Kohlroulade

 

Er lügt immer noch,

kriecht aus seinem Loch,

als wenn nichts gewesen wär,

nichts gewesen wär.

 

Zurück ins Rampenlicht. 

Bereit - bescheiden nicht.

Was hat er da verlorn,

so unverfrorn?...

 

Er grinst frech und breit,

von jeder Scham befreit,

so als hätt er nichts getan,

nie was getan...

 

Er tut so als ob,

als gäbs für ihn kein Stopp,

und er hätt immer freie Bahn,

immer freie Bahn.

 

Zynisch und voller Hohn

lacht er: Wer kann ihm schon

was wolln…? So viel Gewicht

bewegt man nicht.

 

Wie er Komplizen deckt: 

Mafiosi, den nichts abschreckt,

der nichts bei denkt,

kriegt er schmutziges Geld geschenkt.

 

Er pocht aufs Ehrenwort.

Als ers gab, war es schon fort.

Er pfeift auf das Gesetz,

noch heut, noch jetzt.

 

Solang er sich ungestraft

als Gauner selbst entlarvt,

schützt sein Ehrenwort nicht mehr

als Ganovenehr.

 

Wenn er wien Dackel guckt,

hilflos die Schultern zuckt,

als hätt er keine Wahl,

ist das fatal.

 

Wer so die Strippen zog,

ein ganzes Volk belog,

wie kommt der an Respekt?...

So klar befleckt...

 

Wie er breit übern Bildschirm lacht.

Er weiß, wie mans macht.

Der Rechtsbrecher wird hofiert,

statt einkassiert.

 

Wie er sich feiern lässt,

gibt unserm Recht den Rest.

Er zeigt sich ungeniert

und wird hofiert, ungeniert

 

Sag nicht, dass so was nicht passiert,

weils grad passiert.

 

Copyright 2004 Gerd Schinkel

 

Der Ex-Kanzler aus Oggersheim wird längst wieder eingeladen und präsentiert, als ob er – juristisch - tatsächlich mehr wäre als ein Gesetzesbrecher, der für sich in Anspruch nimmt, sich und seine Ehrenwort-Gemeinschaft über die geltende Rechtsordnung stellen zu dürfen. Er macht als „Einheiz-Kanzler“ wieder Wahlkampf, gab Interviews, mischt sich ein, wurde wegen seiner Verdienste um die europäische Einigung sogar ernsthaft als Kandidat für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Er redet allerhand, schreibt seine Memoiren, aber sagte immer noch nicht das, was man eigentlich von ihm hören will: Von wem waren die illegalen Parteispenden, die er zur Finanzierung seiner Politik auf einem schwarzen Konto eingesackt hatte, und wem hat er sich auf diese Weise verpflichtet? Er wehrt sich zwar vehement gegen die Unterstellung, seine Politik könnte käuflich gewesen sein und meint, dieser Vorwurf sei absurd, doch eigentlich wäre nichts einfacher für ihn als ein sauberer Gegenbeweis: Wenn er nur die Namen sagte und man prüfen könnte, ob es Zusammenhänge zwischen Geld, Personen und Entscheidungen gab. Nachdem ihn seine Partei kurz nach Aufdeckung des CDU-Spendenskandals zu recht in die Wüste geschickt hatte, zeigt er sich wieder auf Parteitagen. Resozialisierung – ohne Bewährungshelfer?