Stück des Wegs

 

Lass mich ein Stück des Wegs mit dir gehn.

Wie lang? Na ja, wir werden sehn...

Und wird es schmaler, was solls:

Wir könn auch eng gehn.

 

Lass mich ein bisschen lachen mit dir.

Du weißt, dass ich mich gern amüsier.

Doch wird es ernster, komm nur:

Ich kann auch zuhörn.

 

Lass mich mit zürnen, packt dich der Zorn.

Verschluckter Ärger bohrt wie ein Dorn.

Komm, lass mal Dampf ab bei mir,

dann gehts schon besser.

 

Lass mich mit weinen, wenn du mal weinst,

im Auge Schmerz und Tränen vereinst.

Wenn es dir schwer wird, nur Mut:

Wir zwei sind stärker.

 

Lass uns ein wenig da sein für uns.

Das Glück genießen ist keine Kunst.

Wenn wir es wollen, pass auf:

Das gibt uns Kräfte.

 

Lass mich ein Stück des Wegs mit dir gehn.

Wie lang? Na ja, wir werden sehn...

Und wird es schmaler, was solls:

Wir könn auch eng gehn.

 

Copyright 1980 Gerd Schinkel

 

Als mich in den neunziger Jahren ein junger Mann mit dem Kompliment überraschte, dies sei das schönste Liebeslied, das er je gehört habe, hat mich das gefreut und verwirrt. Es ist nur der Versuch, viel, aber eben nicht zu viel zu versprechen... Es ist ein nüchternes, „realistisches“ Liebeslied, das nicht davon ausgeht, dass eine Beziehung ewig dauern muss, auch wenn man es sich so wünschen mag, dass diese Liebe zumindest so lange wie möglich dauern möge. Und es versucht Empfehlungen zu vermitteln, um diesen Wunsch wahr werden zu lassen. Dieser Text fügt sich mit einer für mich recht untypischen Begleitung und auch einer untypischen Melodie zu einem meiner besten Lieder.

geschrieben 1980