkle, und dann wird es grell.
Lass dich nicht greifen von Jähzorn und Wut.
Packt dich der Ärger, mach dir daraus Mut.
Tage sind manchmal voll Hass und Gewalt,
erschüttern die Zuversicht, nehm'n dir den Halt.
Sie sind doch nur kurz, auch wenn manche sich ziehn,
und du verzweifelt versuchst, zu entfliehn.
Lass dich nicht lähmen von Terror und Schreck.
Verpass nicht dein Leben voll Angst im Versteck.
Momente könn quälen und Eindrücke schrein,
Ohnmacht entsetzt und Not lässt dich allein.
Frag nicht nach Antworten, die keiner hat.
Lass dich nicht hängen, entmutigt und platt.
Nicht dass du abstumpfst von dem, was passiert.
Wer zu leben verpasst, so sein Leben verliert.
04/47 Mod: Teufel, du schreckst mich nicht
Wenn es denn noch weiteren Bedarf an ermunternden Zuspruch geben sollte, die Verzagtheit so groß sein sollte, dass die Überwindung für den einzelnen schwer fiele, dann ist es Zeit, den Rücken gerade zu machen und sich darüber klar zu werden, dass man immer stärker ist, als man es selbst für möglich hält. Und dass es auch Möglichkeiten gibt, sich dieser Stärke bewusst zu werden…
Könnte sein, dass im Bedarfsfalle dieses Lied helfen könnte, das im Original „Old Devil Time“ heißt und von Pete Seeger geschrieben wurde. Ich hab mir erlaubt, es zu übertragen… Teufel, du schreckst mich nicht…
04/47 Teufel, Du schreckst mich nicht Old Devil Time Pete Seeger DD/0
Plagst du mich, Zeit - Teufel, du schreckst mich nicht.
Glaub nicht, mit Druck kriegst du mich jemals klein.
Fühl ich mich gehetzt, dann sind meine Liebsten da,
geben mir Kraft, dass ich dir widersteh.
Plagst du mich, Schmerz, du Teufel krümmst mich nicht,
denkt nicht, ich wein und heule dir etwas vor.
Ich bleib nicht allein, dann sind meine Liebsten da,
geben mir Kraft, dass ich dir widersteh.
Plagst du mich, Angst - du Teufel mit kalter Hand,
macht es dir Spaß, gefrierst du mich zu Eis.
Zitter’ ich mal vor Angst, dann sind meine Liebsten da,
geben mir Kraft, dass ich dir widersteh.
Plagst du mich, Hass - Teufel, ich kenn dich gut,
weiß, wie du riechst, erkenn dich am Gestank.
Versprühst du dein Gift, dann sind meine Liebsten da,
geben mir Kraft, dass ich dir widersteh.
Kein Feuer, kein Sturm uns je zu Boden zwingt,
packt uns ein Wind, schiebt er uns nur voran.
Wenn ihr ängstlich seid, ihr Lieben, dann kommt zu mir,
fehlt es euch an Mut, stärkt uns dieser Gesang...
Kein Feuer, kein Sturm uns je zu Boden zwingt,
packt uns ein Wind, schiebt er uns nur voran.
Wenn wir ängstlich sind, dann sind unsere Lieder da,
fehlt es uns an Mut, stärkt uns unser Gesang...
05/48 Mod: Nie zu spät
Nein – jetzt nicht!!! Jetzt grad nicht! Passt grad nicht! Gibt Wichtigeres! Muss warten! Ein andermal
Geht jetzt nicht Wirklich nicht. Später, später vielleicht. Mal sehen.
Und dann? Verdammt – verpasst. Ach herrje. Hätt’ ich doch… Hätt ich doch nur. Rechtzeitig… Zu spät ist nie
05/48 Nie zu spät G/3
Um nicht, der Welt entrückt in Träumen, GD
die eigne Zukunft zu versäumen, CG
heisst es, beizeiten aufzustehn, aCD
damit es plötzlich nicht passiert, GD
man über Nacht die Chance verliert, CG
entschieden gegenan zu gehn. aCD
Darum stehn wir hier und wollen nicht, DGe
dass man uns auf Seite schiebt. CD
Wofür stehn wir? Dafür, dass man uns, DGe
was wir fordern, endlich gibt. CD
Wir legen dafür Hand in Hand, GD
verliern vor Zorn nicht den Verstand. CG
Solange wir noch atmen, ist es nicht zu spät. aCD
Merkt euch: solang ihr uns empört, GD
wehrn wir uns laut, dass man uns hört, CG
und bleiben da, das ist doch klar, solang es geht - aCD
falls uns ein Wind entgegen weht - aC
Wind sich auch dreht DG
Und fällt der Regen auch in Bächen,
kann uns das nicht das Rückrat brechen -
wir machen weiter - jetzt erst recht.
Will man uns einschüchtern und glaubt,
dass man uns so die Kräfte raubt,
der wird erkenn', er kennt uns schlecht.
Wir bleiben da, und wollen nicht,
dass man uns auf Seite schiebt.
Soviel ist klar, wir wolln, dass man uns,
was wir fordern endlich gibt.
Wir legen dafür Hand in Hand,
verliern vor Wut nicht den Verstand.
Solange wir noch brennen, ist es nicht zu spät.
Merkt euch: solang ihr uns empört,
wehrn wir uns laut, dass man uns hört,
und bleiben da, das ist doch klar, solang es geht -
falls uns ein Wind entgegen weht - Wind sich auch dreht
Irgendwann erkennt man, was vernünftig war, Fe
und wer den Verstand beleidigt hat, wird klar. FaD
Will man in Alpträumen nicht schwitzen,
vor Unverstand sich wirksam schützen,
darf man nicht schweigen, mutlos, stumm.
Denn das hat sich doch oft gezeigt,
wer seinen Schwanz einklemmt und schweigt,
nimmt sich das irgendwann selbst krumm.
Warum sind wir hier? Wir wollen morgen
auch noch in den Spiegel sehn.
Darum wolln wir hier aufrecht
ungebrochen widerstehn.
Wir legen dafür Hand in Hand,
verliern vor Angst nicht den Verstand,
Solange wir nicht resigniern, ist nicht zu spät.
Merkt euch: solang ihr uns empört,
wehrn wir uns laut, dass man uns hört,
und bleiben da, das ist doch klar, solang es geht -
falls uns ein Wind entgegen weht -
Wind sich auch dreht
06/49 MOD: Gegen das Schweigen
Schweigen ist nicht immer betreten, nicht immer lähmend, nicht mal peinlich… aber manchmal entsetzlich, gerade weil es so tut, als wäre es normal…
Es kommt unauffällig daher, fast fröhlich pfeifend, tut unbedarft, nahezu scheinheilig, als wenn nichts gewesen wäre und auch nichts ist, als wollte es sagen: Keep cool, reg dich nicht doch nicht so auf, alles easy, mach nicht so’n Wind, komm wieder runter…
Aber gerade das ist es ja: Dieses Schweigen ist Grund genug, es zu brechen, unüberhörbar…
06/49 Gegen das Schweigen
Gegen das Schweigen kann man was machen. a6 C e D9 G
Gegen das Schweigen kann man was tun.
Gegen das Schweigen und Überwachen,
Gegen das Schweigen, gegen das Ruh’n.
Gegen das Schweigen kann man sich wehren. CCmaj7’Dh
Gegen das Schweigen mal widerstehn. CCmaj7’DH7
Gegen das Schweigen gibt’s schon lange Lehren. CCmaj7’Dh
Gegen das Schweigen muss was geschehn. CCmaj7’DD7
Gegen das Schweigen kann man was sagen.
Gegen das Schweigen kann man sich stelln.
Gegen das Schweigen laut etwas wagen.
Gegen das Schweigen Dunkles erhelln.
Gegen das Schweigen kann man sich wenden.
Gegen das Schweigen kann man auch schrein.
Gegen das Schweigen das Zögern beenden.
Gegen das Schweigen von Angst sich befrein.
Gegen das Schweigen nicht länger schweigen.
Gegen das Schweigen kann man nicht drohn.
Gegen das Schweigen muss man sich zeigen.
Gegen das Schweigen wirkt kein Spott und kein Hohn.
Gegen das Schweigen wenigstens reden.
Gegen das Schweigen haben Worte Gewicht.
Gegen das Schweigen erreicht man nicht jeden.
Gegen das Schweigen wenn man laut widerspricht.
Gegen das Schweigen wirkt man nicht in der Stille.
Gegen das Schweigen nützt man niemandem stumm.
Gegen das Schweigen hilft kein Wunsch, sondern Wille.
Gegen das Schweigen frag nicht lange warum.
Gegen das Schweigen sich mal was leisten.
Gegen das Schweigen reicht ein Wort allein.
Gegen das Schweigen sich mutig erdreisten.
Gegen das Schweigen – vielleicht nur ein „Nein“...
07/50 Mod: Sprache
Ich hab mir angewöhnt, mich zu beruhigen, bei Bedarf, und dann geb ich mein Bestes, damit es mir gelingt. Dabei hilft mir dann ein Mantra, dass nur oft genug wiederholt werden muss, bis es sich dann im Bewusstsein verselbständigt und wie in einer Endlosschleife am Ohr vorbei das Hirn dauerbeschallt mit einem Satz von einfacher Klarheit: „Ich muss nicht alles verstehen…“
Wer sollte mich zwingen? Mich nötigen? Dies von mir verlangen – und überhaupt: Wozu? Wenn ich was nicht verstehen kann, es aber verstehen wollte, könnte ich mich ja bemühen… um Verständnis, darum, es zu verstehen, notfalls auch mit Lernen, etwa einer Sprache –
Aber eigentlich ist da ja Hopfen und Malz verloren, denn is ja e Wurscht, Weißt? Wurscht – Weißwurscht…
07/50 Sprache C/0
In der Sprache der Denker und Dichter CH9a a/G
denken manche verrenkter und schlichter, FG
wollen vorschreiben und untersagen CH9a a/G
wie andere reden, was flüstern und fragen, FGC
und daran kann man hören und sehn a a/G
II:wie manche sprechen,:II ohne was zu verstehn... FGFGFGC
In der Sprache der Dichter und Denker
reden manche, die krank sind und kränker,
die nicht so rasch denken wie sprechen,
sowas kann sich gelegentlich rächen...
wenn man vorschlägt, was nicht gut durchdacht
II: und mit dem man :II sich lächerlich macht.
In den Sprachen, die man spricht in Bayern,
kann man nicht nur Oktoberfest feiern.
Ist man abgefüllt und war gefräßig
und das Denken klappt dann nur noch mäßig,
kann sein, dass man irgendwas sagt,
II: das aus Schwachsinn :II am höchsten rausragt.
Man soll deutsch auch am Küchentisch reden...
Soll das gelten für Bayern? Für jeden?
Damit man, wenn es geht, in ganz Bayern,
auch die Leute verstehn kann beim Feiern?
Beim Oans - Zwoa - Gsuffa und so...?
II: Ond wemma no'm :II Weg froagt zom Klo...?
Die CSU sorgt sich um Leute,
macht sie und den Staat sich zur Beute.
Die CSU sorgt sich um jeden,
und auch darum, wie alle so reden.
Solche bayrische Integration
II: spricht der Freiheit :II im Freistaat laut Hohn.
08/51 Mod. Mit dem Mund
Was über die Lippen geht, kommt durch den Mund, kommt über die Zunge, geht durch die Zähne, mal klar vernehmbar, mal undeutlich genuschelt, teilweise verschluckt, kaum hörbar geflüstert oder lautstark gebrüllt, gegrölt, geschrien.
Es wird gesprochen, gesagt, geredet wie einem der Schnabel gewachsen ist, miteinander, durcheinander, aneinander vorbei. Nicht jeder legt Wert auf Verständlichkeit dessen, was er von sich gibt.
Doch wenn es darum geht, selbst zu verstehen, was man vernehmen kann, also was man so hört, dann hört der Spaß auf – für viele jedenfalls, die von sich behaupten, dass sie Spaß verstünden.
Leute, die anders reden, sind anders. Und andere, die anders sind, haben unter Einheimischen nichts verloren… Wer weiß denn, was die so reden, untereinander – nachher machen die sich noch lustig über die Spaßversteher, die nichts verstehen…
08/51 Mit dem Mund A/0
Es gibt Gegenden im Land, da ist wohl irgendwas passiert, AA6hE
denn so manche, die dort wohnen, die sind gar nicht integriert. AA6hE
Wenn die miteinander reden, niemand anders sie versteht. f#DEA
Kann man das denn akzeptieren, mancher denkt, dass das nicht geht. f#h H7E
Was die sprechen, nenn' die Sächsisch, und das klingt in sich ganz rund. DGDEA
Und das spricht man mit der Zunge, mit den Lippen, mit dem Mund. f#hEA
Manchmal gibt es Menschen, die sich gegen Nachbarn heftig wehrn,
die nicht reden so wie sie, weshalb sie sich dann laut beschwern,
und sie sagen, für so Leute wär' bei ihnen gar kein Platz,
denn die sprächen ja kein Deutsch, nicht einen fehlerfreien Satz.
Dabei könn' sie selbst nur Bayrisch, und das klingt in sich ganz rund.
Und das spricht man mit der Zunge, mit den Lippen, mit dem Mund.
Es gibt Leute, die nicht wollen, dass sie andere Menschen sehn,
die sich ungewöhnlich kleiden, wenn sie durch die Strassen gehn,
Und sie fordern: "Raus mit ihnen! Schickt sie weg! Die wolln wir nicht,
weil von denen jeder fremd und auch so unverständlich spricht..."
Und sie können selbst nur Fränkisch, und das klingt in sich ganz rund.
Und das spricht man mit der Zunge, mit den Lippen, mit dem Mund.
Es gibt Landschaften, da wohnen solche Leute unter sich.
Alles, was sie nicht begreifen, halten sie für fürchterlich.
Wenn sie bis zum Horizont schaun, sehn sie nur den Tellerrand.
Auch mal drüber raus zu gucken, halten sie für hirnverbrannt...
Was manche thüringisch da sagen, das klingt in sich ja ganz rund.
Und das spricht man mit der Zunge, mit den Lippen, mit dem Mund.
Sächsisch, Thüringisch und Bayrisch, DGD
Fränkisch, Saarländisch und Platt GDA
Schwäbisch, Pfälzisch, Alemannisch - DGD
was man auf der Zunge hat. - GDA
Westfälisch, Sauerländisch, Hessisch, EA
Rheinisch, Friesisch, was man spricht, EA
Sorbisch, Märkisch und Berlinerisch, f#h
versteht so mancher nicht... EA
Es gibt Menschen, die sich schämen, wenn sie sehn, was so passiert:
Mancher, von dem man es nie gedacht, auf einmal mitmarschiert,
und Parolen hinterherläuft, die die Tatsachen verdrehn,
gegen Nachbarn auf die Strasse geht - wie soll man das verstehn...
Die Parolen sollen deutsch sein, doch das klingt nicht ganz gesund,
dabei spricht man's mit der Zunge, mit den Lippen, mit dem Mund.
Wer sich Mühe gibt und zuhört, Ohren aufsperrt, der versteht,
weiß, aus seiner Heimat flieht man nur, wenn es nicht anders geht.
Wer geflohen ist, den jagt man nicht so einfach herzlos weg,
lässt ihn menschenwürdig wohnen, nicht im Dreck oder Versteck.
Und sie sprechen ihre Sprache. Wer die kann, versteht sie und
kann auch reden, mit der Zunge, mit den Lippen, mit dem Mund...
Arabisch, türkisch, kurdisch, persisch - was sie reden, anders klingt.
Ihre Sprache sie der so vermissten Heimat näher bringt.
Tief verwundet an der Seele, auch am Körper oft verletzt,
durch Erlebtes, Widerfahr'nes, Unverdrängbares entsetzt.
Sie erzählen, was sie fühln, sie bedrückt und was geschah -
mit den Herzen - ihre Seelen, ihre Blicke sprechen klar.
09/52 MOD BESCHEUERT
Andreas Scheuer ist CSU-Generalsekretär, jetzt gerade im Spätsommer 2016. Einer, der sich Gedanken macht, vielleicht auch artige, aber ganz sicher abartige… den eine Angst umtreibt, die ihn nicht mehr klar denken lässt.
Und wenn so einem sowas passiert, hat er tatsächlich mehr Angst als Vaterlandsliebe, und das
wäre doch bei Andreas Scheuer bescheuert…
09/51 BESCHEUERT G/2
Ein Fußball spielender Ministrant aus dem Senegal - G
für CSU-General Andreas Scheuer ein schwieriger Fall CG
weil doch so einer sich unwiderrufbar im Land integriert - CG
und es schlimm ist, falls sowas dann auch noch in Bayern passiert. DCG
Ein Fußball spielender senegalesischer Ministrant -
was mag er nur wollen, was mag er nur suchen im Bayernland?
Andreas Scheuer, will wissen, was macht man in solchem Fall bloß,
wenn so einer ins Land kommt, den wirst du doch nie wieder los.
Ein Ministrant aus dem Senegal, der gekonnt Fußball spielt,
der womöglich dann auch noch Tore in Bayern erzielt,
ist für Scheuer wohl ganz offensichtlich ein Riesenproblem -
und die Frage warum, ist der CSU unangenehm…
Dass ein Senegalese, der Fußball spielt, auch ministriert,
ist ein Fall, über den der Scheuer die Nerven verliert,
Schießt der Senegalese ein Traumtor – auch das kommt ja vor -
Steht der CSU-General Scheuer dann da wie ein Tor.
Jetzt sind wir doch mal froh, Boateng ist ja kein Ministrant -
der spielt bei den Bayern und lebt ziemlich schwarz hier im Land,
aber der ist ganz sicher ein deutlicher Ausnahmefall -
schließlich ist er Berliner, kommt nicht aus dem Senegal…
Die Moral der Geschichte, nur dass ihr die auch noch jetzt wisst -
der CSU-Generalsekretär ein „bescheuerter“ ist.
Mit verlorenen Nerven fehlt ihm offenbar der Verstand.
Wozu ist er noch nützlich? Er taugt nicht mal als Ministrant.
10/53 MOD MEIN EUROPA
In der griechischen Mythologie war sie die Tochter eines asiatischen Königs. Weil sie so wunderschön gewesen sein soll, hatte der oberste der göttlichen Schürzenjäger namens Zeus so ein Ziehen in seinen Lenden gespürt. Deshalb meinte er – warum auch immer – Sich in einen Stier verwandeln zu sollen. Um Eindruck zu schinden? Mit Bull-Power? Um sich bei den Hörnern nehmen zu lassen?
Im Grunde war er ja kaum mehr als ein Hornochse, so anzunehmen, er könne sich Europa – so hieß die Dame – aneignen, wie eine Kuh auf der Weide. Ein Hornochse eben, wie wohl jeder, der glaubt, es gebe ein Eigentumsrecht an Europa, also „sein“ Europa.
Aber falls es „sein“ Europa geben sollte, oder „ihr“ Europa, oder „dein“ Europa, dann werde ich auch Besitz ergreifend
und gebe so mal kund, was ich nicht verlieren will, nämlich
„mein“ Europa…
10/53 Mein Europa - a/0
Habt ihr verdrängt, was ihr gesehn: Soldaten, die auf Posten stehn aa
und jeden Übergang blockiern, da darf nicht jeder frei passiern, H7/5-dE
nur der, der abgestempelt ist, und ihnen aus den Händen frisst. aa
Habt ihr vergessen, wie es war? An jeder Grenze warn sie da, H7/5-dE
die Posten mit ihren Gewehrn, mit obrigkeitlichem Begehrn, CG
mit starrem, misstrauischem Blick - nein, die Zeit will ich nicht zurück!
FEa
Wisst ihr nicht mehr, wie ihr geschluckt, als man voll Mißtraun euch bekuckt.
Wie habt ihr innerlich gebebt, voll Scham Entwürdigung erlebt.
Zu viele warn zu lange Zeit noch nicht zum Neubeginn bereit.
Manch Grenzen findet man nicht mehr - allein sich's vorzustelln, fiel schwer.
Man kam sich näher, Schritt für Schritt, sogar die Grenzer gingen mit
und zogen ab - der Weg war frei, und auch die Stempelei vorbei.
Entfiel euch, wie ihr doch erlebt, wie langsam sich ein Schlagbaum hebt,
und kann man ungehemmt passiern - wie sich das anfühlt, ohne friern...
Wenn man erstaunt im Nachbarland sich so willkommen wiederfand,
ohne zu zögern Freundschaft schloss, und das Beisammensein genoss.
Und was nicht selbstverständlich war, war bald normal und sonnenklar,
man hat sich offen angeschaut, gemocht, geschätzt, geliebt, vertraut.
Und es scheppert laut das Scherbengericht,
manche wolln es nicht wahrhaben, hören es nicht,
wolln sich nicht kümmern umgeben von Trümmern,
und wird Licht ausgemacht, dann ist ringsherum Nacht.
Heut hört man Demagogen blind, die spät ins Glück geboren sind,
die Postenwillkür nie erlebt, an Grenzen nie vor Wut gebebt,
nicht sehn, was auf dem Spiele steht, wenn man Europa rückwärts dreht.
Wer spaltet Völker, dort wie hier? Wer spielt mit dir und auch mit mir?
Wer hetzt uns gegen'ander auf, bis auf die Spitze, hört nicht auf,
geht davon aus, dass er gesiegt, wenn nur genug in Trümmern liegt.
Was kam zuerst: Das Huhn, das Ei? Wer fing an mit Betrügerei?
Wer hat kassiert und wer geblecht? Wem ging es gut, wer lebte schlecht.
Wer soll für wen nun gerade stehn? Wer will nur andere bluten sehn.
Wer treibt sein Land in seinem Wahn mit Populismus aus der Bahn,
hält sich für links und für gerecht - mir wird kotzübel, mir wird schlecht.
wenn einer, der auf Macht nur schielt, bloß mit den kleinen Leuten spielt.
Nicht jeden, der sich frech links nennt, man auch an linkem Tun erkennt:
Wer rechts mit Partnern koaliert, mit Diktatoren gern paktiert,
was ist der? Links? Ich lach mir fast, wär's nicht so bösartig, n Ast...
Auch hierzulande, hört gut hin, und forscht mal nach dem tiefren Sinn,
wer für wen nicht mit Beifall geizt, für links sich hält und eitel spreizt,
wer schweigt und wann und auch warum? Was ist da links dran? Was nur dumm?
Und es scheppert laut das Scherbengericht,
manche wolln es nicht wahrhaben, hören es nicht,
wolln sich nicht kümmern umgeben von Trümmern,
und wird Licht ausgemacht, dann ist ringsherum Nacht.
Ihr, die ihr straff die Strippen zieht, vor Steuern, die ihr sparn wollt, flieht,
und euch subventionieren lasst, Respekt verweigert, wenn's euch passt,
auf andere hämisch nieder schaut, euern Profit zusammenklaut,
nur euren eignen Vorteil sucht und jede Einschränkung verflucht,
euch nie begnügt, und Not verfügt, Sparer betrügt, Wähler belügt,
zieht mein Europa nicht in Dreck, nehmt eure Raffgier-Finger weg.
Europa, das man wachsen ließ, ist lange noch kein Paradies,
mag's auch für viele schon eins sein, und gerade deshalb wolln sie rein.
Es gibt genug zu repariern - doch das geht nicht mit demoliern...
mit großer Klappe, Muskelspiel, gewinnt man nichts, verliert zu viel.
Wer kräftig Porzellan zerschlägt, den Ast, auf dem er sitzt, zersägt,
doch sitzt er darauf nicht allein, geht das in manchen Kopf nicht rein..?
Habt ihr das, was euch nicht gehört, Europa skrupellos zerstört,
wenn dieser Kontinent zerfällt, glaubt ihr, euch nützt all euer Geld?
Haltet ihr nicht, was ihr versprecht, werdet ihr sehn, dass sich das rächt,
Europa seid nicht ihr allein, da könnt ihr noch so lauthals schrein.
Macht mein Europa mir nicht klein! Nein, dies Europa ist auch mein!
Ich lass euch mein Europa nicht, weil mir Europa mehr verspricht....
Und es scheppert laut das Scherbengericht,
manche wolln es nicht wahrhaben, hören es nicht,
wolln sich nicht kümmern umgeben von Trümmern,
und wird Licht ausgemacht, dann ist ringsherum Nacht.
11/54 God Gamino
Gamin ist ein Begriff aus der spanischen Sprache und er bezeichnet Straßenkinder, Kinder, die auf der Straße leben, leben müssen, für sich selbst sorgen müssen, weil es sonst niemand tut, keiner für sie da ist…
Um so einem Gamin, einem Straßenkind, wenn schon kein Gesicht, dann wenigstens einen Namen zu geben, hab ich es, um es besingen zu können, Gamino genannt.
Um der Chancenlosigkeit zu entkommen, brauchen Straßenkinder Unterstützung. Terre des hommes fördert in Afrika, Asien, Lateinamerika Und in Deutschland Projekte für Straßenkinder. Die Mädchen und Jungen werden ermutigt, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Sie bekommen ein Zuhause und die Chance, eine Ausbildung zu machen.
Zahlen, die auf Schätzungen von Experten beruhen:
Für 100 Millionen Kinder weltweit ist die Straße der Lebensmittelpunkt. Weltweit leben 35 Millionen obdachlose Kinder Dauerhaft ohne ihre Eltern auf der Straße – Das entspricht knapp der Hälfte der Bevölkerung Deutschlands. Hierzulande verbringen rund 9000 Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene den Großteil des Tages auf der Straße…
Wer kümmert sich um sie? Wie viele kümmert es überhaupt…
11/54Gamino a/0
Wie ein Dutzend Geschwister, mit Löchern im Bauch, a a/G
grad deshalb um den Nabel gebläht. F a
Ein paar Lumpen am Leib und die Haare verlaust - d a
ein Stück Mensch, nach dem kein Hahn je kräht. d E
Sucht seinen Weg, sobald er laufen gelernt - a
a/G
hat nirgends und überall Platz. F a
Was Heimat, was Heimweh, wenn er sich entfernt - d a
in der Gosse doch bloß Bodensatz... d E
Gamino, Gamino - du lernst das Überleben früh - a G
Flugsaat aus dem Barrio - G a
für die reiche Welt enfant perdu. G a
Hunger macht listig, Hunger macht Mut,
Hunger - tagtäglich gespürt.
Mit dem Rücken zur Wand vor den Abgrund gestellt,
wird der Kampf auf der Straße geführt.
Volle Taschen vor Augen, doch nichts in der Hand,
kein Ballast, der dich hindert und stört.
Langes Betteln verlernt - ein Zugriff genügt -
wer fragt danach, wem was gehört.
Gamino, Gamino - du weißt, was leere Taschen sind -
Flugsaat aus dem Barrio -
für die reiche Welt verlor’nes Kind.
Kennst keine Liebe, kein Alphabet,
kennst nur das Leben im Dreck.
Jäger und Sammler, im Lauern geübt
und im Laufen - das hat für dich Zweck.
Im Asphaltdschungel hast du dein Revier,
wo sich deine Beute bewegt.
Zigtausend auf Jagd, aussortiert so wie du,
kurzerhand in die Gosse gefegt...
12/55 MOd der Tropfen auf dem heissen Stein
Tropfen sind im Meer unendlich viele, bei Regen fallen Tropfen einzeln vom Himmel, und fällt einer von ihnen auf einen heißen Stein, zischt es und er ist verdampft. Ein Tropfen aber, ein steter, so sagt man, höhlt den Stein…
In der Sauna kann man die Erfahrung sammeln, dass schon von wenigen Tropfen, die auf heißen Steinen verdampfen,
doch etwas zurückbleiben kann, je nach dem, woraus diese Tropfen bestanden haben… kann sein, dass es in der Nase spürbar ist, oder in den Augen, dass es brennt oder beißt, die Stimme reizt, die Sinne vernebelt…
Nur ein Tropfen genügt vielleicht, verteilt in einer geringen Menge Wasser… und auch nur ein Tropfen, im richtigen Moment, bringt ein Fass zum Überlaufen… somit ist die Wirkung nur eines einzigen Tropfens kaum vorhersehbar…
12/55 Der Tropfen auf dem heissen Stein DDD
Jet-Set-Lärm aus der anderen Welt d d/F d
rauscht vorbei und betäubt tausend Ohr’n. Cd
Zum Greifen nah, was zum Leben fehlt, d d/F d
auf Reichweite - und doch verlor’n. Cd
Der Blick wandert hoch - und fällt gleich steil herab: B
Bis zum Knöchel im Unrat und ein Bein im Grab. C
Jeder sucht, was er findet und er braucht, was er sucht. B
Im Gestank wird geröchelt, der Unrat verflucht. Ad
II: Doch am Leben hält eben dC
bloß der Tropfen auf dem heißen Stein. :II 2 x Cd
Da dampft er und fault, lebt wie ein Vulkan
und ernährt nicht nur Geier mit Aas.
Gibt seine Schätze in Bruchstücken frei -
vor’m Verhungern ein nahrhafter Fraß.
Zuwenig zum Leben - zum Sterben zuviel,
was an Krümeln vom Tisch in der anderen Welt fiel,
Jeder wühlt, jeder gräbt, sammelt auf und sackt ein,
mit knurrendem Magen, jeder für sich allein.
Auf dem Müllberg herrscht Ordnung, streng kontrolliert,
jeder hat sein begrenztes Revier.
Dort nimmt sich der Starke sein Recht mit Gewalt,
und dies Recht gilt dort für Mensch und Tier.
Unaufhörlich rollt Nachschub der Wegwerfkultur
Als Rohstoff der Not für die Leid-Kreatur:
Ein Stück Blech, ein Stück Stoff, Leder, Holz, oder Glas,
ein Stück Hoffnung fürs Leben - ein Stück irgendwas...
13/56 MOD Sei still
Wenn’s uns doch nur gut geht…Wenn’s doch uns nur gut geht… Wenn’s doch nur uns gut geht… Doch –
Wenn’s nur uns gut geht, geht’s uns dann gut? Kann’s uns dann gut gehen? Kann es dann gut gehen?
Man kann viele Worte machen, um das, was getan werden muss, und auch darum, was man sich ersparen kann, was man sich sparen kann, was man alles sparen kann und dass man sparen muss, sparsam sein muss…
Man kann reden über alles mögliche, vieles erklären, und erklären und erklären… Sei still…
13/56 Sei still a/2
Verlassen und allein gelassen, e
Stehplatz vor zugeschlag’ner Tür.
CDe
Verloren, zur falschen Zeit geboren,
e
hart bestraft - aber kann doch nichts dafür. CDe
Und die Augen werden größer; G
ebenso der Hunger und die Angst.
Ge
Und die Fragen werden lauter,
G
während du um deine Antwort bangst. GH7
Sei still, sei still,
Ce
willst du nur erklären, warum du nichts tust,
eD
warum du bloß auf dem Matratzenlager ruhst. DC
Dann sei ehrlich! Sag: „Weil ich nichts ändern will!“ CH7
Doch belüg dich nicht, denn sonst sei besser still! H7e
Vergessen, und auch nichts zu essen,
Hungerbauch am vollgedeckten Tisch.
Verraten, unters Rad geraten,
vom Tisch gefegt mit einem kurzen Wisch.
Und die Augen werden größer,
ebenso die Ohnmacht und der Hass.
Und die Fragen werden lauter,
und du fühlst: Wir sitzen auf ‘nem Pulverfass...
Geknechtet und als dumm geächtet,
ausgesperrt wie ein missrat’nes Kind.
Gestoßen, als Kleine von den Großen -
ausgeliefert, wie die Kleinen nun mal sind.
Und der Kloß im Hals wird größer;
auch das Unrecht, hältst du lang noch Rast.
Und die Antwort gib dir selber,
wenn du jetzt noch immer Fragen hast...
14/57 Mod. Trotzige Alte
für Heinrich Albertz, Heinrich Böll, Günter Grass, Martin Niemöller, Kurt Scharf, Helmut Gollwitzer, Dorothee Sölle, Fritz Eberhardt, Axel Eggebrecht, Robert Jungk, Walter und Inge Jens, Joseph Beuys, Robert Havemann, A. Paul Weber, Horst-Eberhard Richter, Gerd Bastian, und viele andere, deren Namen nicht bekannt sind.
Auch William Borm war dieses Lied gewidmet, einem damals betagten und beeindruckenden Politiker der FDP, von dem später aus dem Stasi-Archiv der DDR bekannt wurde, dass er als Informant für die Staatssicherheit der DDR gearbeitet hatte. Diese Widmung für William Borm tut mir im Nachhinein leid.
Geschrieben 1982, auf dem Höhepunkt der Proteste der westdeutschen Friedensbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss und die Stationierung von Pershing-Raketen in West-Europa und – so jedenfalls hatte ich den Protest verstanden und meinen Protest auch gemeint – auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs gegen russische SS 20-Raketen, ganz im Sinne der Plaketten der friedensbewegten Dissidenten in der DDR, auf denen dafür geworben wurde, Schwerter zu Pflugscharen zu machen.
Ich war damals knapp über dreißig Jahre alt. Und heute, mehr als 30 Jahre später, bin ich im Alter derer, die ich damals bewundert habe und kann mich – ich nehme an, wie diese Menschen, denen ich das Lied gewidmet hatte – darüber freuen, dass die Alten auch heute nicht in ihren Protesten alleine sind.
14/57 Trotzige Alte 2014 a/1
Wenn ich diese zornigen Alten seh - aG
Mensch, dann krieg ich soviel Luft. Fa
Alte, die ich nicht erkalten seh, aG
deren Kraft noch nicht verpufft. CGe
In ihren Adern fließt noch Hitze, de
die Rente lähmt nicht ihr Gehirn. FG
Aus ihren Augen blitzen Blitze aGC
und sie zeigen, wenn’s drauf ankommt, Stirn. daGa
Wenn ich diese mutigen Alten seh,
dann ist mir vor der Welt nicht bang.
Wenn ich in die Falten dieser Alten seh,
dann weiß ich: Diesen Weg geht’s lang.
Schwach sind vielleicht ihre Glieder,
nicht stark genug für Hetz und Tanz.
Doch sie singen mit uns unsere Lieder,
und ihr Rückgrat ist noch immer ganz.
Ihr zornigen, trotzigen Alten der Republik, a'Ga
von euch weiß ich, a'
nicht jeder Nackenschlag bricht das Genick. Ga
Ihr mutigen, trotzigen Alten der Republik, a'Ga
von euch weiß ich, a'
nicht jeder Nackenschlag bricht das Genick. Ga
Wenn ich diese wachen Alten seh,
dann find ich ruhig Schlaf bei Nacht,
weil ich durch sie wohl erhalten seh,
was so vieler Jahre Kampf gebracht.
Deutscher Michel - schlaf mit Mütze!
Der Wecker kräht - wann stehst du auf?
Du liegst schon lange in der Pfütze,
stehst aufgeweicht zum Ausverkauf.
Wenn ich diese jungen Alten seh,
mit Feuer und Begeisterung,
daneben andere schalten und walten seh:
Greise, die doch noch so jung.
Dann möchte ich die Zeit entfernen,
als Schüler mit den Alten gehn.
Bei denen gibt’s soviel zu lernen,
in so viel Leben einzusehn..
Als ich vor 35 Jahren diese Verse schrieb,
da war ich noch ein junger Mann,
der diesen Alten folgend nicht mehr leise blieb,
denk noch heute gerne dran.
Inzwischen selbst mit grauen Haaren,
seh ich mich heute bei den Alten stehn,
die sich ihr Feuer noch bewahren
und an unserer Seite junge Leute gehn.
Wenn es mich zu diesen wachen Bürgern zieht,
dann weiß ich, es ist nie verkehrt,
dass man bei Nackenschlägen sich nicht niederkniet
und weiter sich beharrlich wehrt.
Und zeigt man dabei klar und deutlich,
dass man nicht alles wehrlos schluckt,
ändert das Land sich auch erfreulich,
wenn man sich nicht mehr viel zu häufig duckt.
Ihr zornigen, trotzigen Menschen der Republik,
resigniert nicht, mischt euch
weiter ein, habt die Zukunft im Blick.
Ihr mutigen, trotzigen Menschen der Republik,
und zeigt jedem so,
nicht jeder Nackenschlag bricht das Genick.
15/58 Mod: Nach dem Tod When I’m Gone Phil Ochs
Was tun? Nur mit den Schultern zucken? Handflächen aufwärts drehen? Hilflosigkeit demonstrieren, um passiv zu bleiben? Resignation ist das Fundament, auf dem diejenigen erfolgreich sind, die mit ihrem Fanatismus darauf brennen, das durchzusetzen, was sie für Wahrheit und richtig halten, ohne Rücksicht auf Verluste an Menschlichkeit und Menschenleben.
Kann man dies hinnehmen? So tun, als ginge es keinen was an? Wie viel kann man sich vormachen? Ist ein Leben ohne Blick in den Spiegel vorstellbar? Oder hat der Dauerblick auf das Leid umher schon so abgestumpft, dass die Menschenfeindlichkeit aus den Reden der Demagogen kaum noch durchklingt, kaum noch vernommen wird, und dies doch Bände spricht? Sind wir immunisiert?
Was können Lieder? Nicht alles. Kaum die Welt verändern. Aber sie können wie eine Nachttischlampe angehen: Ein wenig Licht geben, etwas beleuchten, das Wahrnehmung verdient hat, eine Einsicht vermitteln, aus der sich mehr ergeben kann – vielleicht sogar Tatendrang, vielleicht die Kraft, sich Resignation zu widersetzen.
Phil Ochs hieß der bereits erwähnte singende Journalist aus den USA, der über Immigranten sang, die von Mexiko nach Norden kamen, und dort als illegale billige und willige Arbeitskräfte genötigt sind, ihr Überleben mit einem Hungerlohn zu versuchen. Phil Ochs schrieb Mitte der 60er Jahre ein motivierendes Lied gegen Resignation. Dass er sich selbst zehn Jahre später im Alter von 36 Jahren resignierend das Leben nahm, ist eine tragische Geschichte. Doch wir könnten gleichwohl aus seinem Lied, das er schließlich selbst nicht mehr beherzigen konnte, Kraft schöpfen. Nach dem Tod – When I’m Gone
15/58 Nach dem Tod „When I’m Gone“ Phil Ochs
Kein Platz auf dieser Welt ist mein Zuhaus, nach dem Tod. Ca
Niemals atme ich mehr ein und aus, nach dem Tod. FG
Bringe niemals mehr ein Wort heraus, nach dem Tod. Ca
Drum glaub ich, tu ich’s besser nochmal hier. FGa
Ich spüre niemals mehr den Lauf der Zeit, nach dem Tod.
Ich merke weder Schmerz noch Einsamkeit, nach dem Tod.
Zum Schreiben ist mein Stift nie mehr bereit, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s besser nochmal hier.
Lust und Freude mir wohl kaum noch bleibt, nach dem Tod,
nutzlos man sich bloß die Zeit vertreibt, nach dem Tod,
keiner fragt, ob man was unterschreibt, nach dem Tod,
drum glaub ich, tu ich's besser noch mal hier.
Von jedem Zwang bin ich dann frei, nach dem Tod.
Alles ist für mich dann einerlei, nach dem Tod.
Niemals trag ich meinen Teil mehr bei, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s besser nochmal hier.
Hab kein’ Trotz mehr, wenn ich mich erschreck, nach dem Tod,
Mut hilft mir nicht mehr aus dem Versteck, nach dem Tod,
Widerstand zu leisten hat kein' Zweck, nach dem Tod,
Drum glaub ich, tu ich's besser noch mal hier.
Ich seh nie mehr der Sonne helles Licht, nach dem Tod.
Hell und dunkel unterscheid ich nicht, nach dem Tod.
Gegen Mord hat mein Schrei kein Gewicht, nach dem Tod.
Drum glaub ich, schrei ich besser nochmal hier.
Dreiste Lügen stören mich nicht mehr, nach dem Tod.
Ich frag auch nicht mehr „Wie“ und „Wann“ und „Wer“, nach dem Tod.
Und stolz bereit zum Tod leb ich nicht mehr, nach dem Tod.
Drum glaub ich, tu ich’s noch, solang ich hier.
Kein Platz auf dieser Welt ist mein Zuhaus, nach dem Tod.
Niemals atme ich mehr ein und aus, nach dem Tod.
Bringe niemals mehr ein Lied heraus, nach dem Tod.
Drum tu ich’s besser noch, drum tu ich’s besser noch, FGFG
drum tu ich’s besser noch solang ich hier. FGFC
16/59 Mod. Worauf wartest du noch
Arsch hu – das ist in Köln ein lockerer Zusammenschluss von Bürgern, eine Art Initiative von Leuten aus dem Kultursektor, vorzugsweise aus der Mundartsparte, die sich hin und wieder zu Wort melden, wenn es dafür einen Anlass gibt, um Rassisten und Rechtsradikalen in die Parade zu fahren und ihnen zu zeigen, was in Köln toleriert wird und was nicht.
Den „Arsch hu“ zu kriegen fällt nicht jedem leicht – Es gibt da ein Trägheitsmoment, dessen Überwindung Anstrengungen erfordert. Der Arsch ist nun mal ein Körperschwerpunkt, der gelegentlich an einem hängt wie ein nasser Sack, bremsend, lähmend, hinderlich – aber prinzipiell lässt er sich bewegen – man muss es nur wollen…
16/59 Worauf wartest du noch G+/5
Soviel geht dir auf den Geist, du willst dich beschwern, G+CG+
hast die Faxen dicke, und du sagst, du willst dich wehrn. G+Ce
Du bist viel zu gutgläubig, wenn du Vertrauen schenkst - G+CG+
geh halt auf die Straße und mach deutlich, was du denkst. G+CD
Worauf wartest du noch, warum wartest du noch? CG+
Also - worauf wartest du noch, warum wartest du noch? CD
Wenn du dich nicht wehrst, und dich nur beschwerst - CD
gib die Schuld nicht mir... e
Wenn du alles schluckst und dich weiter duckst, CD
gib die Schuld nicht mir. G+
Also - worauf wartest du noch, warum wartest du noch? CG+CD
Hast du keine Angst, weil du nichts zu verbergen hast,
siehst für dich kein Risiko, hast immer aufgepasst,
trotzdem bist du im Visier, fester als im Blick,
wirst bespitzelt und belauscht, spsürst es im Genick -
Worauf wartest du noch? Warum wartest du noch?
Wohin mit Atommüll? Was passiert bei einem Gau?
Frag mal nach den Risiken? Frag mal ganz genau.
Was ist das für'n Bauprojekt? Wie wird's finanziert?
Frag mal, wem es nützt, und wer wurde wie geschmiert?
Worauf wartest du noch? Warum wartest du noch? 2 x
Was macht man mit Lebensmitteln, die angeblich frisch?
Frag, was kommt so heimlich gen-verändert auf den Tisch...
Wie hört man dich ab, lenkt dich, ohne dass Du's weisst,
Frag, warum man dich um deine Grundrechte bescheißt
Worauf wartest du noch? Warum wartest du noch? 2 x
Soviel geht dir auf den Geist und du willst dich beschwern,
hast die Faxen dicke, und du sagst, du willst dich wehrn -
TTIP und Atomkraft, NSA und NSU
Stuttgart 21 - Überwachung kommt dazu -
Worauf wartest du noch? Warum wartest du noch? 2 x
Und nun siehst du fassungslos manches hier passiern,
Menschen zieht es zu uns, die könn' kaum noch was verliern,
andere stelln sich quer, mögen sie nicht bei uns sehn,
lass die nicht gewährn - sei nicht zu feige aufzustehn.
Worauf wartest du noch? Warum wartest du noch? 2 x
CD 5
01/60 Mod: Freunde, seid wach
Man darf, man muss sich sogar, nicht verrückt machen. Sie sind nicht in der Mehrheit, längst nicht, noch nicht, sie sind weit von ihr entfernt, selbst wenn sie sich noch so aufblasen und wichtig tun, laut krakeelen und Schlagzeilen machen –
Das eine bedingt vielleicht das andere… aber Mehrheiten sind träge, nicht meinungsfreudig und mailfaul… was allerdings auch nicht mit „Gelassenheit“ verwechselt werden darf, oder gar mit souverän…
Mehrheiten können durchaus schwinden, bis sie verschwunden sind…. Ein Teil der Mehrheit ist immer gefährdet, manipuliert zu werden – und plötzlich ist die Mehrheit mal eine gewesen… und ihr Rest findet sich am Rand wieder…
Freunde – seid wach, nehmt ernst und verharmlost nicht. Macht sie, wenn es sein muss, lächerlich, spottet über sie, aber lasst sie nicht aus den Augen, Freunde, seid wachsam! Lasst es nicht so weit kommen, dass sie mal zur Mehrheit werden, Freunde, seid wach…
01/60 Freunde, seid wach e/0
Sie sammeln sich wieder in Rotten, Cmin7(b5)àC# e
unverwüstlich, hart gesotten Cmin7(b5)àC# e
und schmieden da verwegene Pläne – f# a’
wo sie hobeln werden, da fallen Späne. f# a’
Die fielen schon millionenfach – H’ A’ F# I A’G H7
Freunde, seid wach! Cmin7(b5)àC# e
Dumm dreist erheben sie die Köpfe und pflegen altgermanische Zöpfe.
Nostalgie mit faulem Dünger - doch ziehn sie damit frische Jünger.
Der braune Acker liegt nicht brach - Freunde, seid wach!
Für sie ist es alles erlogen, die Geschichte verfälscht und verbogen. Was im
Hakenkreuzstaat einst geschehen, sei nur als „völkische Großtat“ zu sehen.
Nein, sie sind noch lang nicht altersschwach - Freunde, seid wach!
Sie schwärmen von Zucht & Reinheit, träumen von großdeutscher Einheit
Sie gründen sich neue Parteien. Man hört sie geifern, hört sie schreien
und Phrasen dreschen, hohl und flach - Freunde, seid wach!
Sie grinsen frech, wenn Häuser brennen, Menschen um ihr Leben rennen,
basteln Bomben unter Reichskriegsfahnen, sind stärker, als wir es ahnen.
Heut schlagen sie schon wieder Krach! Freunde, seid wach!
Sie geben sich auch brav & bieder, tun harmlos, klau’n unsere Lieder,
füll’n sie neu mit brauner Verirrung, stiften mit Absicht Verwirrung,
gefährlicher als wir gedacht – Freunde, gebt acht, Freunde, erwacht.
Sie tauchen ab, fang’ an zu morden, die Killer aus den braunen Horden,
und können sich perfekt verstecken, weil V-Leute sie hilfreich decken,
die können das, die sind vom Fach – Freunde, seid wach!!!
Die Mörderbrut hat Unterstützer, die nennen sich Verfassungsschützer,
die sich im Nazi-Netz verheddern, Akten auch schon mal zerschreddern,
so droht ihnen kein Ungemach... Freunde, seid wach!
Warum sind Leute wieder Faschisten, tauchen auf aus vermoderten Kisten
aus 1000 verflossenen Jahren, die nach 12en schon im Blut versoffen waren
Da brennt schon wieder manches Dach - Freunde, seid wach!!!
02/61 Mod: Platzverlosung
Dabei sein ist alles! Nah dran, ganz nah und hinschauen –
Natürlich auch dahinter und drumherum. Es gibt ja so viele Blickwinkel, so viele Zugänge, Ansätze, Hingucker, Normales, Menschliches, Und natürlich aus was, was sich skandalisieren ließe…
Pressefreiheit ist doch was Feines… Und eine gut gestylte Angeklagte ist immer ein Objekt der Begierde für Objektive… am liebsten mit Zoom - Nur nicht zu genau unter der Lupe…
02/61 Platzverlosung Dobro C/2
Ich hab's schwer als Volontär beim "Kaninchenzüchterblatt", C
hab n Platz beim NSU-Prozess – und bin darüber platt. G
Und jetzt sitz ich im Gerichtssaal und berichte für die Welt, ae
was Kaninchenzüchter lesen wolln und krieg dafür noch Geld… FG
Hat die Zschäpe lange Ohren oder gar ein dickes Fell, C
war der Käfig für sie schädlich, war das Licht vielleicht zu grell? G
Wenn der Richter dann am Schluss in dem Prozess sein Urteil spricht, ae
kann doch wichtig werden, ob er dabei mümmelt oder nicht… FG
Ja die Presse, die ist wichtig, ja, die Presse, die ist frei - FCa
und mit etwas Glück ist man mit einem Losentscheid dabei. DD7G
Wozu braucht man Kompetenzen? Wer die fordert, übertreibt – FCa
Neugier kennt doch keine Grenzen, wenn man weiß, wovon man schreibt. GFa
Ich bin Chefreporter bei der bunten "Bäckerblütenpost",
hab n Sitz beim NSU-Prozess und komm aus Zwickau-Ost,
hör gut zu, wenn das Gericht die Angeklagte streng befragt,
und verkrümel hier mein Käsebrot, wenn Zschäpe gar nichts sagt.
Welche Brötchen isst sie gerne, was hält sie von Hausmannskost –
das ist wichtig für die Leser unserer Bäckerblütenpost.
Und was kriegt sie im Gefängnis dann am Ende bis zu Tod?
Wirklich Wasser ohne Prickel und dazu nur altes Brot?
Ich bin Chef der Redakteure für das "Wandrermagazin",
bin beim NSU-Prozess dabei und brauch ne Aspirin,
wie viel lieber zög ich draußen durch den frischen Waldesduft,
und statt dessen sitz ich hier in dieser miesen dicken Luft.
War die Zschäpe nicht auch gerne mit den Jungs in der Natur?
Was kennt sie für Wanderwege, abseits jeder breiten Spur?
Wie viel Ausgang wird ihr bleiben, wenn sie hinter Gittern sitzt?
Hat sie irgendwann ein Herz in einen Lindenbaum geritzt?
Ich bin Chefkorrespondent für den "Galeriekurier",
hab nen Platz beim NSU-Prozess gewonnen und bin hier,
weil mich brennend interessiert, was hat die Zschäpe fürn Geschmack,
was bevorzugt sie für Farben? Oder was hält sie von Lack?
Was sich wohl die Zschäpe selber in die karge Zelle hängt,
hat sie was gekauft, geerbt, oder bekam sie was geschenkt?
Kann sie das sogar vererben, wird sie länger eingesperrt?
Könnt ja wichtig werden, falls ihr mal was Böses widerfährt...
Ich verlege ganz allein "Das aktuelle Horoskop",
hab nen Platz beim NSU-Prozess, und komm mit Teleskop.
Das ist ziemlich schwer zu schleppen, darum sitz ich hier im Schweiß.
Weil die Sterne ja nie lügen, hoff ich jetzt auf den Beweis,
dass man alles hätte wissen können, hätt man mich gefragt,
und hätt man mich gut bezahlt, hätt ich sicher was gesagt.
Könnt ja sein, dass man am Ende daraus jetzt sogar was lernt,
vor dem Urteil auf mich hört, bevor man Zschäpe dann entfernt…
Ich geb schon seit vielen Jahrn die "Architekten-Umschau" raus.
Man hat mich spät nachgelost, nun komm ich auch mal aus dem Haus.
Dass der Prozess mich interessiert, das stimmt so eigentlich ja nicht.
Mehr dann doch schon das Gebäude, wie im Saal das Licht sich bricht.
Gibt es Gitter vor den Fenstern und wie sichert man die Türn?
Ließe sich die Zschäpe vielleicht doch befrein oder entführn?
Ich beschreib das Treppenhaus, die Wände, Mauern, jeden Flur -
interessiert doch alle brennend - das ist Journalismus pur.
Ich recherchier hier undercover - das ist investigativ,
für die "Blut und Boden Nachrichten", und hoff es geht nichts schief.
Ich erkunde mal die Gänge, peil die Lage, was so geht -
ist Beate erst verurteilt, ist vielleicht ja schon zu spät.
Aus der Presse weiß ich manches, was sich auch zu wissen lohnt,
wie man ins Gebäude reinkommt, wo so mancher Zeuge wohnt,
und so lässt sich schon mal planen, was vielleicht ja auch gelingt,
eh der Richter mit dem Urteilspruch die dicke Keule schwingt.
Ja die Presse, die ist wichtig, ist die richtige dabei,
die auch das schreibt, was man lesen will - nur dann ist sie doch frei.
Jeder hat auch Kompetenzen und weiß gut, wovon er schreibt –
undercover ohne Grenzen - wer da warnt, der übertreibt..
Haben diese Münchner Richter alle Tassen noch im Schrank? D
Einen Schaden auf dem Dach? Sind im Hirn besonders schlank? A
Sind vielleicht nur phantasievoll? Ausgesprochen talentiert? hf#
Wolln sie nur was ausprobieren? Sehen, wie das funktioniert? GA
Was verstehn sie unter Öffentlichkeit? Wer ist da gemeint? D
Ist egal, wer da herumsitzt? So wird's sein, weil's ja so scheint. A
Nein, sie haben nichts verbrochen, nur nicht gründlich überlegt hf#
und blamiert bis auf die Knochen - mehr als die Justiz verträgt. GAD
03/62 MOD PLATZVERWEIS
Sie sind da und dort und wo sie sind, machen sie sich breit.
Sie nehmen sich wichtig, ordentlich außerordentlich, denn Ordnung muss ja sein… nehmen sich heraus was sie wollen, was sie sich nehmen wollen, auch wenn man es ihnen nicht gibt, freiwillig - sind übergriffig, beanspruchen mehr Platz, als ihnen zusteht…
Und wenn sie selbst nicht Platz machen - den Platz, der ihnen nicht zusteht, nicht räumen - wäre er fällig: der Platzverweis.
03/62 Platzverweis a/0
Die rote Karte für Schmarotzer, a H7/5-
aus und stopp - Ea
jetzt keinen Soli mehr a
für hirnverbrannten Mob. H7/5-Ea
Wer mag in Freital, Heidenau dF
noch investiern, a
wenn Terroristen dort F
ganz offen randaliern... Ga
Man hat auf Kosten anderer
Leute gut gebaut,
trotzdem viel Neid und Hass
auf Fremde aufgestaut,
Was können Flüchtlinge
dafür in ihrer Not,
dass man sie dort, wohin sie
flohen, nun bedroht.
Da wird gezündelt, fliegen
Steine, wird gebrüllt,
die Luft mit Tränengas
und Wutgeheule füllt -
Ne klare Kante zeigt man
gar nicht oder ganz:
Für die, die Angst und Terror
schür'n: Null Toleranz
04/63 MOD SCHULTERSCHLUSS
Es ist ja nicht hoffnungslos – Also wolln wir mal hoffen, denn: Die Hoffnung stirbt ja zuletzt – Sodass man hoffen darf, dass sie dann, falls die Hoffnung doch mal sterben sollte, längst schon gestorben sind, ausgestorben sind.
Schließlich machen sie sich das Leben ja selber schwer, fetzen sich, dass die Fetzen fliegen, sind sich nicht grün, trauen sich nicht über den Weg, hauen sich gegenseitig in die Pfanne, machen sich gegenseitig an, vielleicht sogar fertig, geben sich Saures –
Nur zu… sie werden ihn doch nicht finden, falls sie ihn mal suchen sollten, es denn sein sollte, dass sie ihn haben wollen, des schönen Scheines wegen, denn Einigkeit macht ja stark… den Schulterschluss… Doch dann wird sich zeigen wie der Schein trügt…
04/63 Schulterschluss C/0
Da stehen sie zusamm’, dazwischen passt kein Blatt Papier, G9C
tun nicht mehr so, als stünd’ der eine dort, der andere hier. G9C
Gefärbt tief in der Wolle: Beschmutztes dunkles braun, Ea
das aus dem Darm herauskommt nach gelungenem Verdaun, DG
so geben sie gemeinsam kund, was ihnen alles stinkt, FC
erwarten, dass ihr Schulterschluss noch mehr an Zulauf bringt. FC
Doch was sie auch verkünden, was sie planen, was sie wolln – GCea
Sie schaun nur rückwärts, wolln, dass alle ihnen folgen solln. FGC
Da treten sie gemeinsam auf und reichen sich die Hand,
verkünden ihren Schulterschluss, vereint nun für das Land.
Einer lauert auf den andern, keiner gönnt dem andern mehr –
Erfolg des andern - keiner mag sich vorstelln, wie das wär.
Man mag sich nicht, und tut doch so, als wär man dicke Freund.
Kaum erkennbar, wer von denen ist nun mehr gebräunt…
So rücken sie zusammen und verfolgen ein Zweck –
Dass alles so wie früher wird – denn heut sei alles Dreck.
Sie dreschen ihre Phrasen und die Masse lautstark johlt,
Demagogen aus dem Jenseits in die Gegenwart geholt,
Man kann es kaum begreifen, denkt, den Leuten geht’s zu gut –
Was reden die von Überfremdung, Asylanten-Flut.
Doch gibt es wirklich Leute, die gehn denen auf den Leim,
kaum begreiflich, mancher macht sich darauf keinen Reim.
Doch greifen manche ganz beflissen die Parolen auf –
Schon gibt’s ein paar mehr, die klatschen und die springen drauf...
Gewählt in einen Vorstand ziehn sie nicht an einem Strang,
ihr Hang zu Schienbeintritten ist wohl eher schon ein Drang
belauern sich mit Abscheu, trauen sich nicht übern Weg
überfordert von Verantwortung – sie liefern den Beleg.
Zu gar nichts zu gebrauchen, nutzen sie sich selber ab,
sind dabei zu nichts nütze, aber halten sich auf Trab,
erledigen sich selber, darauf könnte man vertraun,
doch sollte man zurückgelehnt nicht zuschaun und drauf baun.
05/64 MOD. Klimagipfel
Wenn nicht nur die Füße nass werden, sondern der Boden, auf dem bislang ein Leben möglich war, im Wasser verschwindet, vielleicht erst nur einmal, eine Überflutung bei einem Unwetter, das sich noch halbwegs in Grenzen hielt,
und danach das Wasser wieder zurückging, könnte man ja noch Hoffnung hegen.
Doch wenn das Wasser wiederkommt, mit Unwettern, die immer regelmäßiger kommen, immer häufiger, und die Fluten immer höher steigen, gehen Land und Hoffnungen verloren, verschwindet mit dem Land ein Lebensraum… eine Heimat, ein Zuhause…
Wo dann hin? Wohin dann, wo es trocken ist, wo man leben, sich ein neues Zuhause schaffen könnte – sofern dies überhaupt vorstellbar ist..?
05/64 KLIMAGIPFEL
Luft ist wunderbar, Wetter ist prächtig –
Aussicht so klar, Sonne scheint mächtig,
der Winter bringt Schnee – da muss man nichts machen
alles okay – keine Hektik entfachen.
Wozu konferiert man die Köpfe sich heiß –
Lebensstandard hat halt seinen Preis,
und wer den nicht zahlt, der kann ja gehn –
ob die Schwarzmaler recht behalten, wer’n wir sehn -
Mal ist es feucht, und mal ist es trocken,
einer wird aufgescheucht, ein anderer bleibt hocken,
und wer es nicht mag, der muss auch nicht frieren,
wenn ich’s dir sag: Nie die Nerven verlieren.
Mal ist doch schön warm, und mal eben kalt,
Man weiß doch genau, es ändert sich bald.
Mal fällt kein Regen, und mal ist es nass.
Es kommt, wie’s kommt - darauf ist doch Verlass.
Küsten gibt es genug – brauchen wir alle Inseln?
Wär das denn so klug? Hört doch auf, so zu winseln…
Steigt der Pegel mal an, zieht man halt in die Berge...
wo man weit sehn kann, könn das sogar Zwerge…
Manchmal ist Flaute, und manchmal kommt Wind,
auch mal ein Orkan, na wie Stürme halt sind.
vielleicht mal ein Tornado, oder ein Hurrikan -
alles doch nur Gewitter – also stellt euch nicht an.
Also dreht sie nur auf, jede Klimaanlage,
und nehmt alles in Kauf, und stellt bloß keine Frage.
Wetter ist ja nie schlecht, höchstens falsch die Bekleidung.
Sowas wäre dann wohl echt eine leichte Vermeidung.
Und man weiß ja genau: Kräht der Hahn auf dem Mist,
kann das Wetter sich ändern oder bleibt, wie es ist…
Und die Hauptsache ist, dass die Stimmung noch stimmt,
es so kommt, wie man’s will, und so wird, wie man’s nimmt
06/65 MOD. PRIMA KLIMA
Es gibt sie wirklich, die Unfehlbaren, die auf alle anderen mitleidsvoll herabsehen, sie für hysterische Deppen halten, die nicht wahrhaben wollen, das es doch schon immer so gewesen sei: Mal gab es auf Erden eine heiße Periode, mal eine kalte…
Eiszeiten und Dürre, schon zu Zeiten, als es Menschen doch noch gar nicht gab – warum also sich aufregen, und uns Menschen die Schuld daran zuschieben, dass sich das Klima erwärmt, die Eiskappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt, die Unwetter häufiger werden, in manchen Regionen die Quellen versiegen, die Äcker veröden und diejenigen, die sich von den Feldfrüchten ernährt haben, ihre Lebensräume verlassen müssen, wenn sie nicht verhungern wollen.
War Hunger nicht auch der Grund dafür, dass sich Völker vor erst zweitausend Jahren im Osten Europas auf den Weg nach Westen gemacht haben? Die Zeit der Völkerwanderung ging dem Untergang Roms voraus…
Das römische Weltreich, mit all seinen kulturellen Errungenschaften, seiner Zivilisation und seiner militärischen Stärke seinen Generälen und Intellektuellen, hat es sicher nicht wahrhaben wollen: Nichts und niemand konnte die Barbaren - von denen viele von uns heute abstammen - aufhalten… auch nicht der Glaube an die eigene Überlegenheit…
06/65 Prima Klima
Ayatollahs sind nicht fern, sehen oft nicht mal so aus. e Cmaj7De/CD
komm nicht nur aus Moscheen. Auch aus anderm heil'gen Haus. eCmaj7De/CD
Oft Greise, fühln sich weise und berufen, weil man sie erkennt, eCmaj7De/CD
Scheiterhaufen anzuzünden, wo man Andersdenkende verbrennt. eCmaj7De
/CD
Sie gerieren sich unfehlbar, wie der Papst im Petersdom. a6DH7/e
Wissen alles? – Nein, nur alles besser, wie der Mann in Rom. Cmaj7Cmaj7’DH7
Sind so weise, weisen sie doch ohne Unterlass drauf hin. a6DH7/e
Zweifel weisen sie zurück, Diskussionen haben keinen Sinn. Ca6De
e Cmaj7De 2x
Und die Fliegen auf der Gülle zeigen ihnen: Nur die Masse bringts.
So viele könn’ sich nicht irren! Erst wenn andere gegen stänkern, stinkts.
Denn was richtig ist, was falsch und dumm, das wird sogleich geklärt:
Wer am lautesten behauptet, dass er recht hat, der macht nichts verkehrt.
Und wenn einer widerspricht, dem muss man seine Grenzen ziehn,
ihn bedrohen und ihn einschüchtern – dann nur wird er schweigend fliehn.
Hilft das nix, dann nützt vielleicht, wenn man ihn an der Pranger stellt,
und so kann man dann beweisen, was man selber für die Wahrheit hält.
Versetzt der Glaube Berge – dann nicht nur in der Religion.
Auch im Wissen reicht der Glaube, dass man alles weiß, zu häufig schon.
Man hat lang geglaubt, man weiß, dass sich die Sonne um die Erde dreht,
und wir auf ner Scheibe leben, hinter der die Sonne untergeht...
Bleiben Fakten bei der Wahrheit, wenn man sie zuvor sortiert,
und nur glaubt, woran man glauben will, das andere ignoriert?
Das Klima wird erwärmt? So’n Quatsch, behauptet der, der friert.
Unterm Tellerrand sieht keiner, was am Horizont passiert.
07/66 MOD TAUB ODER BLIND
Wie viel von dem, was um uns her auf unserem Planeten passiert, nehmen wir eigentlich wahr? Wie viel interessiert uns wirklich? Geht uns nahe? Könnte uns nachhaltig bewegen, vielleicht darüber nachzudenken, etwas zu ändern, an uns, oder mit unserem Einfluss…?
Beispiel Freihandel und die geheim geführten Bemühungen interessierter Gesprächspartner, vertragliche Regelungen zu treffen, die denen nützen, die über diese Verträge verhandeln, und zwar durch Ausschaltung demokratisch legitimierter Kontrolle.
Sind wir taub oder blind, wenn wir in unserem eigenen Interesse nicht darauf drängen, Klarheit darüber zu bekommen, über was eigentlich verhandelt wird und mit welchem Ergebnis?
Sind wir taub oder blind, wenn uns die Auswirkungen solcher Freihandelabkommen auf diejenigen, die von Vorteilen ausgeschlossen bleiben, nicht berühren oder interessieren? Hier werden Ursachen gesetzt für weitere Wanderungsbewegungen in Richtung reichere Welt, raus aus der Armut…
Taub und blind sind diejenigen, die den Widerstand gegen diese Freihandels-Abschottungen, ignorieren und so tun, als ginge sie die breite Ablehnung solcher Verträge durch diejenigen, zu deren Lasten die Verträge geschlossen werden,
nichts an.
Taub und blind sind diejenigen, die diese Verträge auf Teufel-komm-raus durchpeitschen. Was tun, wenn die teuflischen Folgen rauskommen?
Vermutlich will sie dann keiner gewollt haben… Dann stellt man sich selber absichtlich taub und blind.
07/66TAUB ODER BLIND – noch immer
Seid ihr nur taub oder blind oder beides – versteht ihr kein Nein?
Seid ihr wahrnehmungsresistent – wie laut müssen wir schrein?
Denkt ihr, ihr sitzt in der Kommission und könnt tun was ihr wollt –
Oder macht ihr, was die Multis euch sagen, weil ihr es sollt?
Seid ihr nicht in der Lage, die Situation zu verstehn?
Na, dann solltet ihr gehn – denn sonst müsst ihr bald gehn.
Wer hat euch legitimiert? Euch gewählt? Euch bestellt?
Wer hat euch gesagt, macht was ihr wollt, was euch gefällt?
Habt ihr noch alle Tassen im Schrank, dass ihr hochnäsig glaubt,
ihr könnt Parlamente aushebeln – wer hätte euch das erlaubt?
Sitzt ihr unter ner Glocke in Brüssel und schottet euch ab?
Kriegt was Sache ist gar nicht mit mehr, döst und macht geistig schlapp?
Macht n Nickerchen in euren Sesseln und pennt vor euch hin –
Na, dann hat jede Hoffnung auf euch überhaupt keinen Sinn.
Seid ihr unfähig, was man euch gründlich erklärt zu verstehn?
Na, dann solltet ihr gehn – denn sonst müsst ihr bald gehn.
Hab ihr gar nichts begriffen oder wollt ihr am End gar nicht hörn?
Kann euch lauter Protest, gegen das was ihr vorhabt, nicht störn?
Was die Multis verlangen, setzt ihr alles skrupellos um
und verkauft die Verbraucher und Wähler Europas für dumm?
Wie hoch seid ihr geschmiert? Lasst in eure Geheimkonten sehn!
Wenn nicht, solltet ihr gehn – denn sonst müsst ihr bald gehn.
Wie entscheidet man guten Gewissens ohne Sinn und Verstand?
Wie viel kostet ihr? Fresst ihr den Multis umsonst aus der Hand?
Kriecht ihr selbst übern Tisch? Muss man euch gut bezahlt gar nicht ziehn?
Oder kriecht ihr den Multis in’ Arsch unterm Tisch auf den Knien?
Wem habt ihr euch verpflichtet? Lasst die Verträge mal sehn.
Denn es kommt alles irgendwann raus – und dann hilft euch kein Flehn
In Berlin und in Brüssel sind Pappnasen mit Phantasie,
und die falln vor den Multis und ihren Lakai'n auf die Knie…
Wolln Gesetzen zur Geltung verhelfen, die ungültig sind,
noch vor Abstimmung im Parlament - wer das will, zeigt, er spinnt.
Dass Gesetze nicht vorläufig gelten könn', werdet ihr sehn –
könn ihr noch so dran drehn - und dann könnt ihr auch gehn …
08/67 mod. falle
Manche könnte man erkennen und sie dann umgehen, oder unschädlich machen, entschärfen, einsammeln, aus dem Weg räumen. Doch manche zeigen nicht einmal ein Interesse daran, sie wahrzunehmen, weil sie denken, es wären keine Fallen, sondern günstige Gelegenheiten, um den eigenen Vorteil zu sichern – so weit sind Gier und Geiz in der Lage, Blicke zu vernebeln und den Verstand auszublenden.
Die Frage ist, wem nützen Entscheidungen wirklich, und wer ist daran interessiert, dass sich auf genau diese Frage keine Antwort findet… Im Verborgenen erweist sich der Nutzen einer Falle:
08/67 Falle G+/0
Kann einer einfach machen, was ihm so gefällt, G+D9
weil er andern vorher eine Falle stellt, G+D9
wenn er getäuscht hat, gelogen, betrogen, eC
übern Tisch sogar gute Freunde gezogen, GD
dann geht es ums Ganze und schlicht um die Wurst: G+D9
Was könn' wir noch essen und trinken bei Durst? G+D9
Lassen wir uns wirklich für saudumm verkaufen, eC
nur um schalen Sekt mit Erpressern zu saufen... GD
TTIP ist ne Falle, die uns unmündig hält, CDGe
es geht nur um Profit, um die Macht und viel Geld, CDGe
TTIP ist ne Falle, wenn man da hineintappt, CDGe
kannst du auch davon ausgehn, ist sie schon zugeschnappt. AD
Und wer dann da drin ist, kommt nur schwer wieder raus - CDGe
Wer zwingt uns da rein? Was holt der für sich raus? CDG
Wie wird gehandelt, was wird alles erlaubt?
Wem werden demokratische Rechte geraubt?
Wer sind die Fernlenker, Manipulierer?
Wer bleibt auf der Strecke verlorn als Verlierer?
Was lässt man sich nehmen, gibt man aus der Hand?
Wer ist nicht bei Trost, nicht klar bei Verstand?
Wer liefert sich aus, um dann alles zu schlucken,
um schließlich nur dumm aus der Wäsche zu gucken?
Warum sind die Inhalte strengstens geheim?
Wer ist so naiv und geht da auf den Leim?
Wie kann das mit rechten Dingen passieren?
Wer lässt sich bezahlen und wer lässt sich schmieren?
Wer lässt sich freiwillig am Nasenring ziehn,
streckt noch die Kehle vor, rutscht auf den Knien?
Wer lügt sich selber ganz tief in die Tasche,
fällt da herein auf ne übelste Masche...
Wer drängelt, wer fordert, verlangt und erzwingt?
Wer macht uns was vor, was es angeblich bringt?
Wer kann allein daraus Vorteile ziehen?
Wie weit sind schon Dummheit und Feigheit gediehen?
Eins steckt klar dahinter: Es geht um die Macht:
Wer sichert sie sich, wer wird machtlos gemacht?.
Deshalb Finger weg und bloß nicht gewackelt -
ist erst unterschrieben, wird nicht lang gefackelt...
09/68 MOD. Brauchen wir nicht
Es ist eine bewährte Verkaufsmethode, wenn man etwas verkaufen möchte, das niemand haben will und eigentlich auch keiner braucht: Man muss bei Kunden erst Neugier, dann Interesse, und schließlich Bedürfnisse wecken, genau das, was man verkaufen will, haben zu wollen. Ein tauglicher Hebel ist immer, darauf zu verweisen, dass Gelegenheiten einmalig sind, Chancen nicht vertan werden dürfen, weil sie sich sonst so schnell nicht wieder bieten…
Doch welche Chancen, welche Möglichkeiten bieten sich wem? Profitieren Kunden? Oder Verkäufer? Haben die Verbraucher Vorteile oder die Produzenten? Wer macht Gewinne? Die Industrie und die Banken oder nützt es tatsächlich denjenigen, denen man Vorteile vorgaukelt, damit der Widerstand erstickt werden kann.
Gelegentlich wissen diejenigen, die ihre Interessen durchzudrücken verstehen, wie sie wann und bei wem nachhelfen können, um zu bekommen, was sie haben wollen. Eine Hand wäscht immer noch die andere… Aber das brauchen wir nicht…
09/68 Brauchen wir nicht
Früchte, Gemüse, nicht zu verzolln, eD9Ga
genverändert - wer kann das schon wolln? CH9a6D9
frei jeder Handel, ungebremst, ungehemmt - eD9Ga
da wird jeder gebraucht, der dagegen sich stemmt. CH9a6D9
Wer mag das schon essen, will das auf dem Tisch, CH7
so unendlich lang haltbar, doch längst nicht frisch, eDCH7
wer soll so was kaufen, wer will das verzehrn? eD9Ga
Wer kann das schon wollen? Wer mag sich nicht wehrn? H7
Was Gabriel sagt oder Siegmar verspricht - eC
das hören wir zwar, aber glauben es nicht - aH7
was Gabriel anpreist, empfiehlt oder spricht, eC
wir brauchen es, brauchen es nicht!!! aH7e
Saatgut gesiebt, seiner Vielfalt beraubt,
Gewinn maximiert, den Profit hochgeschraubt,
Tiere verzüchtet, die Mast optimiert -
gewissenlos quälen, damit sichs rentiert...
Die Böden verknappt, skrupellos investiert,
den Markt überschwemmt und global spekuliert,
am Hunger verdienen - der Börsenkurs steigt...
die Gierigen schmatzen, der satte Rest schweigt.
Politiker kriechen, sind sie gut geschmiert,
in die dunkelsten Ärsche hinein, ungeniert,
sie genießen die Wärme, die sie dort umgibt,
wo man sie hofiert, gründlich schmiert, weiter schiebt.
Dem, was uns nicht nützen kann, trauen wir nicht,
Wir brauchen kein Abkommen, kein Schiedsgericht,
das Gesetze aushebelt, Rechte beschränkt,
Kritiker knebelt, Konzerne beschenkt.
10/69 MOD. FRIEDEN
Die Sehnsucht, die Suche nach Frieden ist, verbunden mit Angst und Hunger, einer der Hauptantriebsgründe dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen, dass sie der Hoffnungslosigkeit entrinnen wollen, dorthin möchten, wo sie sich eine sichere Zukunft ausmalen.
Was ist Frieden? Das Ende von Krieg? Das Schweigen von Waffen? Die Sicherheit vor Bedrohung? Oder gibt es mehr Anzeichen dafür, dass Frieden eigentlich noch weit weg ist, selbst wenn die Waffen schweigen, keine Bomben mehr fallen und die Trümmer der zerschossenen Häuser beseitig werden können… in einem Land, das von Krieg zerstört wurde, und aus dem traumatisierte Menschen geflüchtet sind, wenn es ihnen möglich gewesen ist…
Kann man ihnen dies vorwerfen? Wer hätte dort bleiben wollen, wenn ihm Flucht möglich gewesen wäre…
10/69 Frieden a/3
Solang Männer Frauen schlagen - wo ist da Frieden? aF-Ea IF-E
Solang Alte einsam klagen - wo ist da Frieden? aF-Ea IF-E
Solang Schwache nachts nicht schlafen, weil noch Angst im Halse steckt, A7D
solang man mit Paragraphen Unrecht säuberlich verdeckt - F-dE
wo ist da Frieden? aF-Ea IF-E
Solang Kinder Krieger spielen - wo ist da Frieden?
Solang Krieger sorgsam zielen - wo ist da Frieden?
Solang Eltern Kinder quälen, und man Drogenkranke hetzt,
solang Arme nicht viel zählen, und man die Umwelt blind zerfetzt -
wo ist da Frieden?
Solang Gequälte Häme dulden - wo ist da Frieden?
Solang Herrscher Hass verschulden - wo ist da Frieden?
Solang Rüstungsfabrikanten sich volle Taschen produziern,
solang Friedensdemonstranten Prügel und Beruf riskiern -
wo ist da Frieden?
Solang Mörderbanden morden - wo ist da Frieden?
Stützen Despoten Terrorhorden - wo ist da Frieden?
Muss man nicht nach Waffen greifen, wenn Killer Menschen massakriern?
Soll man untätig nur gaffen? Was muss denn erst noch passiern?
Wo wär denn Frieden?
Solang Mächte Machtgier zeigen - wo ist da Frieden?
Solang Opfer hilflos schweigen - wo ist da Frieden?
Denkt man, aus Waffen kommt kein Frieden? Löst denn Gaffen das Problem?
Mit wem wird redend Krieg vermieden? Einfach Wegschaun ist bequem -
so kommt kein Frieden...
Flieht ein Volk vor Fanatisten - wo ist da Frieden?
Wenn man schießt auf Pazifisten, wo ist da Frieden?
Solang Wahnsinnswaffen knarren, man die Erde scharf vermint,
wir auf diese Welt bloß starren, haben wir sie so verdient!
Was soll da Frieden? Was soll da Frieden?
Was soll da Frieden? Was soll da Frieden?
11/70 MOD. Vierzehnter Juli
Frankreich, die Grand Nation, unser Nachbarland, feiert nicht nur mit Stolz, sondern auch mit Leichtigkeit, beschwingt und mit Frohsinn am 14. Juli seinen Nationalfeiertag: Auf geschmückten Plätzen der Dörfer, auf Alleen und Boulevards der Städte…
Doch nicht alle feiern mit. Manche bleiben außen vor, die mitten unter Franzosen leben, weil sie sich nicht als Teil Frankreichs sehen und erleben, obwohl sie vielleicht schon mit ihren Familien seit Generationen in Frankreich leben… Migranten, die nicht „angekommen“ sind, weil man sie nicht „unter sich“ haben wollte, weil sie lieber „unter sich“ bleiben wollten, nebeneinander, nebenher statt miteinander und untereinander…
Leben ist nicht einfach, einfach zu leben ist schwer, selbst ein einfaches Leben, wenn man
einander das Leben schwer macht. Der Vierzehnte Juli:
11/70 VIERZEHNTER JULI DD/0
14. Juli - ein festlicher Tag d
mit Feiern auf zentralen Plätzen. C-
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - d d/E d/F G
sind nicht hoch genug einzuschätzen. Ad
Sie sind es wert, dass man sie feiert, d d/C
mit Speisen, Wein, Musik und Tanz, d/H d/Hb
mit Fröhlichkeit und guter Laune, d d/E d/F G
mit Feuerwerk und Lichterglanz Ad
14. Juli – den festlichen Tag
feiern Tausende an Nizzas Küste.
Frei und gleich und brüderlich
man einander wertschätzen müsste.
Übervoll die Küstenstrasse,
ein Mörder bei Trubel und Gesang
sich in den Lastwagen setzt, fährt
auf der Küstenstrasse entlang.
14. Juli - ein festlicher Tag
endet traurig und mit Entsetzen.
Doch Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
lassen sich nicht mit Gewalt zerfetzen.
Heimtückisch gewissenlos,
mit Niedertracht fanatisiert -
Eine Amokfahrt mit Massenmord,
mancher hier sein Leben verliert.
14. Juli - ein trauriger Tag,
der sich nur schwer noch feiern lässt.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit -
auf welche Art hält man sie fest…
indem man seine Werte
nicht verleugnet und verrät -
und nicht durch Hass fremd gesteuerter
Mörder aus seiner Bahn gerät.
12/71 MOD. IM WEG
Die Fotografie einer Frau ging im Sommer 2016 um die Welt – aufgenommen in Baton Rouge, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Louisiana. Die Frau hat afro-amerikanische Wurzeln, stammt mutmaßlich somit von Vorfahren ab, die viele Generationen vorher aus Afrika nach Amerika kamen, wahrscheinlich unfreiwillige Migranten, Sklaven, die man in Ketten gelegt entwurzelt und verfrachtet hatte, und denen die Anerkennung als gleichwertige Mitbürger, als gleichberechtigte Mitmenschen bis heute von vielen Weißen verweigert wird.
Widerstand dagegen wächst, und mancher, der Widerstand leistet, wächst auch über sich hinaus. Sie hat ein langes graues Kleid an und steht allein… im Weg…
12/71 Im weg e/0
Im weiten Kleid, knöchellang und Rücken frei. eCmaj7/5-De ICD
Ihr kleiner Sohn, der blieb daheim, ist nicht dabei. eCmaj7/5-De ICD
Den Schlüsselbund in einer, Handy in der andern Hand, GCmaj7/5-De
beide Beine auf dem Boden hat sie einen festen Stand a6CD
Trotz leichter Schuhe steht sie fest und hat sie Halt. GCmaj7/5-’De
Ihr Haupt erhoben, wie ein Denkmal auf Asphalt. a6CD
Der Blick durch ihre Brille, konzentriert und engelhaft - eCmaj7/5-De ICD
so zeigt sie Haltung, inne’re Ruhe und viel Kraft. GCmaj7/5-’DeICD
Entschieden und gefasst, entschlossen, ohne Hast, e CDe CDe
weil’s ihnen nicht mehr passt, CDe
was man mit ihresgleichen macht - CD
man hat zu viele umgebracht… CH7e I CDe
Der Wind bewegt ihr leichtes, graues Sommerkleid eCmaj7/5-De ICD
was nun auch kommt, sie sieht es kommen, ist bereit. eCmaj7/5-De ICD
Sie steht vor einer Übermacht im Weg ganz unbewegt, GCmaj7/5-De
hat sich, wie sie dasteht, mit Ordnungshütern angelegt… a6CD
Sie zeigt Würde, sie zeigt Stolz und sie zeigt Mut - GCmaj7/5-’De
Kam von weit her, um hier zu tun, was sie da tut. a6CD
Polizisten schwer bewaffnet, tragen Helme mit Visier, eCmaj7/5-De ICD
bringen sie in Handschelln gleich ins Polizeirevier. GCmaj7/5-’DeICD
Ein Mann vor Jahrn in Peking vor ner Reihe Panzer stand, eCmaj7/5-De ICD
gefüllte Einkaufstüten hielt er fest in jeder Hand. eCmaj7/5-De ICD
Er blieb in ihrem Weg stehn und ließ sich auch nicht umfahrn, GCmaj7/5-De
Dann wollt er auf dem Panzer sehn, wer die Soldaten warn… a6CD
Man zog ihn aus dem Schussfeld, von der Straße, zog ihn fort, GCmaj7/5-’De
aus Angst um ihn, vor Folterqual, und vor brutalem Mord… a6CD
Die Panzer fuhrn geradaus, der Widerstand hinweggefegt. eCmaj7/5-DeICD
Über Peking sich kein himmlischer, nur Friedhofsfrieden legt.GCmaj7/5-’De
Keiner weiß mehr, was dem Mann aus Peking widerfuhr, GCmaj7/5-’De
Vermutlich gab es wohl ein einz’ges Schicksal für ihn nur… a6CD
Ein Held, den keiner kennt, doch jeder auf dem Bildschirm sah eCmaj7/5-De
Ieshia Evens kennt man, weiß was in Baton Rouge geschah. GCmaj7/5-’De
13/72 MOD. nACHT ÜBER cHILE
Was Menschen Menschen antun, kann schlimmer sein, als es die schlimmsten Alpträume ausmalen können. Und die Methoden werden immer noch weiter „verfeinert“. Längst haben Fachleute Folterpraktiken entwickelt, die sich auf der Körperoberfläche nicht nachweisen lassen. Die Schäden auf der Seele sind ja nicht deutlich sichtbar, zumindest nicht auf den ersten Blick. Mittlerweile hat man sich auch an manche entsetzlichen Beschreibungen so gewöhnt, dass sie fast schon normal scheinen: Wie etwa Waterboarding.
Es gibt gewesene Präsidenten der USA, die dazu stehen, dass sie diese Praktiken gebilligt haben, und Präsidentschafts-Kandidaten, die sie immer noch gutheißen und wieder einführen würden. Folter ist keine neue Methodik, um Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, damit sie gefügig werden und das tun, was die Folterknechte oder diejenigen, von denen sie sich Folter befehlen lassen, ihnen sagen. Jede Diktatur hat ihre Methoden, um sich gegen jeden zu wehren, dessen Ziel es ist, die Diktatur zu überwinden und das Regime zur Verantwortung zu ziehen.
In Chile, das am 11. September 1973 durch einen Putsch mit Hilfe der CIA der USA seine demokratisch gewählte linke Regierung unter Präsident Allende verlor, ist das Regime von General Pinochet mit beispielloser Brutalität gegen seine Gegner vorgegangen. Und diese sind massenhaft in Folterkellern und Konzentrationslagern, in Gefängniszellen und im Untergrund verschwunden, und schließlich auch massenhaft ins Ausland und als Flüchtlinge nach Europa gekommen. Auf internationale Vorwürfe hin hat Pinochet versichert, die Folter sei in Chile verboten – und wer ihm glauben wollte, hat ihm geglaubt. So war es bequemer.
Hier ein Lied aus der Zeit, als Pinochet noch herrschte. Noch heute werden in Chile Folterer und Mörder angeklagt.
13/72 Nacht über Chile e/0 „Santo Domino“ Phil Ochs
Nacht über Chile. Die Macht liegt dort in Händen von Faschisten. eD
Mit dem CIA und Terror konnten sie sich dort einnisten. CDCDe
Das Volk bebt noch ohnmächtig. Noch sind der Henker allzuviele. eD
Und die Angst geht um. Grausam wird gefoltert in Chile. CDCDe
Elektroschocks, Behandlungen mit Ratten und mit Drogen,
Papageienschaukel - das Opfer wird gefesselt krumm gebogen.
Langsam vernichten die Folterknechte die Gefühle,
aber Pinochet sagt: „Die Folter ist verboten in Chile.“
Vergewaltigungen werden kollektiv oder einzeln vorgenommen,
im Beisein der Eltern und Geschwister - die läßt man extra kommen.
Dies sind die Methoden: Die Geheimpolizei hat ihre Ziele.
Aber Pinochet sagt: „Die Folter ist verboten in Chile.“
Glühende Eisen, Verbrennungen an allen Körperteilen.
Wie lang hält man das aus? Die Henker müssen sich beeilen...
Stirbt auch ein Häftling, das macht nichts, es gibt ja noch so viele.
Und Pinochet sagt: „Die Folter ist verboten in Chile.“
Menschen verschwinden, werden abgeholt und fortgefahren.
Keiner weiß, wohin - man kann von ihrem Schicksal nichts erfahren.
Seit dem Putsch der Faschisten starben in den KZs schon so viele,
und noch immer verschwinden Menschen spurlos in Chile.
Doch Pinochet und seine Putschganoven sollen wissen:
Irgendwann werden die Chilenen die Freiheitsfahne hissen.
Papadopoulos, Thieu, Caetano und Franco sind am Ziele.
Pinochet, wart ab: Das Volk verjagt auch dich noch mal aus Chile.
14/73 MOD Muss Was passiern
Von selbst ändert sich gar nichts. Wer glaubt, er könne geduldig abwarten, bis sich die Dinge von alleine regeln, kann lange warten…
Von allein geht die Sonne auf und unter, vergeht ein Tag nach dem anderen, folgen Jahre auf Jahre und wenn nichts geschieht, passiert auch nichts…
aber –es muss doch was passiern – ohne dass erst was geschieht…
14/73 Muss was passiern Git a6/2 E-A
Es ist, wie es ist – ob’s so bleibt, liegt an dir,
nicht allein, du hast recht – auch ein wenig an mir.
Lass uns tun was wir könn’, könn’ wir auch nicht viel –
Schon ein ganz kleiner Schritt bringt uns näher ans Ziel.
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn –
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Noch bevor es losgeht, hört mancher schon auf:
Wer nicht lenken mag, lässt allem so sein’ Lauf,
Wer nur zögert und fragt, was das soll, was es bringt,
hat zu Zorn kein Grund, wenn dann gar nichts gelingt.
Man kann alles versuchen, man kann alles probiern,
man gewinnt oder nicht – nur man muss es riskiern.
Lehnt man sich nur zurück, legt die Händen in’ Schoß,
kriegt man gar nichts gebacken, warn die Ziele auch groß.
Also drück auf die Tube, und geh ran an ’ Speck,
lass dich nicht irritier’n, nicht verschrecken vom Schreck.
Man muss allerhand machen, weiß nicht, ob man es schafft.
Wer von vornherein schlapp macht, hat bestimmt keine Kraft.
15/74 Mod: Die Insel „Dochnichtda“ l’isola che non ce Edoardo Bennato
Wohin mit seinen Hoffnungen? Seinen Träumen? Wie sie sich erfüllen – und wo sie sich erfüllen? Wohin soll man sich wenden oder gehen? Gibt es eine Wegbeschreibung? Einen Routenplan? Einen Reiseführer? Wie kommt man dort hin, wo man hin will? Wo man sich hingeträumt hat? Sind Träume nicht nur Schäume, also gar keine lohnenden Ziele, um sie realitätsfern anzusteuern? Macht man sich denn nichts vor?
Edoardo Bennato ist ein italienischer Sänger aus Neapel, der inzwischen in seiner Heimat nicht mehr so viel Zuspruch findet wie in seiner Jugend. Er hat einen Traum vertont, der erstmals 1516 von Thomas Morus vorgeträumt wurde, von der Insel Utopia mit einer idealen Gesellschaft.
Vor mehr als hundert Jahren tauchte die Idee wieder in der englischen Literatur auf, von einer Insel, die es nicht gibt, diesmal erdacht von James Matthew Barrie für seine Geschichte von Peter Pan und dem Piratenanführer Captain Hook.
Wie könnte sie aussehen, diese Insel, wo man nur allzu gerne hin möchte? Ist sie sowas wie das sagenhafte, von Platon beschriebene Atlantis? Edoardo Bennato hat sie singend so beschrieben, wie er sie sich erträumte.
Ist sie das eigentliche Ziel derer, die Zuflucht suchen? Hat jeder seine eigene Insel, die es gar nicht gibt, vor Augen? Ich hab Edoardo Bennatos Beschreibung zu übertragen versucht, und die Insel „Dochnichtda“ genannt, aber vielleicht ist es ja auch nur die Insel „Nochnichtda“- mag sein, es liegt ein wenig an uns.
15/74 Die Insel „Dochnichtda“„L’isola che non c’è“ Edoardo Bennato G/2
Hinterm zweiten Stern nimm den Weg links rein, GD
dann gradaus bis zum ersten Sonnenschein, CG
und von da aus schaffst du’s, sonnenklar, ehC
zu der Insel „Dochnichtda“. GDG
So ein Blödsinn, denkst du nun superschlau,
dass es so nicht geht, weißt du ganz genau.
Und fast sicher glaubst du, das ist gar nicht wahr,
das von der Insel „Dochnichtda“...
In der Tat: Wer glaubt auch schon daran,
an ein Märchen, das doch nicht wahr sein kann.
Man ist heut aufgeklärt, gebildet und sieht klar:
Diese Insel ist doch nicht da...
Ihr habt recht: Das gab’s nie! So ein Land ist Utopie - eheh
ohne Helden, ohne Heiligenschar... CGD
Sah man nie einen Dieb, aD
wenn’s vom Krieg vergessen blieb, aD
ist es doch bloß diese Insel „Dochnichtda“ - aDa
doch nicht wahr? D
Doch es ist auch kein leerer Wahn,
auch kein Witz - es ist schon mehr daran.
Glaub nur fest - du darfst nicht im Zweifel sein,
und schon findest du den Weg ganz allein.
Ja, ihr habt es erkannt: Was wär’ das auch für ein Land -
ohne Spitzel, ohne Polizistenschar,
ohne Hass und Gewalt, kein Soldat mit Blut bezahlt -
das wär’ doch bloß diese Insel „Dochnichtda“ -
noch nicht da?
Hinterm zweiten Stern nimm den Weg links rein,
dann gradaus bis zum ersten Sonnenschein.
Da lang geht’s - und irgendwann bist du dann da,
auf der Insel „Dochnichtda“. G G7
Sicher wirst du verlacht, suchst du weiter mit Bedacht... CDGC
Gib nicht auf, denn Geduld gehört dazu. GDGG7
und wer längst nicht mehr sucht und dich heimlich verflucht - CDGC
vielleicht ist der verrückter als du... GDC IG
16/75 Mod: So wird alles anders Todo cambia Julio Numhauser
Hoffnungslos ausgeliefert zu sein, dem, was man kaum noch glaubt ertragen zu können… gibt es etwas, was schlimmer ist? Viel ist es nicht… „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ – ich zweifle daran, dass er recht hat, der Esel. Denn diese Hoffnung erfüllt sich eben nicht überall.
Und trotzdem: Kann sein, dass man viel Geduld braucht, weite Wege gehen, zäh sein muss und mutig, und nicht aufgeben darf. Und selbst wenn die Dinge so liegen, dass Widerstand und Widerspruch gerade nicht ratsam sind, darf man die Hoffnung nicht ersticken.
Noch mal gefragt: Was können Lieder? Sie können Hoffnung geben, während man sie hört, man kann sie selbst singen und sich so Mut machen oder Zuversicht geben, auch wenn man sie nur summt, den Text im Kopf bewegt. Wie in Chile zur Zeit des Diktators Pinochet. Julio Numhauser, im Jahre 1965 in Chile einer der Gründer der Gruppe Quilapayun, schrieb ein Lied mit einem verschlüsselten Text, das in der Zeit der Diktatur den Menschen die Hoffnung gab, dass sich irgendwann die Zeiten auch mal wieder ändern und wieder besser werden: Todo cambia: In meiner deutschsprachigen Version heißt es „So wird alles anders“
16/75 So wird alles anders DD/4 Todo cambia
Haut und Hüllen werden anders, D
drunter ändert es sich auch. A
Jedes Denken wird sich ändern, eG
jede Sicht und jeder Brauch. DA
Auch das Klima mit den Jahren, D
und die Welt, des Lebens Sinn - A
so wie alles sich verändert, eG
bleib ich auch nicht wie ich bin... DA
So wird alles anders. DAe
So wird alles anders. 2x GDA
Jeder Vogel baut sein Nest um,
jeder Duft schon bald verfliegt.
Von Verliebten die Gefühle
ändern sich - woran's auch liegt...
Und ein Läufer, der zu schnell ist,
bremst sich ab, sonst fällt er hin.
So wie alles sich verändert,
bleib ich auch nicht wie ich bin...
Sieh, die Sonne sinkt vom Himmel -
Abend kommt und bringt die Nacht.
Und der Baum, vom Herbst entblättert,
wird vom Frühling grün gemacht.
Eine Schlange kann sich häuten,
Haar wird grau an Kopf und Kinn.
So wie alles sich verändert,
bleib ich auch nicht wie ich bin.
II: Doch was bleibt ist meine Liebe,
bin ich auch unendlich weit,
die Erinnerung, die Sehnsucht,
Hoffnung auf 'ne neue Zeit... :II 2x