BUS 922 nach Kerpen

 

 

 

Im Amtsgericht Kerpen, Gründonnerstag, ist ein Prozess.              GDG

 

Per Bus will sie hin und sie rechnet nicht wirklich mit Stress,          CG

 

Neugierig denkt sie, ach ja, das guck ich mir an –                           CG

 

ob man für’s Leben was Nützliches dort lernen kann.                     DCG

 

Um acht Uhr vierzig von Köln nach Sindorf per Bahn,                    eD

 

danach mit dem Buslinie neun-zweiundzwanzig gefahrn,               eD

 

unterwegs war sie an diesem Morgen auch nicht ganz allein –       CG  I e

 

und Verhandlungen vor Gericht solln ja öffentlich sein.                   GDG

 

 

 

Es warteten allerhand Leute mit ihr auf den Bus.

 

Die Stimmung war heiter, harmonisch - ein Reisegenuss.

 

Ein Auto der Polizei stand dort, der Bus blieb kurz stehn.

 

Ein Polizist sprach mit dem Fahrer – war deutlich zu sehn.

 

Dann fuhr der Bus vor, alle Fahrgäste stiegen hinein.

 

Zum Prozessbeginn, dachte sie, würd’ sie bestimmt pünktlich sein.

 

Doch die Polizei fuhr dann auf einmal dem Bus hinterher,

 

als ob es gar kein normaler Linienbus wär.

 

 

 

Sie sah Polizei, und die hatte die Strasse blockiert.

 

Sie fragte: „Was ist denn da los? Was ist da passiert“?

 

Dann bog der Bus ab, und kam vor einer Wache zum Stehn,

 

Dort warn jede Menge Mannschaftswagen zu sehn.

 

Sofort hatten Polizisten den Bus eingekreist,

 

als wär’ein Verbrecher nach Kerpen per Bus angereist.

 

Der Einsatzleiter stieg ein, Polizisten noch mehr –

 

Personenkontrolle, erfuhr man, der Haltegrund wär’…

 

 

 

Es habe im Bus jemand Pyrotechnik dabei.

 

Doch niemand sah so aus, als ob er ein Fußballfan sei.

 

Man vertrieb alle aus dem Bus, die man für harmlos hielt.

 

Rausgeführt aber wurden die, die man sich rausgriff, gezielt.

 

Sie saß bei der Tochter, rothaarig, etwas gesetzt.

 

Wie man mit ihr umging, das hat sie ganz einfach entsetzt.

 

Durchsucht, abgetastet, am Arm hielt man sie fest gepackt –

 

Sie fühlte sich, obwohl bekleidet, beinah splitternackt.

 

 

 

Man fand nur den Fahrschein, als man ihre Taschen geleert

 

und sie fest im Griff hielt, als hätt’ sie sich heftig gewehrt.

 

Die Ausweiskontrolle ergab: Lag nichts vor gegen sie.

 

So ließ man sie laufen – inzwischen warn weich ihre Knie….

 

Als sie am Gericht schließlich eintraf, war Mittag vorbei,

 

und weiter ging es im Prozess erst dann so kurz nach zwei.

 

Rucksack durchsucht und den Ausweis erneut kontrolliert –

 

Ob Rechtsstaat, fragt sie sich seitdem, wirklich so funktioniert…

 

 

 

Im Prozess ging’s um RWE, doch im Grund ging’s um mehr.

 

Die Polizei zieht gern Gegner der Braunkohle aus dem Verkehr.

 

Vielleicht hat einer verlangt, dass die Polizei einschreiten muss –

 

Guckt mal: Braunkohlegegner, die fahrn genau in diesem Bus.

 

Wird man festgesetzt und eingeschüchtert auf dem Weg ins Gericht,

 

wenn man sehn will, wie ein deutscher Richter deutsches Recht spricht?

 

Im Gesetz ist geregelt, dass der Bürger ein Recht darauf hat –

 

Wie die Polizei regelnd hilft, das macht buchstäblich platt…

 

 

 

Copyright 2018 Gerd Schinkel