der Misanthrop

 

 

 

Ein mies gelaunter Misanthrop der Welt den Rücken kehrt,

 

zieht für sich die Bilanz, die Menschheit sei an sich nichts wert.

 

Mit ihr sich abzugeben, das sei nur eine Tortur,

 

das habe keinen Sinn und lohne darum keine Spur.

 

Das Leben sei zu kurz, die Zeit dafür sei viel zu knapp -

 

ich mach mich aus dem Staub, damit ich was vom Leben hab.

 

 

 

Eine Philanthropin ihn entzückt von hinten sah,

 

wie er der Welt entfloh, und dachte: „Is ja wohl nicht wahr…

 

was hat er nur, dass er sich so tief vor den Menschen duckt…?“

 

Allein mit dieser Frage hat sie sich in ihn verguckt

 

und dachte sich: „Den schnapp ich mir, und eh er sich versieht,

 

hab ich ihn - dann schaun wir mal, was danach noch geschieht…“

 

 

 

Der Misanthrop blieb stur auf Kurs und steinhart wie ein Fels.

 

Zwar hatte er schon registriert, ihm rückt wer auf den Pelz,

 

doch was die von ihm wollte, hat er nicht so ganz geblickt

 

und bei sich nur gedacht, dass die wohl nicht ganz richtig tickt.

 

Er hat auf sie nicht reagiert - der Drops schien ihm gelutscht,

 

sich vorgestellt, wie sie ihm steil den Buckel runter rutscht.

 

 

 

Die Frau voll Sehnsucht und Elan, die gab so schnell nicht auf.

 

Gabs dicke Bretter mal zu bohrn, so nahm sie das in Kauf.

 

Sie blickte auf ihn, sah ihn an, hat ihn tief angeschaut,

 

sie rückte ihm nah auf die Pelle, quasi auf die Haut.

 

Das hat ihn ab vom Kurs gebracht, quasi durch den Wind,

 

und er begriff, wie penetrant manch Philanthropen sind.

 

 

 

Sie strich ihm übern Kopf und kraulte ihm dazu den Bart -

 

er nahm es als Beweis dafür, das Leben ist halt hart.

 

Sie knabberte am Öhrchen, hat am Ohrläppchen gelutscht,

 

dabei ist er beinah vor Schreck von seinem Stuhl gerutscht.

 

Sie fing ihn auf und hielt ihn fest, er lag in ihrem Arm -

 

und gleichzeitig schrien alle seine Sinne laut Alarm.

 

 

 

Sein Pech - oder sein Glück - es schien nicht einer alarmiert.

 

Widerstand ist zwecklos, wenn man sowieso verliert.

 

Und so ergab er sich und trug sein Schicksal wie ein Mann,

 

sah ein, ein Mensch stets mehr noch als er glaubt, ertragen kann.

 

Sie nahm ihn an die Leine - er nahm an, es wär die Hand…

 

und hatte ihn im Griff, was er nicht wahrnahm, nicht verstand.

 

 

 

Drum merke, bist du Misanthrop und Menschen gar nicht magst,

 

beherrsch dich, dass du über Menschen nicht vernehmbar klagst,

 

denn sicher kommt ein Philanthrop, der es gern auf sich nimmt,

 

zu gucken, wie er hinbekommt, was wohl bei dir nicht stimmt.

 

am besten zeigst du keinem je ein mürrisches Gesicht,

 

Philanthropen, die ertragen deine schlechte Laune nicht...

 

 

 

Copyright 2017 Gerd Schinkel