Migranten

 

 

 

Yussuf und Maryam, schon ewig Migranten,                             a6Ga6G

 

auf ihrem Weg seit mehr als 2000 Jahrn                                   a6Ga6G

 

unterwegs auf der weiten Strecke zur Küste,                           a6Ga6G

 

dann übers Meer auf nem klapprigen Kahn                               a6Ga6G

 

auf der Suche nach Bleibe, einem Haus, einem Raum                CeaG

 

für die Nacht, für das Leben, Geld haben sie kaum.                   FE

 

 

 

Ohne zu feilschen gezahlt an die Schlepper,

 

bezahlt, was verlangt war, ohne ein Wort,

 

nach Europa zu fahrn, um dort zu überleben,

 

das Leben riskiert für die Plätze an Bord.

 

Vor Lampedusa der Kahn in den Wogen versank,

 

keinem blieb eine Chance, erbärmlich jeder ertrank. 

 

 

 

Mancher glaubt, es sei genauso passiert,                                 F-G

 

was man für erwiesene Wahrheit hält.                                     a6G

 

Erzählt wird es nur etwas romantisiert,                                   F-G

 

von Maryam und Yussuf überall auf der Welt.                           E

 

 

 

Yussuf und Maryam, die beiden Migranten,

 

auf ihrem Weg seit mehr als 2000 Jahrn, 

 

unterwegs so beschwerlich auf schmerzenden Beinen

 

auf dem Landweg, manchmal auch per Eisenbahn,

 

auf der Suche nach Glück unterwegs nur mit wenig Gepäck

 

Beklaut,  beraubt und bestohln danach war alles weg…

 

 

 

Für die Fahrt übers Meer ein Vermögen bezahlt,

 

Von Schleppern bloß in ein Schlauchboot gesetzt.

 

In Lesbos an Land kam nicht mehr als die Hälfte,

 

und die Toten am Strand haben weltweit entsetzt.

 

Wer die Fahrt überlebt hat, hatte nur eines im Sinn,

 

wo die Zukunft ihm rosig erschien, genau da wollt er hin.

 

 

 

Mancher glaubt, es sei genauso passiert,

 

was man für erwiesene Wahrheit hält.

 

Erzählt wird es nur etwas romantisiert,

 

von Maryam und Yussuf überall auf der Welt.

 

 

 

Yussuf und Maryam, beide Migranten,

 

auf ihrem Weg seit mehr als 2000 Jahrn,

 

Auf der Balkanroute sind sie gelaufen,

 

bis sie nicht mehr konnten – dann sind sie gefahn,

 

ein Fahrzeug bestiegen, das klapprig gewesen und alt,

 

doch immer noch gut isoliert, obendrein auch noch kalt.

 

 

 

Sie standen ganz eng aneinander gestellt,

 

hofften, die Fahrt dauert sicher nicht lang.

 

Sie haben bezahlt, was sie hatten an Geld,

 

verkniffen sich Misstrau’n und jeglichen Drang.

 

Und haben damit gerechnet, sie wärn ja bald da…

 

luftdicht verschlossen die Tür, das wurde schnell klar.

 

 

 

Man weiß, das war genauso passiert,

 

anders als man es für möglich hält.

 

Und gar nicht beschönigt, nicht romantisiert,

 

wie von Maryam und Yussuf überall auf der Welt.

 

 

 

Yussuf und Maryam, wie heute Migranten,

 

warn unterwegs, schliefen in einem Stall,

 

ihr Erstgeborener lag in ner Krippe,

 

sicher und warm war das auf jeden Fall.

 

Was wär, hätt man ihnen verweigert den Stall für die Nacht,

 

und das Kind hätte nicht überlebt, wär’ nicht wieder erwacht?

 

 

 

Nun könnt man fragen, hätt man sie abgewiesen,

 

gäb es wohl Christen, wär der Säugling erfrorn?

 

Das christliche Abendland hört sich gern reden,

 

was wäre,  wär’ das Kind gar nicht geborn?

 

Heut weisen die Abendland-Retter Schutzlose ab –

 

in den Himmel zu kommen, das wird für sie so aber knapp.

 

 

 

Mancher meint, wenn hier nicht bald was passiert,

 

klingt das Erzählte wie Lüge und Hohn,

 

so verlogen, so romantisiert,

 

von Maryam und Yussuf, und ihr’m Patchwork-Sohn.

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel