Lieder

 

 

 

Ideen schlagen ein wie Blitze, unbrechenbar,

 

plötzlich, unerklärlich, unerwartet und ganz nah.

 

Halt ich sie nicht fest, gehn sie verlorn wie Licht erlischt,

 

Krümel, die man rasch mit bloßer Hand vom Tisch gewischt…

 

 

 

Ich greife nach Papier und Stift und seh zu, wo ich bleib -

 

ich erstick an meinen Liedern, wenn ich sie nicht schreib…

 

 

 

Melodien füllen mir den Kopf, dass er beinah platzt,

 

Akkorde, meist harmonisch, aber auch mal einer kratzt.

 

Kann ich sie mir nicht merken, verfliegen sie wie süßer Duft,

 

aufgescheuchte Vögel, unaufhaltsam in der Luft…

 

 

 

Rhythmen fahren in Beine, Schritte gehn im Takt,

 

nicht zu bremsen, unbeirrt, im Nacken fest gepackt.

 

Sie zu überhören hat nicht den geringsten Zweck -

 

unbeachtet ziehn sie ihrer Wege und sind weg.

 

 

 

Worte steigen auf wie Blasen hoch im großen Teich,

 

blubbern leer und inhaltslos, versteh ich sie nicht gleich.

 

Ich will ihren Sinn erfassen, spitze meine Ohrn,

 

andernfalls sind sie verhallt und unrettbar verlorn.

 

 

 

Töne, Sätze, Bilder tanzen mir durch das Gehirn,

 

ich muss sie begreifen, muss sie mir entwirrn,

 

und erkenn sie wie Gemälde, die ich hören kann,

 

Lieder, die sich offenbaren, bieten sich mir an.

 

 

 

Copyright 2017 Gerd Schinkel