AUSBLICK

 

Du meinst, für dich läuft alles ganz verkehrt,

das Leben ist so, wie es ist, nichts wert,

weshalb du lieber auch nach rückwärts schaust,

weil du dem, was vor dir liegen mag, nicht traust.

Die Gegenwart würd'st du gern ausradiern,

willst nicht noch mehr, als du erträgst, verliern,

und dich tröstet nur noch das, was früher war,

weil da alles einfach war, geordnet, klar.

 

Dann siehst du, wie morgens früh der Tag beginnt,

auch wenn's regnet und am Himmel Wolken sind,

und du fragst dich, wann die Sonne wieder scheint -

und blickst so nach vorn, hast du auch grad geweint.

           

Was dir grade widerfährt, das nimmt dich mit,

magst nicht vor die Tür mehr gehn, nicht einen Schritt,

willst mit niemandem reden, keinen sehn,

glaubst nicht, irgendeiner könnt dich noch verstehn.

Und du denkst nur an das, was gewesen ist,

willst dort hin zurück, nicht da sein, wo du bist,

und was kommen könnte, ist dir einerlei,

denn die guten Zeiten sind ja längst vorbei...

 

Dann spürst du, wie dich die Sonne mittags wärmt,

überhörst den Presslufthammer, der grad lärmt,

siehst zum Himmel, atmest dabei ganz tief ein -

und schaust schon nach vorne - so soll es auch sein.

 

Du hast kein' Appetit, dir schmeckt nichts mehr,

sowieso ist ja dein Kühlschrank auch längst leer,

und du pflegst dich nicht mehr, wüsstest nicht wozu,

alle könn'n dich mal - du willst deine Ruh.

Und so hat für dich auch nichts mehr einen Sinn,

weil die Richtung fehlt, du weißt nicht, wo geht's hin,

klammerst dich an das, was dich mal trieb

und liest alte Briefe, weil dir sonst nichts blieb.

 

Dann merkst du, wie es schon wieder Abend wird,

Mond und Sterne leuchten hell und unbeirrt,

und machst du dir Sorgen vor der nächsten Nacht -

schläfst du doch ein - und bist morgens aufgewacht.

 

Dann siehst du, wie morgens früh der Tag beginnt,

auch wenn's regnet und am Himmel Wolken sind,

und du fragst dich, wann die Sonne wieder scheint -

und blickst so nach vorn, hast du auch grad geweint.

 

Dann spürst du, wie dich die Sonne mittags wärmt,

überhörst den Presslufthammer, der grad lärmt,

siehst zum Himmel, atmest dabei ganz tief ein -

und schaust schon nach vorne - so soll es auch sein.

 

Dann merkst du, wie es schon wieder Abend wird,

Mond und Sterne leuchten hell und unbeirrt,

und machst du dir Sorgen vor der nächsten Nacht -

schläfst du doch ein - und bist morgens aufgewacht.

 

Copyright 2013 Gerd Schinkel