Die Mühle von Immerath  (danach)                                      a/2

 

 

 

Der Dom von Immerath bewegte die Gefühle:                                a

 

Als er zerstört war, hatte Immerath noch seine Mühle.                    C

 

Älter als der Dom, mehr als dreihundert Jahr,                                 d

 

war sie ein Teil der Landschaft, die für viele Heimat war.               E

 

Sie stand am Rand des Ortes, vom alten Dorfkern fern,

 

Wer glaubt, dass solche alten Mühln nicht mehr wichtig wärn?

 

Man ließ sie dort verfalln, setzte sie nicht mehr instand,

 

dabei war auch die Mühle ein Symbol für dieses Land.

 

Ne halbe Million Ziegelsteine warn in ihr verbaut,

 

der Stadt hat sie gehört – die hat nicht mehr nach ihr geschaut.

 

So stand sie schon seit Jahrn, verlassen und längst leer

 

Man lies sie im Wind verfalln - man brauchte sie nicht mehr.    

 

 

 

Das Windrad stand seit Jahrn, hat auch der Wind geweht –           CH8

 

Es hat sich wie ein Rad des Lebens lang im Wind gedreht, aG

 

geknarrt und auch geächzt, wenn ein Sturm mal kräftig blies,        FC

 

und wer von fern die Mühle sah, sich von ihr grüßen ließ.              FGa

 

 

 

Ein Mühlstein hat das Korn zermahln - dabei half der Wind.

 

Das Windrad hat den Stein gedreht, so ging’s ganz geschwind.

 

Manchmal hat man Getreide gemahlen nur zu Schrot.

 

Wurde Korn zu Mehl, machte der Bäcker daraus Brot.

 

Die Flügel warn zerbrochn, der Mühlstein nicht mehr dort,

 

der Wind pfeift übern Tagebau, bläst die Geschichte fort.

 

Ein anderer Mühlstein, der liegt heut im neuen Immerath,

 

der alte längst verschwand, weil man sich nicht gekümmert hat.

 

Dem Mühlstein geht’s nicht anders als dem ganzen weiten Land:

 

RWE zerkratzt es ohne Sinn, ohne Verstand.

 

Die Erde kann nicht schrein und kann sich auch nicht wehrn -

 

vom Aussichtsturm aus sieht man RWE das Land verheern.

 

 

 

Nicht weit vom Mühlenstandort, da dreht sich ein Schaufelrad,

 

schürft erst die Schicht der Erde weg, die nichts zu bieten hat.

 

Nachdem der Abraum abgeräumt, kommt dann die Kohle dran -

 

und alles nur, dass man im Kraftwerk sie verfeuern kann.

 

Die Mühle wurde abgerissen, heut dort nichts mehr steht.

 

Sie stehn zu lassen, ging nicht – alles irgendwann vergeht.

 

Tagebau ist auch längst sinnlos, nicht mehr zeitgemäß -

 

im Bagger sitzt der Baggerfahrer breit nur sein Gesäß.

 

Die Braunkohle, für Strom verfeuert, so das Klima killt,

 

und das nur, damit RWE die eigene Geldgier stillt.

 

Weil man die Kohle hier verheizt, der Meerespiegel steigt,

 

und wer daran verdienen will, sich unbelehrbar zeigt.

 

 

 

Die Mühle stand am Tagebau, ganz nah an seinem Rand,

 

ein Bagger hat sie platt gemacht - wie das ganze Land.

 

Und sicher wird versichert, dass es sein soll, wie es muss –

 

Wann ist mit dem Wahnsinn der verbrannten Heimat Schluss.

 

RWE verwies auf Pläne, die genehmigt warn,

 

die Mühle stand am Rand im Weg, der Abriss war getan.

 

Inanspruchnahme, bergbaulich, zählt mehr als Denkmalschutz,

 

wo die Mühle stand, blieb wie vom Dom ein Haufen Schmutz.

 

An anderem Ort die Mühle hinzustelln, sei ohne Sinn,

 

die Statik sei beeinträchtigt, ein Pilz sei längst schon drin.

 

Die Antwort eine Seite lang, die Botschaft darin klar:

 

Abgelehnt der Vorschlag – und nun steht sie nicht mehr da.

 

 

 

Die Mühle stand Jahrhunderte von Sturm und Wind umweht –      CH8

 

Im Tagebau das Baggerschaufelrad sich näher dreht.                    aG

 

Die Heimat wird verfeuert, zum Profit für RWE,                             FC

 

Der Meeresspiegel steigt – und RWE plant einen See...                 FGa

 

 

 

Copyright 2018 Gerd Schinkel