Colin Wilkie - One More City - One More Song
Der britische Singer/Songwriter schwäbischer Zunge genießt den Lebensherbst
Im Grunde ist ihm der Blick zurück, die Frage, ob er gern zurück schaut "scheißegal". Denn: "Ich habe gelebt wie ich wollte. Und wenn ich meckere, sagt Shirley immer: ‚Du hast keinen Grund. Du hast getan, was Du wolltest.‘"
Colin Wilkie ist kein Mensch, der sich zurücklehnt und sentimental Bilanz zieht. Und genauso wenig wie er sich in guten alten Zeiten verliert, taucht er in Zukunftsträume. Der britische Singer/Songwriter, der gemeinsam mit seiner Frau Shirley Hart mehr als sein halbes Leben mitten im Schwabenland lebt, ist ein Gegenwartsmensch, der das genießt, was ihm das Leben gerade hier und jetzt beschert. Ob er 40, 50 Jahre oder älter wurde - interessiert hat ihn das nie.
Aber andere. Denn Colin Wilkie ist nicht irgendwer. Anfang der sechziger Jahre kam er auf den Kontinent, um hier mit Shirley auf den großen Fernstraßen Westeuropa zu durchqueren und da zu singen, wo man sie hören wollte. In England hatten sie bereits in der auch dort noch jungen Folkszene jeder für sich klangvolle Namen. Dabei kam Colin im Grunde zufällig zum Folk. Sein Interesse an Musik war von Haus aus sehr breit geweckt worden: Zeitgemäßer Pop, Jazz, Musicals, Operetten. Der Vater hatte eine große Plattensammlung. Und Colin hat sich durchgehört.
Sein erstes Instrument war das Schlagzeug. Mit 18 hatte er angefangen und dann in Jazzbands und in Skiffle-Gruppen getrommelt. "Fast vor dem ersten Weltkrieg", kokettiert er heute. Kurz bevor der Rock ’n Roll die musikalischen Hörgewohnheiten erschütterte und die jüngere Generation elektrisierte, zeigte ihm der Banjospieler aus seiner Jazzband ein paar Gitarrengriffe. Colin lernte - da war er schon 24 Jahre alt - ein paar Lieder und stellte fest, es waren auch Lieder dabei, die er schon als Kind mit den Eltern und dem Onkel gesungen hatte. All das war Folk? Zumindest alles Lieder, die man im Volk sang. So gesehen eben "Folk".
Mit ein paar Freunden landete er in einem Folkclub in Sutton, ließ sich zu einer Gesangsprobe im Floorspot" überreden und gehörte von da an zu den "resident singers", die jede Woche singen durften. Im Bromney, ebenfalls im Großraum London, fand sich der nächste Folkclub, der ihm regelmäßige Auftritte bot, und dann machte Colin mit Freunden auch noch seinen eigenen Folkclub auf - noch eine Bühne mehr. Er lernte Alex Campbell kennen, den schottischen Folksänger, und dieser holte ihn immer wieder zu sich auf die Bühne. So entstand der Ehrgeiz, für diese Auftritte auch immer wieder neue Lieder zu singen.
Als es Alex dann woanders hinzog, wurde Colin sein Nachfolger. Schließlich gab es fast jeden Abend Auftrittsmöglichkeiten und keinen Zwang mehr, als Anzeigenwerber für Zeitungen oder als Verkäufer von Farbdosen oder technischen Büchern von Tür zu Tür zu ziehen. Man hört durch, dass Colin heute noch über den Bühnenerfolg staunt: "Ich hoffe, dass niemand die Songs aufgenommen hat. Ich konnte nur minimal spielen und nicht besonders gut singen. Irgendwie hab ich es geschafft - wahrscheinlich mit meiner angeborenen Londoner Frechheit."
Im Folkclub Sutton fiel ihm irgendwann eine kleine quirrlige Sängerin auf: Shirley Hart. "Ich war totalüberwältigt, eine wahnsinnige Stimme, ein tolles Lied - ich wollte den Text haben." Shirley ging nach Paris, er hat ihr geschrieben - "leider gibt’s die Briefe nicht mehr", bedauert Colin heute. Wer jahrelang nur aus zwei Koffern gelebt hat, weil das Leben unterwegs nicht mehr transportablen Besitz erlaubt, hat lernen müssen, auf Dinge zu verzichten.
Als Shirley aus Paris zurück nach London wollte, bat sie Colin, ihr doch ein paar Auftritte an Land zu ziehen. Colin war trickreich: Er bot sich - ohne Shirleys Wissen - den Veranstaltern gleich mit an: quasi als Doppelpack ("Ihr müsst wissen: Wir sind jetzt ein Duo.") Shirley war ein wenig überrascht, dass Colin "zufällig" auch immer dabei war. Erst vor vier/fünf Jahren hat ihr Colin von seiner Schlitzohrigkeit erzählt. Noch früh genug, um gemeinsam drüber zu lachen.
Aus zwei Solisten mit unterschiedlichem Repertoire (sie die traditionlle Folksängerin, er der auch für Pop zu begeisternde Singer/Songwriter) wurde ein Duo, aber anders als Sonny und Cher. Der große Erfolg, der "Durchbruch" blieb irgendwie aus. Shirley und Colin gingen gemeinsam wieder nach Frankreich, machten Straßenmusik, kamen ab und zu zurück nach England, auf Stippvisite für Clubtourneen, spielten auch in den Niederlanden, in Belgien, der Schweiz - eben one more city, one more town. Und one more song.
1962 war das Duo Colin Wilkie und Shirley Hart schon eine Weile gemeinsam in Europa unterwegs. Siegfried Mäcker, der spätere Manager von Liedermachern wie Hannes Wader, war Student in Frankreich. Nachdem er Shirley und Colin abends im Dunkeln von seiner Terrasse aus gehört hatte, als beide singend einen Hügel herab kamen, lud er sie nach Deutschland ein. "Ich glaube es zwar nicht - aber ich möchte es glauben. Es ist eine schöne Geschichte..." grinst Colin.
Und so fand man sich zum ersten Auftritt in Deutschland in der Bonner Beethovenhalle wieder. Colin hatte erwartet, es handele sich um einen der üblichen Clubs und stand dann vor dem Musentempel, der "guten Stube" der damaligen Bundeshauptstadt. Außer Shirley und Colin waren alle auftretenden Künstler Deutsche. Aber sie sangen auf jiddisch, auf griechisch, spanisch, oder machten amerikanische Countrymusik - nur deutsch sang niemand, was Shirley und Colin einigermaßen irritierte.
Es entstanden weitere Bekanntschaften, zum Beispiel mit Peter Rohland, und so wurden sie anschließend nach Berlin zu einem Jamboree eingeladen. Dort lernten sie Franz-Josef "Karratsch" Degenhardt kennen, Reinhard "Karlchen" Mey, der mit Schobert und Schoberts Schwager französische Chansons sang, Katja Epstein sang in einer anderen Gruppe spanische Lieder. Als dann die Zwillinge Hein und Oss Kröher auf der Bühne "Wir Bettelleute haben‘s gut" anstimmten, fiel die Spannung von ihnen ab: "Endlich deutsche Musik, endlich deutsche Volkslieder".
Doch nicht jeder Künstler, den es zu Auftritten nach Deutschland verschlug, ist auch gleich geblieben. Der Zufall half nach - und die Tatsache, dass Shirley und Colin in den Tag hinein lebten, ihre Zukunft nicht verplanten und damit offen waren für das, was sich so einfach entwickeln konnte. Karratsch lud sie ein in sein Urlaubsdomizil nach Belgien. Er hatte keine rechte Lust, ein Angebot des Stuttgarter Staatstheaters anzunehmen, für ein englisches Schauspiel kurze Lieder zu schreiben. Als ihm Shirley und Colin zurieten, lies sich Degenhardt unter der Bedingung breitschlagen, dass Colin die Vertonung der Texte übernahm. "Okay", willigte Colin ein, "Musik schreiben kann ich nicht, aber erfinden..."
Als Gäste im Hause von Hein Kröher in der Pfalz fanden sich Colin und Shirley ein paar Wochen später mit der Frage aus Stuttgart konfrontiert, wie denn der Fortgang der Kompositionsarbeit sei. "Prima", war Colins Antwort, obwohl noch kein Akkord gefunden war. "Bis Mittwoch brauchen wir die Lieder", kam die Information aus Schwaben. "Kein Problem", meinte Colin - und stand so im Stress, innerhalb weniger Tage 23 Melodien zu "erfinden". Der Produzent des Stückes, Peter Palitzsch, schlug dann vor, dass ein Teil dieser Lieder nicht von den Schauspielern, sondern von Shirley und Colin auf der Bühne gesungen werden sollten. So standen sie mit Hannelore Hooger auf der Bühne und wurden beide sesshaft - mit zwei Koffern voller Kleider und Bücher und einer Gitarre.
Deutsch konnten sie noch nicht, aber nun mussten sie es lernen, denn die Schauspieler verabredeten sich, mit ihnen kein Wort in englisch mehr zu sprechen. "Das war schwer", erinnert sich Colin, "aber gut. Wir saßen drei Stunden auf der Bühne, haben beobachtet, was die Schauspieler sagten und machten, und uns daraus zusammengereimt, welche Bedeutung Handeln und Worte wohl hatten. Keine schlechte Schule."
Anderthalb Jahre waren sie am Stuttgarter Theater, nicht jeden Abend auf der dortigen Bühne, so dass Zeit für andere Auftritte in Clubs blieb. Sie hörten von einem Haus näher an Heilbronn als an Stuttgart, mitten auf dem Land, und fragten sich zwar "was machen wir in Stockheim? - nichts weiter als Weinberge...", doch sie zogen trotzdem ein. "Niemand wird uns besuchen", war ihre Befürchtung - aber kaum ein Tag verging, an dem keine Freunde vor der Tür standen und zumindest Zettel hinterließen, wenn Shirley und Colin selbst wegen Auftritten nicht daheim waren.
So wurden sie, die Großstädter, die das pulsierende Leben in London oder Paris liebten, mitten ins Land gepflanzt. "Ich denke nicht, dass ich wieder in einer Stadt leben möchte", sinniert Colin heute, auch wenn er staunt, wie schön beispielsweise London geworden ist. Er genießt immer noch den Zauber der Weinberge im Zabergäu. Seit der Zeit des Schauspiel-Engagements haben sie hier ihr Zuhause. Von hier aus gingen sie auf ihre Tourneen, kamen auf die Burg Waldeck.
Colin gerät noch ins Schwärmen, wenn er von dieser Zeit spricht: Dem 68er Aufbruch. Er hat teilweise mitbekommen, was an den Unis lief. Auf der Waldeck störten dann radikale Studenten mit einem Go-In das Konzert von Hanns Dieter Hüsch. "Bist Du verrückt, hab ich denen gesagt", erinnert sich Colin und wird immer noch heftig, "das ist doch einer von uns. Wenn Du ein Go-In machen willst, dann mach eins gegen Freddy!" - "Ach weißt du, Colin," so sei die Antwort gewesen, "das ist zu schwer..." - "Ja, ihr seid richtige Rebellen!" hat Colin gespottet.
"Die waren so blöd", erinnert er sich. Auch unter den Künstlern gab es Diskussionen. "Zwischentöne sind nur Krampf im Klassenkampf" formulierte Degenhardt spitzzüngig. Colin bezog dies auf sich. Degenhardt hatte zumindest weiter Gitarre gespielt. Walter "Frosch" Mossmann war in mancher Hinsicht konsequenter. Andere Studenten waren nur großmäulig. Sie störten Konzerte bekannter Künstler wie Guy und Candie Carawan, wollten durchsetzen, dass die Gitarren in die Ecke gestellt werden. Aber dann, hinterher in der Kneipe, waren sie es selbst, die besoffen Lieder grölten: Eben Großmäuligkeit ohne Konsequenz. Für Colin ist dies der Grund, dass es 68 alles "ein bißchen schief ging".
Und doch ist Colin froh, dass er die sechziger Jahre erlebt hat. Er hat Folkgrößen wie Phil Ochs kennen gelernt, sich sofort mit ihm verstanden, ein paar Mal mit ihm zusammen gespielt. Der topical songwriter aus den USA war für Colin "DER Songwriter" dieser Zeit: "Er war für mich unheimlich wichtig. Seine Lieder waren klipp und klar, nichts dazwischen. Dylan war wischi-waschi, außer in ein paar Liedern. Phil fand ich phantastisch. Auch Paxton fand ich nicht so direkt." Phil Ochs nahm sich 1976 das Leben. "Es ist so traurig, dass er tot ist. - Der hat Probleme gehabt." Colin gerät ins Grübeln.
Mit Derroll Adams war er befreundet, mit dem Australier Trevor Lucas, dem Mann von Sandy Denny, der auch bei Fairport Convention war. Mit Alex Campbell. Sie leben auch nicht mehr. Mit Martin Carthy, Dave Swarbrick, den Watersons war er viel zusammen, mit Gordon Lightfoot auf Tour durch England, Schottland und Wales. Colin hat eine imponierende Künstler-Biographie, auch auf der britischen Insel - und doch galten Shirley und Colin "abrechnungstechnisch" für die Macher des Waldeck-Festivals als "deutsche" Künstler: Im Unterschied zu den "Stars" aus England und Amerika bekamen sie keine Gage. Sie gehörten einfach schon zu sehr zur deutschen Folkszene. Wer will es leugnen.
Dass so viele Folkmusiker in Deutschland englisch singen, irische Lieder spielen - Colin versteht es bis heute nicht: "Irische Musik ist schön - aber es gibt doch genug Iren. Die können es doch besser! Warum singt Ihr nicht Eure Lieder?" - "‘Ihr habt so tolle Volkslieder in England‘, wurde uns dann vorgehalten", erinnert sich Colin, "‘wir haben solche Lieder nicht, die so rhythmisch sind‘. - So ein Quatsch," haben wir gesagt, "der Rhythmus kommt von uns, nicht von den Liedern."
Dann haben Shirley und Colin eine Fingerpicking-Version von "Der Winter ist vergangen" erfunden und mit eigenen Harmonien versehen. "Ich habe gehört, wie eine Frau gesagt hat: ‚Mein Gott, jetzt singen die beiden Nazi-Lieder.‘ Das war sehr traurig." Colin war fassungslos. Aber dann kamen Zupfgeigenhansel und Fidel Michel, Liederjan. Endlich hatte man begriffen, dass diese Lieder nicht alle "gestorben" waren.
Und dann ging die Post ab mit der Neuen Deutsche Welle. Die Verbindung von Liedermacherei und Rockmusik hat vielen "klassischen Liedermachern" auch den Rang abgelaufen. Auch die Lieder wurden anders, lyrischer, weg von politischen Themen. Nach Mey, Wader, Schobert und Black kamen andere hoch: BAP, Bernie’s Autobahnband. Es gab mehr Einflüsse aus der Popmusik. "Das war toll", findet Colin im Rückblick, "DAF war toll, Nena auch. Ich glaube, die haben ihre Wurzeln alle, ob sie es wissen oder nicht, in der Folkmusik."
Und schon ist der bekennende Fan richtig guter Pop- und Rockmusik - genau das ist Colin nämlich - bei seinem Lieblingskünstler: Pete Townsend, dem Genius hinter den Who. "Wenn du den hörst, der hat ganz tiefe Wurzeln. Es kommt alles hoch, von ganz unten." Colin gerät ins Schwärmen: "Was für ein Liederschreiber! Wahnsinn!"
Dass Colin selbst nicht in die Popmusik geriet, ist purer Zufall. Es lag wohl an Alex Campbell. "Ich liebe Folk", sagt Colin, "auch heute noch. Es ist eine schöne Musik - aber ich höre sie ganz selten. Ich habe sieben Jahre lang eine eigene Radiosendung gehabt, jede Woche. Ich habe soviel gehört - das reicht...."
Er liebt immer noch Rockmusik, aber auch Klassik, Jazz, HipHop und "neue Sachen". "Nirvana" fand er wunderbar, "New York Dolls", "Ramones". "Ich höre viel Musik, bin aber nicht beeinflusst. Ich liebe auch schmalzige Songs, Petshop Boys, höre Tschaikowsky und Jazz. Auch Rammstein? Er hört mehr anglo-amerikanische Musik. Und eben mit Begeisterung die Who. Doch vor drei Jahren wäre ihm ein Konzert von Townsend und Co in Stuttgart beinahe vergällt worden. Wo war Vincent? Shirley hatte ihn mit Tickets überrascht - aber wo war Vincent?
Vincent, der gemeinsame Sohn, ist neben Shirley der wichtigste Mensch in Colins Leben. Solange der Sohn klein war, zog er oft mit, wenn beide auf Tour waren. Als die Schule losging, war es nicht mehr so einfach. Ihn bei Freunden oder Nachbarn zu lassen, fiel den Eltern schwer. Eine psychische Belastung mit Folgen: Shirley bekam Stimmbandprobleme, konnte nicht mehr singen. So blieb sie bei Vincent, und Colin geht seit dem allein auf Tour. Aber allein zu den Who? Ohne Vincent? Vincent war doch da, wollte lieber weiter hinten einen Stehplatz, und Colin konnte das Konzert doch noch genießen: ""The Who - die sind alle über 50; die rocken wie verrückt. Du kannst es nicht glauben! Die werden immer besser."
Colin selbst hat seine Nische gehalten "I’m still standing" - "Ich bin noch hier" - aber es ist wie eine Achterbahn. "Shirley und ich, wir haben nie an morgen gedacht, immer für heute gelebt. Mal hab ich eine Tournee, dann ein paar Tage nichts - es kommt immer was. Wir leben wie wir wollen, und wir leben ganz gut. Ich wollte nie Millionär sein - nur wie ein Millionär leben - und das tun wir. Die Konsequenzen kommen immer hinterher."
Orientiert hat sich Colin an Menschen, die so lebten, wie er es auch anstrebte: Nach der Devise: ‚Ich mache was ich will - und ihr könnt mich alle.‘ Künstler wie Vincent Van Gogh, wie die Beatniks, Jack Karouak, Dylan Thomas. "Das fand ich toll", erinnert sich Colin. Leute wie Martin Luther King oder Pete Seeger haben ihn auch fasziniert, Politiker dagegen nicht. Kennedy? "Ich war kein Fan von ihm. Politiker mag ich sowieso nicht. Die sind alle gleich, haben eine große Klappe, erzählen was sie tun wollen und machen es nie."Nur ein paar Sozialisten nimmt Colin von dieser Kritik aus, Michael Foot zum Beispiel, der einen Orden aus der Hand der Queen ablehnte. Aber sonst hält er Politiker für noch schlimmer als Anwälte.
Die Generation, das Publikum aus den sechziger Jahren, kommt nun wieder in die Konzerte - die Kinder sind groß. "Das ist toll. Ich habe Fans, die sind treu seit 30 Jahren." Der Colin, den diese Fans erleben, ist ein liebenswerter Kauz voller Schnurren und Anekdoten, die er "live" auf der Bühne zwischen seinen Liedern, aber auch zwischen seinen Auftritten beim gemütlichen Beisammensein zum Besten gibt. Dabei muss man immer damit rechnen, dass man mit kleinen Boshaftigkeiten auch die Schippe genommen wird. Er steckt voller Späße und Clownerie, und ständig blinzelt der Schalk aus dem Hemdkragen.
Seine Konzerte sind Erlebnisse. Man erlebt Entertainment pur, verwoben mit gefühlvollen Songs, die ein Könner geschrieben hat. Nicht ohne Grund haben sich namhafte Liedermacher wie Hannes Wader die Mühe gemacht, aus diesem Repertoire das eine oder andere Lied ins Deutsche zu übertragen. Andersherum hat Colin aber auch schon Lieder deutscher Liedermacher in englischer Sprache nachgedichtet - ein Freundschaftsdienst, der sich auch nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln lässt.
Die Jahre sind vergangen. "Autumn is knocking at our door, my love" singt Colin in einem seiner schönsten Lieder schon seit Jahren. Ein Liebeslied für Shirley, mit der er den gemeinsamen Lebensherbst genießt - und den Erfolg von Vincent, der ein erfolgreicher Musiker in Deutschland geworden ist. Er macht Popmusik. Colin tourt nach wie vor durch die Clubs. Allein oder zusammen mit Kollegen wie Wizz Jones.
Hat er was verpasst? In den USA ist er nie gewesen ("aber ich war in Frankfurt...") Es interessiert ihn, aber zieht ihn nicht an. Ein Angebot vor Jahren schlug er aus, weil es bedeutet hätte, ohne Shirley und Vincent zu reisen. Er hat viele amerikanische Freunde, aber sagt "Ich bin ein alter Europäer". So bleibt er hier, und lässt die Freunde kommen. Der kleine Vincent hatte mal gestaunt: "Du kannst ehrlich sagen, Du kennst jeden auf der Welt. Denn sicher kennst du jemanden, der kennt jemanden, der kennt jemanden, der kennt..."