GRUND, ORT UND ZEIT

 

 

 

Ein anderer Spaziergang am Sonntag im Hambacher Wald -

 

so angekündigt - und es ist nass, es ist kalt,

 

um den letzten Stand der Dinge dort zu erfahrn -

 

zu demonstriern, man kann so mit uns nicht verfahrn.

 

Die Bagger, die Braunkohle, Dörfer und der Tagebau -

 

Themen genug, sollt man meinen, der Himmel ist grau…

 

Deshalb sind sie da, denn für sie ist genau da der Ort,

 

den sie aufsuchen wolln und erwarten manch klärendes Wort.

 

 

 

Refrain:

 

Alles hat seinen Grund, seinen Ort, und auch seine Zeit -

 

nicht alles ist überall richtig, jeder nicht stets bereit...

 

 

 

Man hört ein paar Lieder, die einer im Regen dort singt,

 

der dafür seit Monaten seine Gitarre mitbringt.

 

Dann hat er gesungen, hat sein Instrument weggebracht,

 

will hörn, wie man nun den Wald und das Klima bewacht.

 

Wer später dort ankommt, wo alle erst nicht weitergehn,

 

Waldbewohner dozierend nun vor ihnen stehn,

 

aha, denkt man, da geht‘s bestimmt um den Zustand im Wald,

 

noch immer ist feucht und der wind weht auch immer noch kalt.

 

 

 

Man hört ein antikapitalistisches Seminar -

 

nicht zum Wald, nicht zum Klima - sind die Leute denn nicht deshalb da?

 

Egal - man wird draußßen, jedoch kaum verständlich belehrt,

 

fühlt sich an diesem Platz und so an diesem Ort auch verkehrt.

 

Alles ist wichtig, empörend und auch alles schlimm -

 

es ist richtig, nimmt man, was passiert, auch nicht alles so hin.

 

Aber Leute, die wissen was läuft, sind nicht vom andern Stern -

 

am falschen Ort zur falschen Zeit hört man nicht alles gern.

 

 

 

Der Boden ist pfützig und feucht und dazu ist es kalt.

 

Die Dozenten sind kaum zu verstehn, man ärgert sich bald.

 

Man steht da im Wald rum, und merkt, wie man immer mehr friert

 

und ist kurz davor, dass man seine Geduld bald verliert.

 

Man fühlt sich benutzt und missbraucht, als Statisten im Wald -

 

und Wald- oder Klimaschutz anderswo schon mal mehr galt.

 

Im Kampf für ein anderes Leben, ein anderes System,

 

sollt man besser ne Strategie, die auch Erfolg verspricht, nehm‘…

 

 

 

Verschwendete Möglichkeit und auch verplemperte Zeit,

 

tut‘s einem um Chancen, die ungenutzt blieben, dann leid.

 

Was kann man bewirken mit Blubbern im eigenen Saft,

 

und wenn man sich vormacht, man hätte ne Menge geschafft….

 

Ein Zeichen ist besser gesetzt, wo es tatsächlich stört,

 

wo es auffällt, zum Widerspruch reizt, und tatsächlich empört,

 

wo man Leute, die anderer Ansicht sind, besser erreicht -

 

wenn man ihnen ausweicht, macht man sich die Sache zu leicht…

 

 

 

Copyright 2019 Gerd Schinkel