URTEIL IN MÜNCHEN

 

 

 

Fünf lange Jahre gab’ss in München Prozesstheater im Gericht.

 

Um eine braune Braut von Nazis - doch kam ins Dunkel nicht viel Licht.

 

Wer waren sie, die Unterstützer? Wo kamen all die Helfer her?

 

Es wurde nicht genug ermittelt - offene Fragen gibt’s noch mehr.

 

Deshalb kein Schlussstrich und kein Ende, denn viel zu viel ist ungeklärt.

 

Wer spielte wem hier in die Hände? Ist höchste Zeit, dass man erfährt,

 

wer wovon wann wie viel gewusst hat, und lies es ganz bewusst geschehn -

 

warum man nicht genügend Lust hat, tief in den braunen Sumpf zu sehn…

 

 

 

Was gab’s zu deckeln, zu verbergen? Wer hat was wann warum versteckt?

 

Wer hat von wem wann was erfahren? Geheim, dabei von wem gedeckt?

 

Wer wird von wem geschützt, verborgen? Konnt man verhindern, was geschah?

 

Warum sucht man nicht mehr nach Antwort, denn offene Fragen sind noch da.

 

Wie viel will man wovon nicht zeigen? Wer weiß, wer noch wohinter steckt?

 

Und warum mussten Zeugen schweigen? Wann hat man was bei wem entdeckt?

 

Warum will man nicht alles wissen? Hält Ungeklärtes für geklärt?

 

Wer schläft zu gut auf seinem Kissen, und weiß, was niemand je erfährt.

 

 

 

Was war der Grund, nicht nachzufragen? Sagt man nicht alles, was man weiß?

 

Fehlte der Mut, sich vorzuwagen? Hatte man Angst vor dem Beweis?

 

War wohl ein Ruf nur zu verlieren? Stand etwa mehr noch auf dem Spiel?

 

Was wollt man keinesfalls riskieren? Was war das eigentliche Ziel?

 

Vor allem hat man nie erfahren, wie man die Opfer ausgewählt.

 

Wer an der Auswahl war beteiligt? Wer über wen was hat erzählt.

 

Was gibt’s noch immer zu vertuschen? Was untern Teppich weggekehrt?

 

Was wär’ im Trüben noch zu fischen? Was blieb durch Sperrvermerk gesperrt?

 

 

 

Fünf lange Jahre wurd in München wohl im Gericht nur so getan,

 

als wollte man zehn Morde sühnen in einem einzigen Verfahrn.

 

Eine als Mörderin beschuldigt - vier nur als Helfer angeklagt.

 

Warum hat man aus welchen Gründen nicht alles aufzuklärn gewagt...

 

Um welche Wahrheit wurd gerungen? Nach welchen Tatsachen gesucht?

 

Auf welche Zeugen schnell verzichtet? Und was nie aufzuhelln versucht?

 

Was ist bis heute nicht erklärbar? Warum nicht alles sonnenklar?

 

Wer da im Hintergrund gewirkt hat und somit auch ein Mörder war.

 

 

 

Drum kein Vergeben und Vergessen solang man nicht erkennen kann,

 

dass wirklich jeder Stein gedreht ist, man alles sieht von Anfang an,

 

dass keine Fragen Schatten werfen, sich neue Fragen nicht mehr stelln,

 

und laute Rufe nach Vergeltung nicht länger in den Ohren gelln.

 

Es gibt kein Ende und kein Schlussstrich, gibt’s auch ein Urteil auf Papier,

 

Ist wird noch mehr Instanzen geben, irgendwo anders, nicht nur hier.

 

Selbst wenn man glaubt, es sei vorüber - es ist für jene nicht vorbei,

 

denen nun fehlt, was sie verloren – denn gellend bleibt ihr stummer Schrei.

 

 

 

Copyright 2018 Gerd Schinkel