Mordsgelüste

 

Wenn ich ins Bett will, kommst du eiskalt hinterher,

mit deiner Unersättlichkeit, der Gier nach mehr.

Willst an mir lutschen, an mir saugen.

Hast nur den Wunsch mich auszulaugen.

Doch nicht, weils mir gefiele – du denkst nicht an mich:

Wenn du der Lust folgst, kümmerst du dich nur um dich.

 

Ich bin für dich doch nur ein Körper, ein Gefäß

mit Armen, Beinen, Kopf, Hals, Brust, Bauch und Gesäß.

Doch unterschätz nicht meine Sinne –

vielleicht dass ich damit gewinne...

Kann sein, dass ich es dann bin, der am Ende lacht,

wenn du mich vorher fast um den Verstand gebracht.

 

Solang träum ich davon, ich risse dich in Stücke.

Solang verfolgst du mich mit soviel List und Tücke.

Und dieser Alptraum erst für mich ein Ende hat:

Wenn du nicht mehr entkommen kannst, mach ich dich platt.

 

Kaum lieg ich da, fällst du auch schon über mich her.

So unersättlich willst du gierig immer mehr.

Ich kann mich drehen, winden, wehren –

mir scheint, das schürt nur dein Begehren.

Du bist ganz wild und willst auf meine nackte Haut.

Und dabei bist du manchmal auch noch ziemlich laut.

 

Am liebsten magst du es, wenn ich es gar nicht merk.

Dann gehst du sinnlich und voll Hingebung ans Werk.

Holst aus mir raus, worauf du scharf bist,

soviel wie gerade dein Bedarf ist.

Danach werd ich von dir dann kaum noch angeguckt.

Ich werde wach, bin schwach, gerädert – und es juckt...

 

Solang träum ich davon, ich risse dich in Stücke.

Solang verfolgst du mich mit soviel List und Tücke.

Und dieser Alptraum erst für mich ein Ende hat:

Wenn du nicht mehr entkommen kannst, mach ich dich platt.

 

Ich ahne schon, du bist nicht weit und such nach dir.

Trag unverkennbar deine Spuren klar auf mir.

Ich kann sie nicht einmal verdecken,

nicht verbergen, nicht verstecken.

Und ganz sicher ist dir das total egal.

So abgebrüht ist für dich meine Qual normal.

 

Vermutlich ruhst du dich nur aus im Hinterhalt.

Dass ich dich wie besessen suche, lässt dich kalt.

Du bist gesättigt, abgefüllt,

hast deinen Durst an mir gestillt.

Und deshalb bist du an mir nicht mehr interessiert.

Das ist ein Fehler – denn kann sein, dass was passiert...

 

Solang träum ich davon, ich risse dich in Stücke.

Solang verfolgst du mich mit soviel List und Tücke.

Und dieser Alptraum erst für mich ein Ende hat:

Wenn du nicht mehr entkommen kannst, mach ich dich platt.

 

Die ganze Nacht hast du mich rücksichtslos gequält.

Hab die Sekunden bis zum Morgengrauen gezählt.

Ich komm nur selten mal zur Weißglut,

doch so gelingt dir der Beweis gut:

Sogar im Friedlichsten steckt jede Menge Hass...

Ich bin fast sicher, du hast daran auch noch Spaß...

 

Wenn ich dich finde, gehts dir prächtig, gehts dir gut.

So aufgetankt mit meinem Saft, mit meinem Blut.

Und ich entdeck in mir den Killer:

schlag zu – dann wirds endlich stiller...

Doch ich merk schon, unbeherrschte Wut ist schlecht:

Auch noch als Opfer hast du dich an mir gerächt.

 

Solang hab ich geträumt, ich risse dich in Stücke.

Nun zahlst du mir mit meinem Blut, du fiese Mücke.

Doch du weißt auch, wie man von dir noch lang was hat:

Den Blutfleck an der Wand: genau da warst du platt!!!

 

Copyright 2007 Gerd Schinkel

 

Ein Lied zum Thema Geduldsverlust, entstanden nach lang währenden Bemühungen, sich von penetranten Quälgeistern im Wohnwagen zu befreien, die bei eigener Gnadenlosigkeit ihrerseits keine Gnade verdient hatten. Geschrieben habe ich es nach einer durchkämpften Nacht auf einem Campingplatz in Nord-Frankreich am Ende eines Urlaubs.