WÜRGEN IM HALS

 

 

 

Über dem Reichstagseingang steht „Dem Deutschen Volke“

 

Das ist wohl die dickste tiefhängende Wolke,

 

die vernebelt, was im Reichstag drinn‘n passiert,

 

wenn die Wirtschaft die Entscheidungsträger schmiert.

 

wenn Lobbyisten leise ihre Runden drehn,

 

und freilich sich als Stützen des Systems verstehn,

 

Überzeugungsarbeit tun auf ihre Art -

 

Investition lohnt sich doch nur, wird nicht gespart.

 

 

 

Refrain:

 

Da könnt man kotzen, wär das Würgen nicht im Hals -

 

Da in der Kehle spürt den Reiz man jedenfalls.

 

Und hat man sich dann angewidert abgedreht,

 

weil man erkennt, dass es genauso weiter geht,

 

da könnt man kotzen, doch das sagt man besser nicht -

 

es schickt sich nicht, dass man im Klartext Wahrheit spricht

 

 

 

Verkehrsminister fördern gern den Bau von Straßen

 

So kann man Hersteller von Autos gut bespaßen.

 

Vorrangig wird im eignen Wahlkreis investiert,

 

man schaut ja darauf, wer am meisten profitiert.

 

Die Selbstbedienung, die beherrscht mancher perfekt,

 

selbstbewusst wird sie gezeigt, nicht mal versteckt

 

sich selbst bereichern und die eigene Klientel,

 

mit dieser Wahlkreisstrategie geht man nicht fehl.

 

 

 

Die Agrarlobby will weiter billig schlachten,

 

Dumpinglöhne, Käfighaltung, Tiere schmachten,

 

Quälereien aus Profitgier, die den Mastbetrieben nützt,

 

vor Tierschutz die Ministerin die Fleischerzeuger schützt.

 

Tiere könn nicht reden, doch ihre Blicke schrein –

 

Wer behauptet, so sei es erträglich, müsst so sein,

 

wie hat man den überzeugt, wie hoch war der Betrag,

 

Gabs nen toten Briefkasten, in dem der Umschlag lag?

 

 

 

Die Wirtschaft soll florieren, die dümpelt vor sich hin,

 

Profite gehen zurück, es gibt nicht mehr genug Gewinn.

 

Der Minister eifrig alles tut, was er tun kann.

 

Sieh da, die Subventionen komm‘ bei den Konzernen an…

 

Selbständige strampeln, vom Hungertuch bedeckt,

 

an dem sie verzweifelt nagen – verborgen, unentdeckt,

 

eine ganze Branche überm Abgrund hängt,

 

ob man wohl erst, wenn sie abgestürzt ist, an sie denkt?

 

 

 

Künstler und Veranstalter im Schacht der Konjunktur

 

Hochgezogne Augenbraun – wozu braucht man Kultur?

 

Wer sonntags Reden hält montags bis samstags schweigt,

 

und sich als kulturlos, als Kulturverächter zeigt.

 

Menschen überleben nur, wenn es Nahrung gibt,

 

nicht nur, wenn man genug sich zwischen seine Zähne schiebt,

 

auch die Seele kann verhungern, wenn man sie darben lässt,

 

ist sie schon abgestorben – wofür lebt dann der Rest?

 

 

 

Copyright 2020 Gerd Schinkel