Jeder kennt einen

 

Jeder kennt einen, der einen kennt,

der einen kennt, der einen kennt,

der immer mit dem Kopf

durch die Wand will,

hundert Prozent, hundert Prozent:

Den nichts von seinem Ziel abbringt,

auch wenn es schon brennt, und jeder schon rennt.

Einer, der sich von seinem Traum

nicht freiwillig trennt...

 

Jeder glaubt einem, der einem glaubt,

der einem glaubt, der einem glaubt,

der immer schon alles

vorher gewusst hat,

und überhaupt, und überhaupt:

Hätt man ihn nur schon beizeiten gefragt -

es war ja erlaubt, war ja erlaubt.

Einer, der sich seiner Freunde

selber beraubt.

 

Jeder braucht einen, der einen braucht,

der einen braucht, der einen braucht,

der, wenn man ihn braucht,

auch für einen da ist,

und nicht untertaucht, nicht untertaucht.

Der nicht lange fragt, was gibt es zu tun,

wenns qualmt und wenns raucht, beißt oder faucht.

Einer, der im Ernstfall durchhält,

auch wenn es schlaucht.

 

Jeder kennt einen, der einen braucht,

der ihm auch glaubt, gleich ob er ihn kennt.

Jeder braucht einen, der ihm auch glaubt,

dass er nicht pennt, erst recht nicht wenns brennt.

Doch wer glaubt einem, den er nicht kennt,

dass er ihn braucht, weil der ihm glaubt.

Der ihm erlaubt, was er glaubt, was er braucht -

ganz egal, ob ers kennt und überhaupt...

 

Jeder kennt einen, der einen kennt,

der einen kennt, der einen kennt,

der immer mit dem Kopf

durch die Wand will,

hundert Prozent, hundert Prozent:

Den nichts von seinem Ziel abbringt,

auch wenn es schon brennt, und jeder schon rennt.

Einer, der sich von seinem Traum

nicht freiwillig trennt...

 

Copyright 2003 Gerd Schinkel

 

Die Idee zu dem Lied kam mir, als ich mich an eine Geschichte erinnerte, die mir Colin Wilkie über seinen Sohn erzählt hatte: Der britische Singer/Songwriter Colin Wilkie erzählte, sein Sohn Vincent sei als kleiner Junge von den vielen Besuchern im Elternhaus beeindruckt gewesen. Auch dass der Vater unterwegs oft so freundlich begrüßt wurde und viele Leute kannte, hat ihn beschäftigt. Eines Tages meinte er zu Colin: "Papa, eigentlich kennst Du ja alle Leute auf der Welt.“ - „Wieso?“ wollte Colin wissen. „Na ja, du kennst einen, und der kennt wieder einen, und der kennt wieder einen, und der kennt wieder andere – am Ende kennt dich eben jeder...“ Und so gesehen kennt ja eigentlich jeder von uns die ganze Welt... Aber „kennen“ und „kennen“ ist eben zweierlei, und nicht jede Bekanntschaft ist wie die andere... geschrieben 2003