FURCHT IM NACKEN

 

Er ist seit Stunden auf den Beinen.

Ihn drückt der Helm. Sein Schild wird schwer.

Mag auch das Bild noch friedlich scheinen –

den Frieden gibts schon lang nicht mehr.

Er weiß genau, was auf ihn wartet.

Hats doch im Film genau gesehn:

Der Angriff wird nun bald gestartet.

Ein Zeichen - und dann wirds geschehn.

 

Furcht, die im Nacken sitzt.

Hass, blind geschürt.

Angst aus den Poren schwitzt.

Und der Hals zugeschnürt...

 

Er sieht schon all die Steine fliegen,

hat hasserfülltes Schrein im Ohr.

Bald bleiben Opfer blutend liegen.

Er sieht sich hilflos selbst davor.

Vielleicht liegt er schon bald daneben.

Weiß nicht, wofür - hat nichts getan.

Er weiß nur eins: Er will bloß leben,

macht seinen Job so gut er kann.

 

Furcht, die im Nacken sitzt.

Hass, blind geschürt.

Angst aus den Poren schwitzt.

Und der Hals zugeschnürt...

 

Verhetzt, verheizt zwischen Problemen,

nach deren Lösung keiner sucht.

Man will nur dem die Zähne nehmen,

der in das Übel beißt und flucht.

Dafür hält man sich grüne Truppen,

wie Kettenhunde scharf gemacht,

sortiert in „Täter“ und in „Gruppen“ –

nur wird ans Übel nicht gedacht.

 

Furcht, die im Nacken sitzt..

Hass, blind geschürt.

Angst aus den Poren schwitzt.

Und der Hals zugeschnürt.

 

Mensch gegen Mensch gejagt,

sprachlos, brutal.

Nachdenken wird vertagt –

Hass wird normal...

 

Copyright 1981 Gerd Schinkel

 

Sie stehen sich gegenüber: Zum Gehorsam verpflichtete „Uniformierte“ gegen ungehorsame „Zivilisten“, zwischen denen jeglicher Gesprächsfaden gerissen ist. Dies Lied ist der Versuch, sich unter die „Uniformierten“ (Un-Informierten?) zu mischen und dort seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Ab 1982 gab es auch eine rockmusikalische Version mit meiner damaligen Gruppe „Krise“.

 

Ein "historisches" Lied, das immer wieder aktuell wird, wenn eine Konfrontation zwischen Bürgern und Staat den für das staatliche Machtmonopol zuständigen Verantwortlichen nicht anders lösbar scheint, als mit Wasserwerfern und Gummiknüppeln - früher an den Bauzäunen und Einfriedungen der Kernkraftwerke oder Raketenlager (anlässlich dieser Ereignisse wurde das Lied geschrieben) , heute an den Strecken der Castor-Transporte oder wie beispielsweise Mitte April 2004 in Hamburg in der Hafenstraße, um eine Blockade der Bauwagen-Szene gewaltsam zu beenden... Geschrieben 1981.