Gerd Schinkel
Autor des Liedes "Der besondere Katastropheneinsatzplan"
Es ist von all meinen Liedern das Lied, das am bekanntesten geworden ist. Seit Jahren steht es auch in dem Lagerfeuerliederbuch "Die Mundorgel" sowie in verschiedenen Liedersammlungen der Umwelt- und Anti-Atomkraft-Bewegung. Ich freue mich, dass es von verschiedenen Interpreten in eigenen Versionen nachgesungen wird - und ich freue mich genauso, wenn sich jemand an mich erinnert oder mich ergoogelt und anfragt, ob ich es bei passender Gelegenheit irgendwo singen möchte.
Wenn ich Zeit habe, nichts dagegen spricht, komme ich gerne und erzähle bei Interesse auch gerne ein wenig über die Entstehungsgeschichte des Liedes.
Anfragen genügt: info@gerdschinkel.de
Seit der Entstehung des Liedes im Jahre 1976 habe ich es selbst auch auf verschiedene Weisen interpretiert bzw. arrangiert:
Hier ist der Text des Liedes aus dem Jahre 1976 zu finden, und hier eine völlig neue Textversion aus dem Jahre 2017 mit dem Titel "Katastrophenschutzvorsorge", die zur selben Melodie gesungen werden kann. Sie entstand nachdem die Bundesumweltministerin bewilligt hatte, dass weitere Brennstäben aus Gronau bzw Lingen an den belgischen Rissereaktor Tihange geliefert werden, gegen dessen fortdauernden Betrieb sie zuvor lautstark und vollmundig bei der belgischen Regierung protestiert hatte...
Hier zunächst das "alte" Lied in einer Solo-Version
hier in einer Version mit meiner neuen Gruppe, den Kanuten:
ein Konzerteindruck unseres Auftritts 2014 beim Festival "FolkFrühling" in Venne im Gasthof Linnenschmidt:
Den Katastropheneinsatzplan, der zunächst unter dem Titel "Der besondere Katastropheneinsatzplan" veröffentlich wurde, gibt es in mehreren Versionen.
Erstmals zu hören war er in einer Interpretation von Gerd Schinkels Bonner
Gruppe "Saitenwind" auf der LP "Bauer Maas - Lieder gegen Atomenergie",
die 1978 erschien. Auf dieser LP waren Lieder von zahlreichen Künstlern zur
Mobilisierung des Widerstandes gegen den Schnellen Brüter in Kalkar.
die "Saitenwind"-Version von der LP "Bauer Maas"
Einige Monate später erschien 1978 unter dem Titel "Kein Grund zur Aufregung" Gerd Schinkels erste Solo-LP, produziert bereits 1977 von Knut Kiesewetter, also deutlich vor der "Saitenwind"-Version für die LP Bauer Maas. Natürlich war auf dieser LP mit eigenen Liedern und einigen Übersetzungen auch der Katastropheneinsatzplan, dessen Refrain mit "Es besteht kein Grund zur Aufregung" beginnt und damit der LP ihren Titel gab. Die Version auf der Solo-LP, die bei RCA erschienen war, wurde in Knut Kiesewetters Studio auf dem Fresenhof mit Studio-Musikern eingespielt, u.a. mit dem Gitarristen John O'Brien-Docker und Manfred Jaspers von der Gruppe "Moin" an der Geige.
die "Studio-Version" von "Kein Grund zur Aufregung"
Eine dritte Version gab es dann in der Interpretation mit Gerd Schinkels Rockgruppe "Krise". Sie existierte zwischen 1982 und 1984 in Stuttgart und hatte rund zwanzig Auftritte.
die "Krise"-Version von der damaligen Demo-Kassette
Inzwischen hab ich auch noch eine Interpretation von der Bluegrass-Band "Hot Grass"
Und dann gibt es noch eine Chor-Version vom Bremer Buchtstraßenchor
eine Interpretation von Cherry's Band mit eingeblendetem Text
eine Version der Gruppe Fortschrott
eine Duo-Interpretation von Johanna Voß und Christian Lutz
einen Film über einen Flashmob in Heilbronn, vertont mit der "Saitenwind"-Version
und einen Film über Proteste nach Fukushima und Tschernobyl, unterlegt mit der "Krisen"-Version
Das Lied "lebt" weiter, nicht zuletzt deshalb, weil die politisch Verantwortlichen hierzulande nicht der Versuchung widerstehen können, dem Drängen der Atomindustrie zu entsprechen. Warum wohl.
Als 1986 der Gau im Atommeiler in Tschernobyl passierte, wurde wochenlang auf deutschen Schienenwegen die verstrahlte Molke hin- und hergefahren und damit quasi "mobil" zwischengelagert. Gleichzeitig wurde der besorgten Bevölkerung, die mit ihren Kindern die Spielplätze meiden sollte und sich vorsorglich mit einem Vorrat an Dosennahrung eindeckte, über die Medien versichert, es gebe keinen Anlass zur Beunruhigung. Die Region um das havarierte Kernkraftwerk in der Ukraine ist bis heute eine Mondlandschaft, in der niemand überleben kann.
Gut anderthalb Jahrzehnte später beschloss in Berlin die damals frisch an die Regierung gewählte rot-grüne Koalition den Einstieg in den Ausstieg aus der Kernenergie - längst nicht so radikal, wie es sich vor der Wahl in den Zielen der Grünen angehört hatte, aber immerhin war es ein Kompromiss, der den ernsthaften Willen zum Umsteuern erkennen ließ.
"Der besondere Katastropheneinsatzplan" bei einem "Saitenwind"-Revival im Frühjahr 2009 - diese Aufnahme war eine Verlinkung auf den Youtube-Kanal vom inzwischen verstorbenen "Saitenwind"-Sänger Hans Fraeulin. Leider funktioniert die Wiedergabe nicht mehr.
... und hier ist mal eine Strophe für die Hipp-Hopper, damit die Warungen auch diejenigen erreichen, die sich rein musikalisch mit den anderen Varianten schwer tun...
Ey, Tür zu, Alter, und die Fenster dicht.
Auch was sonst noch offen is, vergiss es nicht.
Den Mund mach zu, stell die Lüftung ab.
Gehn nicht auf die Straße runter, stell dich schlapp.
Willze wirklich wissen, was dir sonst da unten droht?
Erst bis du verseucht, hinterher dann auch noch tot.
Aber alles easy, Alter, bleib ganz cool,
setz dich erst mal hin, hol dir mal n Stuhl.
Irgendeiner wird schon irgendwas dagegen tun,
Schnauze, Alter, kein’ Stress, sonst kippse ausn Schuhn.
Wiederum etwas mehr als ein Jahrzehnt nach dem rot-grünen Einstieg in den Ausstieg gab es den Ausstieg aus dem Ausstieg durch schwarz-gelb. Die inzwischen regierende schwarz-gelbe Koalition in Berlin sammelte den Ausstiegs-Beschluss wieder ein und beschloss eine deutliche Laufzeitverlängerung für längst abgeschriebene Atomkraftwerke, die zu einer Zeit ans Netz gegangen sind, als hierzulande die Computertechnik noch in den Kinderschuhen steckte.
Selbstverständlich sind die Techniken in den Steuerungszentren der Anlagen so gut es ging auf den letzten Stand gebracht - doch immer wiederkehrende Störungsfälle zeigt ihre Anfälligkeit. Und wie steht es um die Sicherheit der "Hardware"? Was halten die Gebäude noch aus und ist der Betrieb unter diesen Gesichtspunkten, allein zum Zwecke der Erzielung wirtschaftlichen Gewinns durch die Stromkonzerne, noch zu rechtfertigen, ja zu verantworten?
Vor diesem Hintergrund eine aktuelle Ergänzung des "Katastropheneinsatzplanes" aus dem Jahre 2010: