DER LETZTE (für Eckardt Heukamp)

 

1

 

Wollt ihr ihn raus aus dem Haus,

 

dann müsst ihr ihn holen.   

 

Ihr habt ihm Land und Hof

 

genommen und gestohlen, 

 

Ihr hab es entwendet,

 

gewaltsam geraubt,

 

und erzählt auch noch, dass ihr

 

im Recht euch glaubt.

 

 

 

Er will hier nicht weg,

 

sondern hier bleiben.

 

Ihr wollt dass er geht –

 

und wollt ihn vertreiben.

 

Ihr sagt, dass er keine

 

Chance hat, nicht bleiben kann -

 

doch wenn er einfach bleibt –

 

was macht ihr dann?

 

 

 

 

 

Refrain:

 

Der Letzte, der hier

 

die Stellung noch hält,

 

den verjagt keine Drohung,

 

den verlockt auch kein Geld.

 

Der weicht nicht, den zwingt

 

am Ende nur nackte Gewalt,

 

habt ihr euch sein Eigentum

 

widerrechtlich gekrallt.

 

 

 

2

 

Holt ihr ihn aus dem Bett,

 

reißt ihr ihn aus dem Sessel,

 

führt gewaltsam ihn ab,

 

mit Kabelbinder als Fessel.

 

dann müsst ihr ihn tragen,

 

weil er nicht freiwillig geht,

 

denn das ist sein

 

Grund und Boden, auf dem er steht.

 

 

 

Holt ihr ihn mittags vom Herd,

 

ist er grad in der Küche?

 

Hängen noch in seiner Jacke

 

die leckeren Gerüche…

 

Wenn ihr ihn gnadenlos

 

aus seiner Heimat vertreibt,

 

dann könnt ihr nicht damit rechnen,

 

dass es folgenlos bleibt.

 

 

 

Refrain:

 

Der Letzte, der hier

 

die Stellung noch hält,

 

den verjagt keine Drohung,

 

den verlockt auch kein Geld.

 

Der weicht nicht, den zwingt

 

am Ende nur nackte Gewalt,

 

habt ihr euch sein Eigentum

 

widerrechtlich gekrallt.

 

 

 

 

 

3

 

Ihr sagt, es gibt Paragrafen,

 

und gibt Gesetze

 

Und strafbar mache sich

 

jeder, der sie verletze.

 

Aber das letzte Urteil

 

ist noch nicht gefällt,

 

habt ihr euch das auch so

 

sicher nicht vorgestellt.

 

 

 

Für welches Gemeinwohl

 

Menschen enteignet werden?

 

dagegen laufen schon lange

 

formelle Beschwerden.

 

Es ist gemein, das ist wohl

 

unzweifelhaft wahr -

 

Wollt ihr ihn abtransportiern,

 

bleiben wir mit ihm da.

 

 

 

Refrain:

 

Der Letzte, der hier

 

die Stellung noch hält,

 

den verjagt keine Drohung,

 

den verlockt auch kein Geld.

 

Der weicht nicht, den zwingt

 

am Ende nur nackte Gewalt,

 

habt ihr euch sein Eigentum

 

widerrechtlich gekrallt.

 

 

 

 

 

4

 

Wer mag als Letzter, wenn

 

alle weg sind, noch bleiben,

 

wenn sich voll Gier die Vertreiber

 

die Hände schon reiben,

 

die sich bereichern wolln,

 

ohne Gewissen und Herz,

 

sie werden es merken, sie sind

 

unterwegs höllewärts.

 

 

 

Man hat sie erkannt,

 

sie schon lange identifiziert,

 

und alles, was sie noch verbrechen,

 

das wird registriert.

 

Sie könn‘ davon ausgehn, was sie

 

getan, wird nicht verziehn –

 

Auch wenn, was sie taten,

 

so einfach und leicht zu sein schien.

 

 

 

Refrain:

 

Der Letzte, der hier

 

die Stellung noch hält,

 

den verjagt keine Drohung,

 

den verlockt auch kein Geld.

 

Der weicht nicht, den zwingt

 

am Ende nur nackte Gewalt,

 

habt ihr euch sein Eigentum

 

widerrechtlich gekrallt.

 

 

 

 

 

5

 

Eckardt der Letzte

 

hat ein amtliches Schreiben,

 

irgendwann wolln sie kommen,

 

ihn vom Grundstück vertreiben,

 

als Letzten im Dorf,

 

übrig geblieben allein -

 

Wird er als Letzter vielleicht

 

dann der Erste doch sein,

 

 

 

der die Willkür beendet…

 

Kann er Grenzen hier setzen,

 

wenn RWE und Politik hier

 

Menschenrechte verletzen?

 

Enteignung betreiben

 

für einen sinnlosen Zweck –

 

Braucht man Kohle nicht mehr,

 

ist sie kaum mehr als Dreck.

 

 

 

Refrain:

 

Der Letzte, der hier

 

die Stellung noch hält,

 

den verjagt keine Drohung,

 

den verlockt auch kein Geld.

 

Der weicht nicht, den zwingt

 

am Ende nur nackte Gewalt,

 

habt ihr euch sein Eigentum

 

widerrechtlich gekrallt.

 

 

 

Copyright 2021 Gerd Schinkel