EPITAPH FÜR KNUT KIESEWETTER                                                e/5

 

 

 

Bitte, sag mir, weil ich es nicht verstehn kann, Knut:                          eH7e

 

Wie lange hat sie dich getrieben, diese Wut?                                       eDe

 

Woher kam sie, die Verbitterung, diese Menschenfeindlichkeit?      CD9H7e

 

Warum warst du so bald das Miteinander leid?                                    CH7e

 

Bitte sag mir, weil ich es nicht begreife, Knut,

 

wie konnt das Leben dich so reizen bis aufs Blut,

 

sahst du dich umgeben immer nur von Lug und Trug?

 

Hattest am Ende schließlich davon dann genug.

 

 

 

Du warst der Held der Kasematten, richtig gut:

 

Die warme Stimme voller Swing, den Jazz im Blut,

 

hast souverän es allen jahrelang gezeigt,

 

warst keiner, der bescheiden in der Ecke schweigt.

 

Du hast dich feiern lassen und dafür bezahlt,

 

dich in Applaus und Schmeicheleien gern geaalt,

 

hast am Leben dich besoffen, und nicht nur genippt -

 

dich aufgerappelt, warst du im Vollrausch umgekippt.

 

 

 

Was hat dich angewidert, abgestoßen, Knut?                                      a6H7e

Hast dein Leben einfach ausgelebt - und gut…                                               a6CH7

Du warst ein Stück vom Fresenhof und nicht er von dir                      eDH7e

er hielt dich fester in der Hand, so scheint es mir.                                CH7e

 

 

 

Gauner, Ganoven hast du nur um dich gesehn,

 

Schurken und Schuften wollts du aus dem Wege gehn,

 

hast alle dann in deiner Abrechnung verflucht,

 

den Strich gezogen, keinen Kurswechsel versucht.

 

Von jedem konntest du Unglaubliches erzähln,

 

um alle und sogar dich selbst damit zu quäln,

 

wie man dich übern Tisch gezogen, wie du‘s heimgezahlt,

 

und hast auch gerne damit öffentlich geprahlt.

 

 

 

Du hast mit Bosheit manche Streiche ausgeheckt

 

und deinen Spaß daran genossen, nicht versteckt.

 

War einer nicht da, zogst du gnadenlos über ihn her,

 

als ob er Respekt nie wert gewesen wär.

 

Du hast gehadert, mit allem, was dir widerfuhr,

 

als wär für dich zu leben nur eine Tortur -

 

zweifellos hat dir das Schicksal reichlich übel mitgespielt,

 

hast du womöglich es auch darauf abgezielt.

 

 

 

Du hast den Menschenhasser selbst aus dir gemacht,

 

am End die Selbstzerstörung auch allein vollbracht.

 

Ob du so im Reinen mit dir gewesen bist,

 

als einer, der die weiße Fahne niemals hisst.

 

Enttäuscht vom Leben hast du verlernt, wie man es liebt,

 

wie einer, den man unverdient ins Abseits schiebt,

 

dem Schicksal vorgehalten, es sei ungerecht,

 

die Welt sei schlecht - und dafür hast du dich gerächt.

 

 

 

Hast anekdotisch nur dein Leben bilanziert,

 

wie einer, den Zusammenhang nicht interessiert,

 

der sich im Streit aufreibt und schamlos übertreibt,

 

dem es egal ist, was von ihm am Ende bleibt

 

Hab mich bei diesem Text an dir orientiert,

 

dass man sich in Lobhudeleien nicht verliert,

 

und Klartext nicht vermeidet, ist er angebracht,

 

und um Verlogenheit nen großen Bogen macht. 

 

 

 

Dank und Respekt für dich bleibt davon unberührt,

 

dass du auch anders konntest, hab ich wohl gespürt,

 

hab dich gemocht und auch bewundert, solang du redlich dies verdient,

 

Freundschaft bleibt schwierig, ist der Boden scharf vermint…

 

Ich hoffe, es geht dir nun besser, geht dir gut.

 

und hast auch glückliche Erinnerungen, Knut,

 

und bilanzierst gelassener, was bemerkenswert dir schien –

 

wie du prophetisch früh gesehn hast: Sie sind grün…

 

 

 

Copyright 2022 Gerd Schinkel