Regen

 

Der Himmel tristes Grau.

Musst aufstehn, arme Sau.

Schon genug. 

Der Tag, der draußen steht:

Second hand angedreht –

feiner Zug.

 

Im Bad das Shampoo leer.

Und dann kein Kaffee mehr:

Stimmung steigt.

Klingelndes Telefon.

Inzwischen regnets schon.

Gerannt - die Bahn verpasst.

Schicksal wird zur Last,

wie sich zeigt.

Dann ist es besser,

wenn man schweigt.

 

Arbeit bloß Einerlei.

Spaß daran längst vorbei.

Welche Lust.

Auf Sitzung Zeit vertun.

Zu eng in falschen Schuhn –

gleich gewusst.

 

Dann mit dem Chef noch Stress.

Die Lippe wohl zu kess:

Stimmung steigt.

Anschiss am Telefon.

Geregnet hats ja schon.

Die Bahn nach Haus verpasst.

Das Schicksal eine Last,

wie sich zeigt.

Dann ist es besser,

wenn man schweigt.

 

Daheim kein Mensch zu Haus.

Du machst, weil du dich traust,

Fernsehn an.

Sie zeigen, wies oft ist:

In jedem Sender Mist.

Was machst du dann?

 

Du willst was essen, doch:

Einkauf vergessen? Och... –

Stimmung steigt.

Besetzt das Telefon:

Regen war vorher schon.

Post? Einspruchsfrist verpasst?

Das Schicksal nur noch Last,

wie sich zeigt.

Da ist es besser,

wenn man schweigt.

 

Der Abend viel zu kurz.

Im Darm drückt mancher Furz.

Solche Pein.

Das Bier zu warm und schal.

Das Sofa viel zu schmal.

Trink allein.

 

Aus Alptraum aufgetaucht.

Zahnpasta aufgebraucht.

Stimmung platt.

Lärmendes Telefon.

Nachtregen fällt längst schon.

Den besten Schlaf verpasst?

Das Schicksal schwere Last?

Alles satt?

Gut, wenn man wen

zum Meckern hat.

 

Dann doch nach kühler Nacht

tatsächlich aufgewacht –

helles Licht!

Die Wolken im Versteck.

Die Pfützen alle weg –

glaubst du nicht?

 

Duschen nimmt den Schweiß,

Kaffee nicht zu heiß,

Sahne schwimmt.

Ein freies Telefon!

Droht Regen? Na, wenn schon…

Die Bahn am Griff gefasst!

Keine Chance verpasst!

Stimmung stimmt!

Das Glück hilft dem,

der es sich nimmt.

 

Copyright 2004 Gerd Schinkel

 

Dem Pessimisten widerfährt es halt leichter, dass ihm der Tag verhagelt, wenn er einmal „falsch“ begonnen hat. Dabei kann man doch – wenn man nur nach einem anderen Zugang sucht – eigentlich immer was draus machen…