Autowäsche

 

Welch Glück, der Regen ist vorbei.

Aprilwetter - und das im Mai...

Das Auto ist so voll mit Dreck:

Das wasch ich mal - dann ist der weg.          

 

Doch vorher seh ich aufgetischt

die Post, noch völlig durchgemischt.

Die Rechnungen zieh ich mal raus.

Den Rest, den werf ich aus dem Haus.

 

Die Werbung steck ich in den Müll.

Doch eh ich mehr den Eimer füll,

bemerkt ich, der ist ziemlich voll,

weshalb ich ihn wohl leeren soll...

 

So hab ich immer was zu tun

und keine Zeit, mich auszuruhn.

Und plötzlich weiß ich nicht mehr,

was hab ich gemacht...?

Was grad getan, geholt,

gesucht oder gebracht...?

 

 

Welch Glück: Denn am Container steht

der Briefkasten. Und wenn man geht,

um dort Papiermüll abzulegen,

kann man sich doch auch gleich bewegen

 

und Rechnungen per Post bezahln,

bereitet es auch manchmal Qualn...

Ich will die Überweisung schreiben.

Wo all die Formulare bleiben...?

 

Ich brauche neue. Will sie holen,

auf meinen weichen Hausschuhsohlen.

Geh ins Büro. Seh auf dem Tisch

die Cola-Dose – nicht mehr frisch...

 

So hab ich immer was zu tun

und keine Zeit, mich auszuruhn.

Doch dann weiß ich nicht mehr,

wo war ich gerade dran...?

War ich grad fertig?

Oder fing ich grad was an...?

 

Die Dose warm - das kann man fühln.

Da muss man sie vielleicht nur kühln,

damit der Rest auch wieder schmeckt...?

Schnell wird die Dose eingesteckt.

 

Sie soll zunächst im Kühlschrank bleiben.

Die Überweisung wollt ich schreiben...

Doch seh ich, wie die Blumen hängen

und mich zum Wasserholen drängen.

 

Auf der Kommode bleibt die Dose -

und plötzlich seh ich da, ganz lose:

Die Lesebrille, die versteckt.

Die so gesuchte - jetzt entdeckt...

 

So hab ich immer was zu tun

und keine Zeit, mich auszuruhn.

Auf einmal steh ich da

und rauf mir die Frisur:

Was wollt ich machen?

Weiß nicht mehr... Was war es nur...?

 

Die Brille ins Büro gleich tragen,

um mich nicht länger blind zu plagen...

Doch erst will ich die Blumen gießen,

damit wir länger Duft genießen.

 

Drum bleibt die Brille wo sie lag,

weil ich die Kanne in die Küche trag.

Lass sie randvoll mit Wasser laufen -

genug, die Blumen neu zu taufen.

 

Da! Auf dem Küchentisch vor mir:

Die Fernsehfernbedienung –  wieso hier?

Dass die nicht fehlt am Abend spät,

soll die ins Wohnzimmer nah ans Gerät...

 

So hab ich immer was zu tun

und keine Zeit, mich auszuruhn.

Und dann fällt mir auf einmal auf,

dass ich nicht weiß:

Was hab ich grad gemacht?

Wieso lauf ich im Kreis...?

 

Zum Blumengießen, bis sie nass genug sind,

kommt die Fernbedienung mit, dass ich sie wiederfind.

Trag die Kanne - und mach ne Riesenpfütze.

Beschimpf mich: Bin doch zu nichts nütze.

 

Leg die Fernbedienung wieder auf n Küchentisch,

weil ich erst mal das Wasser vom Boden wisch.

Wring den Lappen aus und häng ihn in n Keller.

Geht alles schnell - manchmal noch schneller.

 

Geh wieder rauf - einer muss es ja machen.

Ich sag euch: Das ist gar nicht zum Lachen...!

Geh an die Haustür... - Was ich da wollte?
Weiß nicht - auch nicht, was das nun sollte...

 

So hab ich immer was zu tun

und keine Zeit, mich auszuruhn.

Bin ziemlich fertig,

fühl mich völlig ausgelaugt.

Merk, dass nicht jeder wohl

für jede Arbeit taugt.

 

Am Abend lieg ich müde auf dem Rücken.

Spür: Der Tag, der wollt nicht glücken:

Auto verdreckt. Rechnung unbeglichen.

Aus der Cola noch immer die Kälte entwichen.

 

Blumen verdurstet. Der Müll steht noch da.

Das Überweisungsheft nicht wo es war.

Die Fernbedienung: Nicht mehr zu finden.

Ohne Lesebrille bin ich wie die Blinden.

 

Der Autoschlüssel: Wo war der noch gleich?

Ich hab das Gefühl, meine Birne ist weich...

So steck ich tief im Hamsterrad drin –

klar, dass ich fix und fertig bin...

 

Denn ich hab immer was zu tun

und keine Zeit, mich auszuruhn.

Schlepp mich am Abend dann

ins Bett mit letzter Kraft –

und muss mir eingestehn:

Hab wieder nichts geschafft.

 

Copyright 2008 Gerd Schinkel

 

Ein Lied, in dem sich offenbar viele wiederfinden. Es entstand nach einer Comic-Bilderreihe aus dem Internet, auf die mich Mary Ludwig aufmerksam gemacht hatte.