HAB DOCH NOCH GEDULD

 

Du magst dich fragen, was du von mir hast,

bin ich weit von dir entfernt, lass dich allein.

Für dich wird jede Einsamkeit zur Last,

und du möchtest in den leeren Zimmern schrein.

Was ich nur sagen kann,

das ist: Hab doch noch Geduld.

Die Zeit geht auch vorbei.

 

Du magst dich fragen, wo ich gerade bin,

wenn du anrufst und dein Ruf bleibt ungehört.

Du zweifelst bald an deiner Liebe Sinn,

und du spürst, dass dieser Zweifel dich zerstört.

Was ich nur sagen kann,

das ist: Hab doch noch Geduld.

Wir laufen uns nicht weg.

 

Du magst dich fragen, was ich für dich fühl,

weil ich leben kann, wenn du nicht bei mir bist.

Glaub mir, es ist für mich kein Kinderspiel,

weil es ohne dich viel leerer für mich ist.

Was ich mir sagen kann,

das ist: Hab doch noch Geduld.

Nur: Das ist gar nicht leicht.

 

Du magst dich fragen, wie es weiter geht,

denn die Zukunft liegt im Nebel, trüb und grau.

Doch dann, wenn jeder zu dem andern steht,

mag der Wind von vorne stoßen, wild und rau,

denn beide wissen wir,

wofür jede Qual sich lohnt –

sie hält nicht lange an.

 

Copyright 1976 Gerd Schinkel

 

Mein erstes eigenes Liebeslied, mit dem ich rundum zufrieden war. Heute scheint es wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Wer kann sich Jahrzehnte später noch vorstellen, dass man sich manchmal zu Telefongesprächen verabreden musste. Schließlich gab es noch keine Handys. Wenn jemand nicht zuhause war, war er eben nicht erreichbar, und das wiederum war unter Umständen ganz schön quälend…

Ein Lied aus den Zeiten, als es noch keine Handys gab,  als Martina in Heidelberg studierte, später in Stuttgart ihre Referendarzeit machte, während ich in Bonn beim ersten Anlauf im Juraexamen scheiterte. 235 km auseinander, eine Wochenend- und Semesterferienbeziehung, die dazwischen mit Hilfe von Telefonzellen gepflegt wurde, die ständig besetzt waren. Und war man schließlich dran, ging keiner dran...  Über vier Jahre haben wir eine Wochenend-Beziehung gehabt und uns diese immer wieder durch Unterbrechungen der Trennungszeiten (jede Möglichkeit nutzend, die sich "dazwischen“ ergab) erträglich gestaltet. Es hat funktioniert. Gleichwohl ist so eine Beziehung auf Entfernung nicht leicht - und davon handelt dieses Lied. Geschrieben 1977 im Stil zahlreicher Liebeslieder von Tom Paxton,