SCHAUST DU WEG
Schaust du auch weg, wirft ein Nachbar
einen andern in den Dreck?
Schaust du auch weg und bremst dich mit
der Überlegung „Hat kein Zweck“?
Schaust du nicht hin, sagst: „Gut, dass ich
jetzt nicht an seiner Stelle bin!“
und drehst dich ab, denkst dir, wie gut,
dass ich mit dem kein Ärger hab.
Du appellierst
mit lauter Stimme, zu verhandeln!
Man müsst zum Frieden
endlich neue Wege wandeln!
Doch wie verhandelt man
mit einem, der sich sperrt?
Und nicht verhandeln will
mit einem, der sich wehrt?
Blickst du nicht hin, siehst du in Hilfe
für den Nachbarn keinen Sinn?
Magst du nicht sehn, dein Nachbar kann,
wenn du nicht hilfst, nicht widerstehn…
Schließt du die Ohrn und überhörst
sein Fleh’n und gibst ihn so verlorn?
Tust nichts und gehst, blickst nicht mehr hin,
wenn du vor einem Spiegel stehst?
Siehst du nur zu, wenn dein Nachbar
überfalln wird - was machst du?
Forderst ihn auf, sich in sein Schicksal
zu ergeben: Sagst: gib auf!
Nimmst schweigend hin: Mord, Vergewaltigung,
Verschleppung, siehst nicht hin?
Denkst dir nur: Gut, dass ich in Sicherheit
bin, keiner mir was tut…
Bist zu zufrieden, gibst du nur wohlfeil
Empfehlungen zum Frieden?
Bist du entschieden, siehst Angegriffene
und Angreifer verschieden?
Meinst du es ernst, dass du von
jeder Art von Skrupeln dich entfernst?
Was ist dein Lohn, verzeihst du dem
Aggressor jede Aggression…
Mit keinem Wort sprichst du von Bomben,
von Vernichtung und von Mord.
verlierst kein Wort über Zerstörung,
Angst und Leid in jedem Ort.
zeigst, wenn du schweigst, dass du zu
keinem Mitleid mit den Opfern neigst,
empathiefrei, dann bin ich nicht
an deiner Seite mit dabei…
© 2023 Gerd Schinkel